Auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt

Neunkirchen · Fit für einen Beruf in Wirtschaft und Verwaltung sind die Absolventen der Handelsschule am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum in Neunkirchen. Schulleiter Heiko Staub und Schulpfarrer Udo Nilius verabschiedeten die Absolventen.

 Abschlussfoto vor der Schule: die Klassen H 11a und H 11b Handelsschule Wirtschaft am KBBZ Neunkirchen. Foto: THomas Seeber

Abschlussfoto vor der Schule: die Klassen H 11a und H 11b Handelsschule Wirtschaft am KBBZ Neunkirchen. Foto: THomas Seeber

Foto: THomas Seeber

"Wenn du übers Wasser gehen willst, musst du aus dem Boot steigen." Eine vielleicht etwas überraschende Ansage bei einer Abschlussfeier anlässlich der Erreichung des Mittleren Bildungsabschlusses, doch dazu später. Ort des erfreulichen Anlasses war das Foyer des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums Neunkirchen , wo die Handelsschüler ihre Zeugnisse überreicht bekamen - ein Ziel, für das sie "mindestens zwei Jahre gekämpft haben", so Fachabteilungsleiter Thomas Alt in seiner Begrüßung. In diesen zwei Jahren wurden den jungen Frauen und Männern Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, die sie für einen späteren Beruf in Wirtschaft und Verwaltung benötigen.

Besonders ausgezahlt hat sich das Lernen für Lars Schumacher, der als Klassenbester der H 11 A von Schulleiter Heiko Staub ausgezeichnet wurde. In der Parallelklasse H 11 B schnitt Axel Baldauf am besten ab und wurde zugleich als Jahrgangsbester geehrt. Ihnen und ihren 29 Mitschülern steht nun der Weg beispielsweise in die Fachoberschule, das Wirtschaftsgymnasium, die mittlere nichttechnische Beamtenlaufbahn oder auch die Fachschule für Sozialpädagogik offen. Einen ganz unkonventionellen Lebensweg beschrieb Schulpfarrer Udo Nilius in seiner Ansprache. Dafür ging er in der Geschichte zurück bis zum 14. August 1980: Damals fuhr ein arbeitsloser Elektromonteur mit der Straßenbahn zur Danziger Leninwerft. Er kletterte über die Werftmauer und führte, obwohl er da schon nicht mehr zur Belegschaft gehörte, die streikenden Arbeiter an. Gemeinsam forderten sie die Wiedereinstellung entlassener Dissidenten sowie höhere Löhne und Lockerung der Zensur. Der Aufstand entwickelte sich zum Generalstreik und löste letztendlich den demokratischen Umbruch Polens aus. Hatte sich doch Lech Walesa , der charismatische "Held von Danzig", an die Spitze des Streikkomitees gesetzt und die kommunistische Regierung mit Unterstützung der Massen in die Knie gezwungen. Drei Jahre später bekam Walesa als Vorsitzender der Gewerkschaft Solidarnosc den Friedensnobelpreis, im Dezember 1990 wurde er der erste frei gewählte Präsident Polens.

Für Pfarrer Nilius ist Walesa ein Beispiel für jemanden, der "aus dem Boot der Sicherheit steigt und über Wasser geht" - was die Bibel im Matthäus-Evangelium vorweg genommen hat. Dort fordert Jesus den im Boot sitzenden Jünger Petrus auf, zu ihm auf den See zu kommen. Tatsächlich läuft Petrus ein paar Schritte übers Wasser. "Etwas tun, was man aus eigener Kraft niemals schaffen würde", das, so Nilius, ist auch uns heute "mit Gottes Hilfe möglich". Doch dafür müsse man "raus aus der Komfortzone".

"Gibt es in eurem Leben ein Boot, das ihr verlassen solltet?", wandte er sich direkt an die scheidenden Schüler und ermutigte sie mit dem eingangs zitierten Satz, ihren ganz eigenen Weg zu gehen.

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