Neue Bewohner 30 000 Bachforellen für die Blies

Neunkirchen · Neunkircher Angelsportvereine werden am 18. Mai die Population rapide erhöhen.

 Am Samstag werden 30 000 Bachforellen von engagierten Fischerei-Freunden in die Blies entlassen.

Am Samstag werden 30 000 Bachforellen von engagierten Fischerei-Freunden in die Blies entlassen.

Foto: Anja Kernig

Für die Blies wird der 18. Mai kein Tag wie jeder andere: Gewinnt sie doch an diesem Samstag auf einen Schlag 30 000 Bachforellen, jede vier bis sechs Zentimeter groß und aufgewachsen in Fraulautern in der vom Fischereiverband betriebenen Fischzucht. Zu verdanken hat das Fließgewässer den Zuzug der Interessengemeinschaft (IG) der Fischereivereine an der Blies, denen rund 1000 Mitglieder angehören. Zu den erklärten Zielen der IG gehört es neben der gemeinsamen Bewirtschaftung der Blies, die Fischfauna des Gewässers wieder in einen ursprünglicheren Zustand zurückzuversetzen. Was derzeit explizit mit Quappen, Äschen und eben jenen Forellen praktiziert wird. Wie genau das 2019 ablaufen soll, darüber verständigten sich Vertreter der 30 zugehörigen Vereine bei ihrem Treffen im Binsenthal. Gastgeber war der Angelsportverein Neunkirchen. Dessen Vorsitzender Wolfgang Ewertz erinnert sich noch gut an den erbarmungswürdigen Zustand der Blies zu Zeiten des Eisenwerks: Eine „schwarze Brühe“ sei sie in den 1980er Jahren gewesen. Doch, da gab es trotzdem Fische, aber „das waren Künstler“, flachst Ewertz, der dem Vorstand der IG angehört. Was die Schadstoffbelastung und den Stickstoffgehalt anbelangt, habe man es heute locker mit einer 1:10-fachen Verdünnung im Vergleich zu damals zu tun. Es hat sich viel getan an und mit der Blies – dank der vielen Kläranlagen des EVS und der Angelsportler.

Doch Rückfälle gibt es immer wieder, die den Bliespächtern Sorgen bereiten: Etwa, wenn durch Firmen wasserlöslicher Kleber in die Blies kommt, so Ewertz. Ein anderes Problem sind Tenside. Diese Stoffe, die die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen, schädigen beim Kontakt mit Wasserbewohnern deren biologische Membrane, etwa die Kiemenblättchen der Fische. Auch die Zelldurchlässigkeit für giftige Stoffe wie Schwermetalle oder Pestizide wird durch die Tensidbenetzung erhöht. Leider gebe es keine zulässigen Grenzwerte für Tenside, so dass die Einleiter nicht haftbar gemacht werden können. Verschärft wird das Problem durch Ereignisse wie jüngst den Brand in Erbach, nach dem größere Mengen des von der Feuerwehr eingesetzten Mehrbereichsschaummittel STHAMEX f-15 mit leicht abbaubaren Tensiden in die Gewässer gelangten, gut sichtbar durch einen weißen Schaumteppich.

Das konterkariere natürlich die Bestrebungen, die Wasserqualität stetig zu verbessern, was Voraussetzung sei, um anspruchsvollere Arten anzusiedeln und letztlich eine größere Artenvielfalt zu generieren. Die Angler selbst hegen und pflegen die Bäche – nicht nur im Rahmen der Picobello-Aktion, sondern das ganze Jahr über. Auf zehn bis zwölf Einsätze pro Jahr kommen allein die Neunkircher: „Wenn was drin liegt, holen wir es wieder raus“, so Ewertz. Wie ihre Kollegen in den drei anderen Landkreisen bergen die Ehrenamtler vom Autoreifen über Waschmaschinen und Einkaufswagen auch solch eklige Dinge wie mit Windeln gefüllte Säcke aus Betreuungseinrichtungen.

Doch zurück zum Fischbesatz. Möglich wird auch dieser nur durch das ehrenamtliche Engagement. Finanzielle Unterstützung kommt vom Umweltministerium. Das von Kritikern gern vorgebrachte Argument, dass die Angler nur aus Eigennutz tätig werden, können Vorstandmitglieder Karl Rojan (ASV Beeden) und Siggi Schmidt (ASV Herbitzheim) schnell entkräften: „Ein Teil der Fische, die wir einsetzen, sind für uns Angler gar nicht relevant.“ Die Quappe etwa steht unter ganzjährigem Schutz und darf nicht beangelt werden.

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