Auf der Suche nach dem einen, guten, wahren Mann

Neunkirchen · Nach sechs Jahren Neunkirchen-Abstinenz wieder da: Lisa Feller, Stand-up-Komikerin mit reichlich Bildschirm-Erfahrung.

 Lisa Feller mit ihrem neuen Programm „Der Nächste, bitte!" in Neunkirchen.

Lisa Feller mit ihrem neuen Programm „Der Nächste, bitte!" in Neunkirchen.

Foto: Jörg Jacobi

Ach herrje, am Schluss ging es tatsächlich um Todeslisten. In Kombination mit dem Namen ihres neuen Programms "Der Nächste, bitte!" wirft das unter Umständen ein ganz falsches Bild auf Lisa Feller. Jene TV-Schillerstraßen-Bewohnerin - blond gelockt, mädchenhaft und irgendwie rehäugig - die doch nur eines will: den Einen, Guten, Wahren. Mann. Und da hakt es dann auch schon gleich. Denn was sich da so an Material anbietet, hat zwar einen Wahnsinns-Unterhaltungswert. Ist deshalb aber noch lange nicht beziehungstauglich.

Allein die Männergrippe wäre schon ein Grund, Single bis weit in den Lebensabend hinein zu bleiben. Köstlich, wie Feller die Walfischgesänge des erkälteten Lovers intoniert. "Ich stand kurz davor, schnell die Kinder zu rufen, damit er sie noch mal sehen kann." Fast noch schöner die Vorführung, wie er, Mister Universum höchst selbst, die Geschirrspülmaschine ausräumt: Zärtlich wird jeder Teelöffel einzeln zur Besteckschublade eskortiert und dort meditiert, bis das zuschauende Weibchen endlich in Anbetung auf die Knie fällt und dem Geschlechterrollen sprengenden Held der Arbeit huldigt. Nein, so richtig gut weg kommt keiner dieser Larse, Christians und Torbens.

Vielleicht sollte es Feller einfach wie ihre Freundin Brigitte halten mit ihrem Faible für gepiercte Typen: "Die kennen Schmerz und haben schon mal Schmuck gekauft." Zum Glück gibt es ja noch ihre kleinen Männer. Als allein erziehende Mutter zweier Pimpfe kann Feller aus einem fast bodenlosen Kindermund-Popel-Pups-Rührmomente-Fundus schöpfen. Da gibt es die Schöner Backen-Wettbewerbe im Kindergarten, bei denen frau nur verlieren kann. Oder es gilt, die Funktion von Tampons zu erklären - aber bitte nicht demonstrieren, "sonst brauchen die Jungs wieder vier Wochen Licht beim Einschlafen" . Oder, noch ein Klassiker: Fahrgastraumreinigung - "das Polsterabsaugen klingt immer wie morsen" und danach heilig schwören, dass nie wieder im Auto gegessen wird. Beim ersten Quengeln einknicken und die Banane nach hinten reichen - ja, das kennen Eltern nur zu gut. Neu dagegen der geschäftstüchtige Ansatz, den Inhalt des Staubbeutels portionsweise als "Wundertüten" zu verkaufen. "Da ist in jedem Fall was Gesundes, was zum Spielen und was Süßes drin."

Zwischendurch beweist die gebürtige Düsseldorferin, die mal Grundschullehramt studiert hat, Mut zur Lücke. Zu neu sind die Texte, als dass es schon flutschen könnte. Wobei dieses unverkrampfte zum Skript Huschen, rum Blättern, ganze Passagen Vergessen und mit "achja, das ist auch schön" Wiederfinden - also letztlich Improvisieren - etwas selten Authentisches und Sympathisches hat.

Und bei der Todesliste handelte es sich im Übrigen um die des großen bösen Bären. Der murkst alle Waldtiere ab - bis auf den Hasen, der trotz seiner Heidenangst spontan fragt, ob ihn der Bär nicht einfach von der Liste streichen könnte. "Klar, kann ich", brummt der Petz. Manchmal ist das Leben ganz einfach. Ansonsten: Der Nächste, bitte!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort