Als die Innenstadt rot schimmerte

Wiebelskirchen · Für eine Sommer-Serie haben wir Ortsvorsteher im Landkreis nach markanten Punkten in ihrem Ort gefragt, die die SZ nun während der Sommerzeit vorstellt. In Wiebelskirchen entwickelt sich die Schachtanlage „Gegenort von der Brache“ nicht nur zum Veranstaltungsort, sondern auch zum lebendigen Museum.

 Der stellvertretende Ortsvorsteher von Wiebelskirchen Peter Müller mit Schrämwalze, im Hintergrund der alte Förderturm.

Der stellvertretende Ortsvorsteher von Wiebelskirchen Peter Müller mit Schrämwalze, im Hintergrund der alte Förderturm.

Für Peter Müller ist der Besuch auf der alten Schachtanlage "Gegenort" eine Reise in die eigene Vergangenheit. "Schauen Sie hier, eine Schrämwalze", ruft der stellvertretende Wiebelskircher Ortsvorsteher begeistert und zeigt auf einen grauen Metallklops. "So was haben wir damals bei Krummenauer hergestellt." Mit einer Schrämwalze, erklärt der ehemalige Anlagenbauer, habe man damals unter Tage Kohle gefräst. "Das bewegt mich schon etwas", sagt er. Das ganze Gelände des Gegenorts ist vollgestellt mit Erinnerungen aus einer gar nicht allzu entfernten Zeit, in der, wie Müller es formuliert, "die Neunkircher Innenstadt rot schimmerte": Ausrangierte Loren stehen da neben dem stillgelegten Förderturm, am Rande des Platzes zwischen Schacht und Förderturm stehen Bohrmaschinen und Pressen, in der Mitte leuchtet ein riesiger gelber Stempel, mit dem damals Grubenwände abgestützt wurden.

"Wissen Sie, wir haben früher von Kohle und Stahl gelebt", sagt ein sichtlich bewegter Müller, der bis 1978 auf der Hütte gearbeitet hat. Auch Wiebelskirchen sei "mit der Grube gewachsen". Umso mehr freut sich Müller, als er von Günter Pfeffer erfährt, dass auf dem Gelände bald ein "kleines Museum" entstehen soll.

Der Wiebelskircher, der mit Bergbau sein Leben lang wenig zu tun hatte, betreut die Anlage seit einigen Jahren, da er direkt um die Ecke wohnt. Er hat auch Schlüssel zum alten Förderturm und zu einer kleinen Halle, in der noch mehr alte Maschinen stehen. Er ist auch der Ansprechpartner für alle, die das Gelände einmal besichtigen möchten (siehe: Auf einen Blick). Ortsvorsteher Rolf Altpeter ist für alles Fachliche zuständig und gibt schon mal eine Führung für interessierte Besucher. Gemeinsam wollen die beiden in den kommenden Monaten den Plan eines kleinen Gegenort-Museums verwirklichen. Müller freut sich darüber.

Schon bei der Besichtigung des Erlebnisorts Reden habe er "vieles erfahren, was ich auch nicht gewusst habe". Ähnliches erhoffe er sich für Wiebelskirchen . Auch für seine Söhne könne das interessant sein: "Die wissen ja gar nicht, wie das damals hier ausgesehen hat."

Doch der Gegenort ist nicht nur ein wachsendes Museum. Seit Längerem kann man die Schachtanlage auch über die Neunkircher Kulturgesellschaft für private Feiern und Betriebsfeste mieten, offensichtlich mit einigem Erfolg. Laut Pfeffer gebe es für dieses Jahr "nur noch wenige freie Termine".

Zum Thema:

Ein Blick in die Halle mit den alten Maschinen, die früher beim Bergbau zum Einsatz kamen. Fotos: Robert Schmidt

Ein Blick in die Halle mit den alten Maschinen, die früher beim Bergbau zum Einsatz kamen. Fotos: Robert Schmidt

Auf einen Blick Wiebelskirchen hat als Stadtteil von Neunkirchen derzeit rund 9200 Einwohner. Die ehemalige Schachtanlage "Gegenort" kann sowohl für Veranstaltungen gemietet, als auch privat besichtigt werden. Für Vermietungen zuständig ist Mario Schreiner von der Neunkircher Kulturgesellschaft, Telefon (0 68 21) 2 90 06 13, E-Mail: vermietungen@nk-kultur.de. Besichtigungen ermöglicht Anwohner Günter Pfeffer , Telefon (0 68 21)9 14 44 74. rob

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort