Alkohol in der Schwangerschaft gefährdet viele Kinder

Neunkirchen · Es klingt wie eine Binsenweisheit: Frauen sollen kein Alkohol in der Schwangerschaft zu sich nehmen. Doch wie auf einer Fachtagung in Neunkirchen klar wurde, tun es dennoch fast ein Drittel aller schwangeren Frauen.

Weil Mütter während der Schwangerschaft Alkohol trinken, kommen in Deutschland jedes Jahr mehr als 10 000 Kinder mit Gehirnschädigungen und anderen schlimmen Behinderungen auf die Welt - davon je nach Expertenschätzung 25 bis 100 solcher Kinder alleine im Saarland. Auf einer stark frequentierten Fachtagung im Landratsamt in Neunkirchen erörterten am Montag 150 Ärzte, Psychologen, Psychiater, Krankenschwestern, Hebammen, Sozialpädagogen, Jugendhelfer und Juristen die Problematik. Die Kernbotschaft am Ende lautete: "Kein Alkohol in der Schwangerschaft!" Der gastgebende Landrat Sören Meng (SPD ) meinte, Verstöße dagegen seien "kein Kavaliersdelikt".

Schon am Treppenaufgang zur Tagung fielen den Referenten und Besuchern etwa 50 von Schülern gemalte und auf einer Wäscheleine aufgehängte Plakatbilder ins Auge, die eindringlich vor Nikotin und Alkohol in der Schwangerschaft warnten und auf die möglichen Schädigungen der fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) hinwiesen, wie sie im medizinischen Fachjargon heißen. Es sind dies Minderwuchs und niedrigeres Gewicht bei den Neugeborenen, angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen und Organschäden, aber auch Verhaltensstörungen, häufig verbunden mit späteren großen Einschränkungen im Alltag. Eine Meldepflicht für diese FASD-Krankheiten, die häufiger als das Down-Syndrom sind, gibt es bisher nicht. Auch verbietet das Gesetz nicht grundsätzlich Alkohol für Schwangere.

Die Münchner Kinder- und Jugendärztin Mirjam Landgraf teilte mit, laut wissenschaftlichen Erhebungen würden in Deutschland knapp ein Drittel der schwangeren Frauen Alkohol trinken. "Das ist schon schockierend", sagte sie. Alkohol bleibt fünf- bis zehn Mal so lange im Kinderleib wie bei der Mutter, wie die Ärztin erklärte.

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