300 Nikoläuse fordern Sicherheit

Neunkirchen · Nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Schokolade waren die 300 Nikoläuse, die auf dem Stummplatz in Reih und Glied aufgestellt waren. Bosch-Mitarbeiter protestierten gegen die Schließung ihres Werks.

 Aus Protest und aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, stellten IG Metaller und Mitarbeiter von Bosch am Donnerstag 300 Schokoladennikoläuse mit Protestschildern vor das Neunkircher Saarpark-Center. Foto: Jörg Jacobi

Aus Protest und aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, stellten IG Metaller und Mitarbeiter von Bosch am Donnerstag 300 Schokoladennikoläuse mit Protestschildern vor das Neunkircher Saarpark-Center. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Eine Kundgebung mit 300 Nikoläusen hatte die IG Metall Neunkirchen für Donnerstagnachmittag auf dem Stummplatz angekündigt - wer würde da nicht spontan an Menschen in weihnachtlichen Kostümen denken? Pünktlich um 15 Uhr bevölkerten dann tatsächlich bärtige Mantelträger mit ihren Transparenten den Stummplatz: "Boschiss", "Oje Saarland", "Gelockt + verraten" oder "Mein Arbeitsplatz unterm Hammer" war auf den Miniatur-Schildern zu lesen, passend zu den 30 Zentimeter großen Demonstranten. Denn tatsächlich handelte es sich um 300 Schokoladen-Nikoläuse, die man vor einem BESG-Werk aus Pappe aufgereiht hatte.

"Weihnachten steht vor der Tür - ein Fest der Freude, aber nicht für die 200 Beschäftigten der Bosch Emission Systems GmbH in Wiebelskirchen ", erklärte Jörg Caspar, 1. Bevollmächtigter der IGM Neunkirchen , die Symbolik dieser publikumswirksamen Installation. "Über ihnen schwebt das Damoklesschwert des Arbeitsplatzverlustes." Ende 2017 soll das Werk nach nur zwei Jahren Produktion wieder schließen (wir berichteten). Was umso bitterer ist, als der Bosch Konzern damals Beschäftigte von anderen Firmen und den Bosch Werken Homburg abgeworben hatte mit dem Versprechen, neue, zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Noch ist kein konkreter Schließungstermin genannt. Doch die Verhandlungen der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat wegen eines Interessenausgleichs haben bereits begonnen. "Es zeichnet sich derzeit ab, dass lediglich für die 85 Mitarbeiter aus Homburg eine Rückkehr Garantie besteht", so Caspar. Was man nicht hinnehmen will. "Wir sind doch keine Zwei-Klassen-Gesellschaft." So fordert die IGM eine Übernahme aller Beschäftigten oder Ersatzarbeitsplätze.

Sollte das Werk in Wiebelskirchen verkauft werden, was ebenfalls eine Option sei, müssen Sicherheiten für die Beschäftigten vertraglich mit den potenziellen Käufern vereinbart werden. "Die BESG-Mitarbeiter haben sich schon einmal auf ein Abenteuer eingelassen, bei dem man ihnen blühende Zukunftsperspektiven versprochen hat." Man sehe ja, was draus geworden ist.

Dass der Bosch-Konzern sich derzeit neu aufstellt, muss sich nicht zwangsläufig negativ auswirken. "Wir erwarten vom Konzern, ein umfassendes Zukunftskonzept für Bosch-Saarland, auch mit den Standorten Neunkirchen und Homburg.", betonte Jörg Caspar. "Neue innovative Produkte, die in Zukunft im Fahrzeugbau nachgefragt werden, können auch im Saarland hergestellt werden." Dann wären die Arbeitsplätze bei der BESG nachhaltig gesichert. Mit Flugblättern und in Gesprächen informierten die Gewerkschafter die Passanten, die positiv auf die zweistündige Aktion ansprachen. Profitieren werden von ihr aber vor allem die Kinder der Grundschule Elversberg. Denn sie dürfen die Nikoläuse nach deren gewerkschaftlichem Einsatz am Donnerstag verputzen.

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