Auf der Suche nach der Sonne – und dem Text

Heinitz · Viel gelacht wurde bei der Probe in der ehemaligen Grundschule Heinitz, wo der Theater- und Spielverein Die Kulisse das diesjährige Neunkircher Weihnachtsmärchen „Die tapferen Drei“ einstudiert.

 Regisseurin Ida Jacobi (links) gibt den Akteuren Anweisungen zum Stück„Die tapferen Drei“. Foto: Jörg jacobi

Regisseurin Ida Jacobi (links) gibt den Akteuren Anweisungen zum Stück„Die tapferen Drei“. Foto: Jörg jacobi

Foto: Jörg jacobi

Ohne Fantasie könnte das nicht funktionieren. Dann wäre das hier nur ein mäßig warmer Sportsaal mit grellem Neonlicht, wo sich eine junge Frau im Nachthemd gerade auf einen Stapel Turnmatten bettet - eine verhärmte Puppe, einen seltsamen Fellhausschuh und eine zusammengefaltete Jacke im Arm. Tatsächlich befinden wir uns aber im Kinderzimmer des kranken Evchens, der die Mutter gleich ihre Medizin bringt und dann die drei Spielkameraden ihrer Tochter - Teddy, Puppe und Hampelmann - in die Spielecke räumt.

Teddy und die Himbeerklöße

Kurz darauf erwacht das Trio zum Leben, zuletzt der überdimensionale Braunbär. Trotz gewisser charakterlicher Schwächen mutiert er sofort zum Sympathieträger. "Kennt ihr etwas Besseres als Himbeerklöße mit Specksoße?", fragt Meister Petz die Freunde mit schwärmerischem Unterton. Jemand fängt an zu prusten. Puppe Susi und Hampelmann Hansel fallen ein und dann das halbe Ensemble. Ein Insiderwitz? Nö, nur ein Wortdreher: Eigentlich sind Speckknödel mit Himbeersoße Teddy Lieblingsspeise. Keine große Sache, aber es entspannt so schön, gemeinsam zu lachen. Da vergisst man glatt für einen Moment, dass in zwei Wochen Premiere ist. Die Abläufe sitzen zwar, aber mit den Texten hapert es ziemlich. Ursula Britz, eigentlich für Kostüme zuständig, kommt aus dem Soufflieren nicht heraus.

Ob Ida Jacobi nervös ist, sieht man ihr nicht an. Es ist ihre erste Regiearbeit, vor zwei Jahren spazierte sie beim Weihnachtsmärchen der "Kulisse" noch als Alice durchs Wunderland. "Ich hab schon länger überlegt, dass es interessant wäre, auch mal Regie zu führen", erzählt die 23-jährige Studentin der Historisch orientierten Kulturwissenschaften. Als dann in der Rundmail an die Vereinsmitglieder von der vakanten "Stelle" die Rede war, ergriff Ida Jacobi die Chance. Das Stück hat sie selbst ausgesucht. "Es sollte etwas wirklich Märchenhaftes sein." Schon beim Lesen des Skriptes sah sie den einen oder anderen "Kollegen" in bestimmten Rollen. Der Text musste noch etwas gekürzt werden. Mehr als eine gute Stunde will man den jungen Zuschauern (empfohlen ab vier Jahren) nicht zumuten. Eine kleine Rolle hat die Jungregisseurin gleich komplett gestrichen, soviel Autonomie muss sein.

Gute Nerven sind gefragt

Die fantastischsten der Kostüme stammen von Jochen Maas - Garant für einen Augenschmaus auf der großen Bühne der Gebläsehalle, die das 13-Personen-Ensemble irgendwie füllen muss. Bis dahin gibt es noch einige zusätzliche Proben - viel Stress für Ida Jacobi, die nebenbei selber noch Theater spielt. Mit die größte Herausforderung sei es, den Probenplan zu erstellen, weil immer irgendjemand nicht kann. Andererseits ist dies nicht die schlechteste Vorbereitung auf ihre berufliche Zukunft im Bereich Eventmanagement.

Zum Glück habe man sie gleich akzeptiert, freut sich die Nachwuchsregisseurin, "obwohl ich jünger als die meisten Mitwirkenden bin". Ob sie das Experiment Regiearbeit noch mal wiederholen will? "Auf jeden Fall", am liebsten mit einem Stück mit Jugendlichen für Jugendliche. Aber jetzt müssen die tapferen Drei erstmal die Sonne finden - gar nicht so einfach in einer tiefschwarzen Novembernacht in Heinitz .

Zum Thema:

Auf einen Blick Aufführungen: Donnerstag, 1. Dezember, Freitag, 2. Dezember, jeweils um 10 Uhr, sowie Samstag, 3. Dezember, 16 Uhr, in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen. Karten: im Vorverkauf zu 3,80 Euro bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional und unter der Tickethotline (06 51) 9 79 07 77; Preis an der Tageskasse fünf Euro. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort