Arbeitsalltag hinter Sicherheitstüren

Hier schafft der Chef

 Pascal Jenal, der Leiter der JVA Ottweiler, in seinem Büro. Hier verbringt er nicht den gesamten Arbeitstag, denn er ist auch viel im Hafthaus unterwegs. Foto: Willi Hiegel

Pascal Jenal, der Leiter der JVA Ottweiler, in seinem Büro. Hier verbringt er nicht den gesamten Arbeitstag, denn er ist auch viel im Hafthaus unterwegs. Foto: Willi Hiegel

Ottweiler. Freundliche Farben begrüßen den Besucher. Dass man sich im Gefängnis befindet, daran erinnern im Verwaltungsgebäude nur die Sicherheitstüren. Auch das Büro des Anstaltsleiters Pascal Jenal ist in warmen Gelbtönen gehalten. An den Wänden hängen zwei Bilder, eines davon ist Vincent van Goghs Gemälde "Caféterrasse am Abend" nachempfunden. "Die Bilder wurden von Häftlingen gemalt", erklärt Jenal und stapelt die Akten auf seinem Schreibtisch. Seit fast drei Jahren ist der Richter jetzt Leiter der Justizvollzugsanstalt in Ottweiler. Umgestaltet hat er sein Büro in dieser Zeit nicht. "Wenn mein Vorgänger zu Besuch kommt, sagt er immer ,Hier hat sich nicht viel verändert'", sagt Jenal und ergänzt lachend: "Nur einen neuen Stuhl habe ich mir geholt." Außerdem hat er eine Kaffeemaschine mitgebracht, ein Abschiedsgeschenk von den ehemaligen Kollegen. Diese kommt vor allem am Morgen bei der Frühbesprechung mit den führenden Mitarbeitern zum Einsatz. "Dann koche ich Kaffee", sagt Jenal. "Und ich weiß auch genau, wer ihn mit Milch und Zucker trinkt und wer nicht."Eine kleine Veränderung in dem Büroraum schwebt dem Richter allerdings noch vor. "Ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, ein Motto anstelle des Bildes anbringen zu lassen." Es ist ein Zitat von Dostojewski: "Den Grad der Zivilisation einer Gesellschaft kann man am Umgang mit ihren Gefangenen ablesen." "Das stimmt", nickt Jenal. Wenn man bedenke, wie man teilweise in anderen Ländern mit den Häftlingen umspringe.

Während es an seinem Arbeitsplatz wenig Umgestaltung gab, so hat Jenal aber bei den Abläufen einiges verändert. Es mache ihm Spaß, hier die Möglichkeit zu haben, unkompliziert neue Ideen umzusetzen. Pascal Jenal hat auch sieben Jahre lang als Rechtsanwalt gearbeitet. Die Unterschiede zwischen Anwalt, Richter oder Anstaltsleiter seien nicht so groß. Es gehe immer um die korrekte Anwendung von Gesetzen. Im Gefängnis müsse jedoch oftmals schneller entschieden werden. "Das Anliegen der Menschen muss zeitlich nah geregelt werden. Wenn Akten einen Moment länger liegen, beschweren sie sich nicht." Aus diesem Grund pflegt Jenal den direkten Kontakt mit den Gefangenen. "Ich bin nicht nur hier am Platz, sondern auch öfter im Hafthaus unterwegs", beschreibt Jenal seinen Arbeitsalltag. Einmal in der Woche haben die Häftlinge die Gelegenheit, um ein Gespräch mit dem Anstaltsleiter zu bitten. Dabei kämen überwiegend Vollzugsplanungen als auch Dinge des täglichen Ablaufs zur Sprache. Für alle Neuzugänge ist ein Gespräch mit Jenal obligatorisch. Auch vor dem Ende der Haft unterhält sich der Anstalts-Chef mit den Gefangenen. Pascal Jenal gefällt es gut in seinem Büro, auch deshalb, "weil ich, wenn ich morgens reinkomme, nicht weiß, wie der Tag genau wird." "Das Anliegen der Menschen muss zeitlich nah geregelt werden. Wenn Akten länger liegen, beschweren sie sich nicht."

Pascal Jenal

AUF EINEN BLICK

Seit 1970 gibt es die Justizvollzugsanstalt für jugendliche Straftäter in Ottweiler. Anstaltsleiter ist seit fast drei Jahren Pascal Jenal. Nachdem die JVA Neunkirchen mit Außenstelle St. Ingbert aufgelöst wurde, sind die Erwachsenen im Offenen Vollzug seit zirka einem halben Jahr auch in Ottweiler untergebracht. Eine Teilanstalt mit Freigängern gibt es noch in Saarlouis. Derzeit sind 107 Jugendliche in Ottweiler inhaftiert. Im Offenen Vollzug sind in Ottweiler und Saarlouis insgesamt 140 Erwachsene. Mitte der 1980er Jahre waren in Ottweiler noch 330 kriminelle Jugendliche untergebracht. Die Zahl der jugendlichen Gefangenen sei seit Jahren rückläufig, erklärt Jenal. evy

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