Angstjauchzer auf dem Kirmesplatz

Neunkirchen · Die Neunkircher Kerb auf dem Eisweiher hat am Samstagabend nach Sonnenuntergang viele Besucher angezogen. Die sammelten dort ganz unterschiedliche Eindrücke, wie ein Kirmesbesuch der SZ zeigt.

 Gute Stimmung auf der Neunkircher Kirmes. Ein Highlight war das Fahrgeschäft "Chaos". Foto: Thomas Seeber

Gute Stimmung auf der Neunkircher Kirmes. Ein Highlight war das Fahrgeschäft "Chaos". Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die Schreie wurden immer schriller. Perfekt. Adelten sie doch das 22 Meter hohe Fahrgeschäft namens "Chaos", das zu den Hauptattraktionen der Neunkircher Kerb gehört. Am späten Samstagabend warteten Trauben von Fahrwilligen, um einen Platz in einer der raumschiffartig illuminierten Gondeln zu ergattern. Anschließend ging es mit ausladenden Pendelbewegungen gen Himmel, akustisch untermalt von lustvollen Angstjauchzern. Überhaupt herrschte am Samstag nach Sonnenuntergang reger Betrieb auf dem Eisweiher - friedlich mischten sich Sprachen, Herkunftsländer, Alter und sozialer Status. Während "Beach Polyp", Boxautomaten und diverse Autoscooter mehr die Älteren ansprachen, zog es die Jüngsten magisch zu "Massels Märchenland". Im Polizei- oder Kranwagen kurvten sie an einem Wasser speienden Riesenpilz vorbei. Die Coupons kassierte André mit seinem Freund Kiano vom "Hyper Coaster" nebenan. Mit fünf und sechs Jahren sind sie kaum älter als ihre Kundschaft - und schon routinierte Jung-Schausteller. Die Plätze in den zwei Biergärten waren fast zur Gänze belegt. Der Liter Fassbier kostet acht Euro. Während die Schlange am Eissalon nicht abriss, standen sich nebenan im "Bella Napoli" die Pizzabäcker die Beine in den Bauch. Für eine Wurst im Weck hatte sich Max (6) entschieden, bevor er mit Mama und Oma den Heimweg nach Heinitz antrat. Die Berg- und Talbahn hatte es ihm angetan. "Wir sind jedes Jahr auf der Kirmes", verriet Denise Reck-Mettendorf. Auch diesmal habe es Spaß gemacht. "Das Beste war, dass die Ponys weg sind." Die Tiere haben ihr immer leidgetan, wie sie mit quengelnden Kindern auf dem Rücken stundenlang Runden drehen mussten. Dass es diesmal kein Festzelt und keine Livemusik gab, war Corinna Mettendorf aufgefallen. Deutlich kritischer sieht Gunter Draudt den Zustand der Neunkircher Kerb.

Mit Eis, selbst gebrannten Mandeln und Lebkuchenherzen ist der Bexbacher seit 30 Jahren dabei. "Es ist ein Elend", sagt er. "Kucken sie mal auf die Hände. Die Allerwenigsten tragen irgendetwas, das sind alles Sehleute." Sein Umsatz betrage heute nur noch den zwanzigsten Teil von vor zehn Jahren. Was viele Ursachen habe, darunter das fehlende Zelt und Unterhaltungsprogramm. "Das Feuerwerk Freitagabend war kaum aus, da sind die Leute schon gegangen." Ohne Frühschoppen kommen auch keine Betriebe mehr. Dazu die großen Lücken auf der Festwiese. "Und wir haben zu viele Spielangebote."

Neben Klassikern wie Luftgewehrschießen, Enten angeln oder Losen kann man Bälle in aufklappende Truhen werfen oder im Sand nach Diamanten graben. Auch kulinarisch ist Draudt unzufrieden: "Zu viele Rostwurstbuden." Dabei konnte man sich auch mexikanische Weizentortillas füllen lassen, Obstspieße genießen oder Strauben knabbern. Das Fettgebäck aus dem 19. Jahrhundert, das Markus Lasarsch aus Landstuhl wiederentdeckt hat, soll sogar Glück bringen.

Was Florian Hein gar nicht nötig hatte. Der junge Papa ließ mit ruhiger Hand 24 Luftballons fast ohne Patzer nacheinander platzen. Geübt ist geübt, so der Neunkircher: "Ich spiele regelmäßig Dart ."

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