Als die City ihr neues Gesicht erhielt

Neunkirchen · Bei älteren Neunkirchern verblasst langsam die Erinnerung, jüngere haben keine eigenen Bilder im Kopf: Wie aus dem Eisenwerksgewirr der heutige Neunkircher Stadtkern mit Stummplatz und Einkaufstempel entstand, verdeutlicht derzeit eine Ausstellung im Saarpark-Center, die das Haus zu seinem 25. Geburtstag präsentiert.

 Ganz im Sinne des Historischen Vereins: Präsident Friedrich Decker (links) und der zweite Vorsitzende Horst Schwenk begrüßen die Präsentation des Neunkircher Wandels im Saarpark-Center. Foto: i Hiegel

Ganz im Sinne des Historischen Vereins: Präsident Friedrich Decker (links) und der zweite Vorsitzende Horst Schwenk begrüßen die Präsentation des Neunkircher Wandels im Saarpark-Center. Foto: i Hiegel

Foto: i Hiegel

"Das waren mit die interessantesten Jahre in meinem Berufsleben", betont noch heute Friedrich Decker. Gemünzt ist dies auf die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als das heutige Gesicht der Innenstadt entstand. Decker hat diese Phase an "vorderster Front" begleitet - als Stadtplaner im Rathaus, dann als Bauamtsleiter und schließlich als Bürgermeister.

16 große Doppeltafeln in der West-Mall des Saarpark-Centers zeigen derzeit eine der wichtigsten Wandlungen Neunkirchens sozusagen im Zeitraffer. Die Präsentation mit zeitgeschichtlichen Fotos und Zeitungsauschnitten, die das Center zu seinem 25-jährigen Bestehen zusammengestellt hat, ist vorwiegend besagtem Zeitabschnitt gewidmet. Und Alt-Oberbürgermeister Decker trägt heute als Präsident des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen (HSVN) dazu bei, dass er nicht in Vergessenheit gerät. Das Center hat dem Verein ergänzend zur Präsentation einen Infostand eingeräumt (siehe "Auf einen Blick").

Nachdem 1982 die Hochöfen endgültig erloschen waren, war die Stadt am Zug: Erwerb des Geländes, Abriss des Eisenwerks, Neuordnung der Infrastruktur und die Stadtkernerweiterung wurden in die Wege geleitet. Damals war keineswegs sofort klar, wie's weitergehen wird, erinnert sich Fritz Decker beim Rundgang mit der SZ durch die Center-Präsentation. Saarberg hatte Ambitionen den "Hüttenpfeiler", ein zu Zeiten des Eisenwerks nicht antastbares Kohleflöz unterm Werksgelände, abzubauen. Und der damalige Wirtschaftsminister Werner Klumpp (FDP ) dacht angesichts der zweiten Ölkrise im Land an eine Großanlage zur Kohleverflüssigung. Erst 1984 hatte die Stadt freie Hand, als auch ein angedachtes Industriemuseum für Völklingen reserviert worden war.

1985 gab es dann erste Kontakte mit dem Hamburger Center-Betreiber ECE, die 1987 in einen Kauvertrag mündeten. Bevor ECE ab 1988 die Betonpfähle, auf die das Center gesetzt wurde, in den Untergrund treiben konnte, hatte die Stadt Hausaufgaben zu erledigen: Fernwärmeleitung, Kabel und Kanäle sowie der Heinitzbach waren zu verlegen. Vieles davon ist auf den Bildern der Präsentation festgehalten, ebenso wie der Besuch des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker auf der Baustelle.

An noch etwas denkt Decker gerne zurück: Damals sei der Umgang zwischen Stadtverantwortlichen und ECE-Spitzenleuten "sehr überschaubar" abgelaufen, in einer "angenehmen und vertrauensvollen Weise". Schwierige Gespräche hätten oft im Hofgut Furpach beim "Hansi" geendet, erinnert sichder 67-Jährige. "Dort wurden die letzten und besten Beschlüsse gefasst!"

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Auf einen BlickDie Präsentation ist während der Öffnungszeit des Saarpark-Centers (9.30 Uhr bis 20 Uhr) zugänglich und noch bis 18. Oktober zu sehen. In dieser Zeit ist auch der Info-Stand des Historischen Vereins der Stadt Neunkirchen (HVSN) besetzt. Die HSVN-Mitglieder stehen für Erläuterungen zur Ausstellung zur Verfügung und bieten ferner das Repertoire an Broschüren und Heften an, die der HSVN herausgegeben hat. Auch Postkarten "Alte Ansichten" sind zu erwerben. Geworben wird auch dafür, eine Mitgliedschaft im Historischen Verein (Beitrag: 20 Euro pro Jahr) zu verschenken. Präsident Decker: "Der HSVN sucht dringend jüngere Leute, die Verantwortung für die Bewahrung der Neunkircher Geschichte übernehmen." Der derzeitige Vorstand sei vom Alter her "fast schon historisch". gth

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