Auf den Geschmack kommt's an

Kreis Neunkirchen · Nach einem zumindest wettertechnisch durchwachsenen Sessionsende werden heute das Ende der Fastnacht und der Beginn der Fastenzeit gefeiert. Das Traditionsgericht: eingelegter Hering.

 Bevor er in den Verkauf kommt, wird der fangfrische Hering filetiert und in Lake oder Öl eingelegt. Symbolfoto: Stefan Sauer/dpa

Bevor er in den Verkauf kommt, wird der fangfrische Hering filetiert und in Lake oder Öl eingelegt. Symbolfoto: Stefan Sauer/dpa

Eingelegte Heringe sind eine Kunst. Mit Wacholder oder ohne, Karotten rein oder nicht, geschnitten oder am Stück - das sind nur einige Fragen, bei deren Erörterung schon in der Neunkircher Lokalredaktion ganz unterschiedliche Meinungen zum Vorschein kamen. Kleinster gemeinsamer Nenner war Sahne- beziehungsweise Joghurtsoße und Zwiebeln . Deshalb haben wir uns bei Fastnachtsaffinen, Gastronomen und dem Handel nach dem fischigen Klassiker erkundigt.

Im Neunkircher Hotel Ellenfeld - bis gestern eine Fastnachtshochburg in der Stadt - ist man fürs große Heringsessen gerüstet. Chefin Sabine Moog hat den Fisch am Wochenende nach dem Hausrezept (siehe Infobox) schon vorbereitet. Zwei Tage ziehen sollte er mindestens, erklärt sie. Wer als Kurzentschlossener am Abend noch zum Essen kommen wolle, könne sich gerne noch telefonisch anmelden.

Mit Gastronomie-Mengen hat es auch der Club Culinaire - Hobbyköche Neunkirchen zu tun. Heiner Harry bereitet in der Zeit nach Fastnacht insgesamt gut 180 Portionen zu. Rund 50 werden beim traditionellen Heringsessen des Neunkircher Karnevals Ausschusses (NKA) im Robinsondorf über die Theke gehen. Bei ihm gehören neben Sahne , Schmand und Joghurt auch Wacholderbeeren, Lorbeer, Nelken und andere Gewürze in die Soße. Harrys Geheimtipp: "Eine gewisse Menge scharfen Meerrettich oder Senf an die Soße geben, aber so, dass es nicht vorschmeckt." Für den Hausgebrauch empfiehlt der ambitionierte Hobbykoch einen saarländischen Würzessig anstelle von Essig-Essenz. "Das passt einfach wunderbar." Außerdem gehören laut Harry gestiftete Gurken, Braeburn-Äpfel, ein paar Zitronenscheiben und gestiftete Karotten dazu. Für das orangene Wurzelgemüse ist Karl Albert, NKA-Präsident und Chef der CDU-Stadtratsfraktion, "grundsätzlich offen", mag seine Heringe privat aber eher klassisch: "Am liebsten mit Pellkartoffeln, Sahnesoße und Zwiebeln . Apfel kann, muss aber nicht", so Albert. Das Gleiche gelte für Wacholder. Auf das Lorbeerblatt will Albert nicht verzichten: "Wer das hat, muss Geschirr spülen", scherzt er. Heringe gebe es übers Jahr verteilt öfter. Allerdings sei er ein bekennender Meider des politischen Aschermittwochs. Beim Heringsessen seines Ortsverbandes gebe es Politik "höchstens in homöopathischen Dosen".

Stefan Kohler, SPD-Chef von Spiesen-Elversberg, spricht sich klar für die Karotte beim Hering aus. "Die müssen unbedingt dran." Am liebsten isst er den Hering - obwohl selbst Hobbykoch - ganz traditionell am Freitag nach Aschermittwoch bei seiner Mutter. Mit deutlich größeren Mengen als für das gemütliche Familien-Essen hat es auch Benedikt Schäfer zu tun. Er ist Leiter des C+C Großhandels am Boxberg. Besonders gut gingen hier die Heringsfilets in Lake. Zweistellige Zuwächse bei Heringen hatte der Markt zu verzeichnen. "Wir haben zwischen drei und vier Tonnen verkauft", so Schäfer. Auch er bevorzugt das Gericht traditionell. Was in der Schäferschen Variante nicht fehlen darf, sind Senfkörner. Karotten, obwohl optisch ansprechend, verbannt der Gastro-Profi lieber von seinem Heringsteller. Als Getränk empfiehlt Schäfer einen trockenen Riesling "oder ganz klassisch ein Pils". Letztendlich entscheidet der persönliche Geschmack.

 Der Klassiker: Sahnehering mit Zwiebeln. Als Beilage gibt es Kartoffeln. Symbolfoto: PM/Honk

Der Klassiker: Sahnehering mit Zwiebeln. Als Beilage gibt es Kartoffeln. Symbolfoto: PM/Honk

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Zutaten nach Sabine Moog: Heringsfilets in Lake (gut gewässert), hausgemachte Mayonnaise aus gutem Öl, Zwiebelringe, Boskop-Äpfel, Karotten in dünnen Scheiben und frische Sahne . Die Soße wird mit Pfeffer, Essig, Lorbeerblatt, Nelke und Wacholderbeere verfeinert. Der Fisch sollte mindestens zwei Tage ziehen. Zum Servieren mit Petersilie bestreuen. Dazu gibt es Pellkartoffeln und traditionell ein Bier oder einen Grauburgunder. spe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort