Kolumne Apropos Lärmunterdrückungsspezialfunktion

Was alles möglich wäre, wenn man auf sein 20-jähriges Ich treffen könnte – da darf man gar nicht drüber nachdenken. So viel gäbe es zu bereden. Unser Kollege und der junge Alexito aber hätten wahrscheinlich einfach nur Spaß.

 Alexander Mandescheid

Alexander Mandescheid

Foto: Robby Lorenz

Könnten sie nur mal ihr 20-jähriges Ich treffen, sagen manchmal Leute, was würden sie ihn warnen oder ihm raten, ohoho. Und dann lächeln sie wie bei einem Traum über Himbeersahne mit Baiser. Rechtzeitig Bitcoins kaufen, bloß nicht mit dieser Frau, ach ja …

Wenn ich mein 20-jähriges Ich plötzlich treffen würde, käme ich wahrscheinlich gar nicht bis dahin. Ich würde erst mal Bauklötze staunen, dass er da um die Ecke kommt. Er wäre mittlerweile schon 21, weil er zu spät ist. Dann würden wir uns angrinsen und richtig herzlich begrüßen. Denn wir sind echt dicke Freunde – ich um den Bauch herum vielleicht sogar in doppeltem Sinn. Da würde er schon gleich seine Witze machen und fragen, wie er das vermeiden kann: „Sag mir das unbedingt, ha ha!“ Ich auch: „Ha ha!“

Dann würde ich in meine Tasche greifen und ihm sagen: „Du kaufst Dir noch Kopfhörer, um es möglichst laut zu haben. Ich kaufe mir welche, um alles möglichst leise zu kriegen!“, zeige ihm die Lärmunterdrückungsspezialfunktion und hinter her noch ein „ha ha ha!“ Er auch „Ha ha ha“, und: „Eh, es wird mal Kopfhörer geben, durch die man nichts mehr hören kann? Zeig her!“ Er setzt sie auf. Ich drücke den Knopf: „Kein Krach mehr. Im Zug sind manche so laut, dass ich mich nicht mehr auf mein Buch konzentrieren kann.“ Er: „Hä?“.

Da wird seine Erscheinung schwächer. Ich rufe noch schnell: „Kauf Bitcoins!“, und er: „Absolut still, ist ja verrückt!“ Und boff ist er weg, mit einem Plopp. Die Kopfhörer auch. Jetzt stehe ich da. Chance verpasst. Ich hätte mit ihm doch so gern noch Musik gebrannt und auf uns das Glas gehoben.

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