Mit Händel-Musik und Reifrock

Neunkirchen. "Lache, saufe, hure, trabe. Notabene: bis zum Grabe". Das ist nicht unbedingt das, was man von Gymnasiasten der elften Klasse bei einem buntem Familienabend erwartet. Doch ihr gemeinsam mit Mentor Christian Braun in der Steinwald-Aula angestimmtes Schlusslied "Nota Bene" war absolut korrekt

Neunkirchen. "Lache, saufe, hure, trabe. Notabene: bis zum Grabe". Das ist nicht unbedingt das, was man von Gymnasiasten der elften Klasse bei einem buntem Familienabend erwartet. Doch ihr gemeinsam mit Mentor Christian Braun in der Steinwald-Aula angestimmtes Schlusslied "Nota Bene" war absolut korrekt. Im Barock (zirka 1600 bis 1770) liebte man es nun mal deftig, üppig, unverblümt. Ein praxisorientiertes Seminarfach ist seit 2009 Teil jedes saarländischen Oberstufen-Curriculums - im Fall Steinwald also Barock. Im ersten Halbjahr steht laut Braun "das wissenschaftliche Arbeiten", sprich die Recherche im Vordergrund. Daran schließt sich im zweiten Halbjahr ein Projekt an, in diesem Fall der "Barock-Abend". In Eigenregie planten und organisierten die Schüler die komplette Veranstaltung inklusive Bühnentechnik und Catering. An Infoständen konnten sich die Besucher über Literatur, Malerei, Architektur, Musik und Mode der Barockzeit aufklären lassen. Höhepunkte des Bühnenprogrammes war eine Modenschau mit den charakteristischen Reifrock-Kleidern. Ergänzt wurden die ausgeliehenen Kostüme durch selbst angefertigte Accessoires wie Täschchen und Halsbänder. Viel Beifall erhielten auch Harfinistin Isabelle Fischer und Maximilian Klein an der Geige für ihre vier barocken Musikstücke, unter anderem von Händel. Dass der Schulalltag heute ein wenig anders ausschaut als vor 400 Jahren, demonstrierten zwei Schülerinnen in einer humorvollen Gegenüberstellung. Bis 9 Uhr in den Federn liegen, vor dem Mittag ein wenig Gedichte rezitieren und abends zum "edlen Tanz" gehen - überfordert waren adlige Teenager demnach eher nicht. Allerdings hatten auch sie sich an die gängigen Regeln zu halten. "Das ist heute gar nicht mehr vorstellbar, nicht das anziehen zu können, was man will", betonte Lisa Fetzer von der Projektgruppe "Mode und Gesellschaft". Manche Erkenntnisse waren auch skuriler Natur: "So galt es damals als vornehm, in der Öffentlichkeit Zahnstocher zu benutzen."

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