Atelierbesuche „Wer schaut schon genau auf einen Parkplatz?“

Merchweiler · Klaus Harth sucht und findet Ideen für seine Kunstwerke an besonderen Orten. Selbst ein Unfall mit dem Fahrrad kann dabei zur Inspiration werden.

 Klaus Harth malt gerne an einem Stehtisch.

Klaus Harth malt gerne an einem Stehtisch.

Foto: Sibille Sandmayer

Ein Berufswunsch kristallisiert sich oft im Laufe eines jungen Lebens heraus und in den meisten Fällen verändert er sich auch ein paar Mal. Einigen Menschen ist aber schon sehr früh klar, mit was sie später einmal ihr Geld verdienen möchten. So war es auch bei Klaus Harth, der schon als Kind damit anfing, Zeichnungen anzufertigen.

Geboren in Neunkirchen, legte Klaus Harth zunächst eine Ausbildung im Druckgewerbe ab. Bis heute macht er von dieser Ausbildung Gebrauch und druckt viele Dinge selbst. Anschließend belegte er ein Studium der Freien Bildenden Kunst mit dem Schwerpunkt Zeichnung bei Prof. Dieter Brembs an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. In der Gegend um Mainz und Wiesbaden gestaltete er einige Ausstellungen mit und suchte sich immer wieder Kollegen aus verschiedenen Kunstsparten zum Kooperieren. „Ich habe keine Lust, was alleine zu machen. Einfach meine Bilder in einen Raum zu hängen und darauf zu warten, dass sie jemand kauft, ist nicht mein Ding.“

Ganz nach dieser Devise veranstaltet der Künstler bis heute originelle und kreative Aktionen im Saarland, der Pfalz und im Umland. Dabei ist es ihm wichtig, spartenübergreifende Zusammenarbeit zu zeigen, die in seinen Augen viel interessanter ist als eine „normale Kunstausstellung“.

Seit dem Jahr 1998 ist der gebürtige Saarländer wieder zurück in seiner Heimat und 1995 stellte er seine ersten Werke im Künstlerhaus Saarbrücken aus. Seine Malereien, Drucke und Zeichnungen werden kombiniert mit experimenteller Musik, visueller Technik oder ergänzenden Projekten. Darüber hinaus bietet Klaus Harth viele Kurse bei Volkshochschulen oder auf privater Basis an. Seine Zeichnungen, Aquarell-Malereien und Drucke entstehen meist in seinem Atelier in Merchweiler. Dort herrscht eine bunte Mischung an Arbeitsmaterialien, die er oft an seinem Stehtisch oder auch auf dem Boden zum Malen und Zeichnen verwendet. „Kleinere Zeichnungen entstehen eigentlich überall. Meistens sind sie Reaktionen auf das, was mir gerade durch den Kopf geht.“

Jeden Tag zeichnet der freischaffende Künstler an seinen Arbeiten und diese sind meist auf längere Zeiträume angelegt. Aufgrund eines Fahrradunfalls kam er auf sein neuestes Thema „Hände“, die er in den verschiedensten Positionen und Größen zeichnet. Während der Pandemie hatte auch Klaus Harth eine Downphase, die er aber mittlerweile überwunden hat. Eine besondere Serie führt er seit einigen Monaten durch, die alltägliche und doch besondere Plätze in Neunkirchen zeigt. Anhand von interessanten Bäumen sucht sich der Maler Motive in Neunkirchen, die er fotografiert und dann in seinem Atelier ein Aquarellbild dazu anfertigt. Dabei nimmt er sich nicht, wie vielleicht anzunehmen, prägnante Wahrzeichen oder Orte als Vorlagen, sondern völlig normale Ecken der Stadt.

 Bäume malt Klaus Harth besonders gerne.

Bäume malt Klaus Harth besonders gerne.

Foto: Sibille Sandmeier

„Wer schaut schon genau auf einen Parkplatz? Ich schon, wenn dort in mir eine gewisse Emotion hervorgerufen wird oder eine bestimmte Stimmung vorherrscht.“ Die daraus entstehenden Bilder zeigt der in Wiebelskirchen aufgewachsene Künstler auch auf seinen Internetseiten und auf facebook. Wenn dort jemand einen Schauplatz seiner Malereien erkennt, freut er sich über die Reaktionen zu seinen Bildern. Denn Klaus Harth will, dass etwas bei den Betrachtern hängen bleibt und sich im Kopf weiterspinnt. „Eine Freundin hat sich einige meiner Zeichnungen von Himmel und Wolken angeschaut, die ich früher gerne angefertigt habe. Danach sagte sie, dass sie den Himmel jetzt ganz anders wahrnimmt und genauer hinschaut. Genau das will ich bezwecken!“ Als einer von drei Künstlern aus dem Saarland ist Klaus Harth Teil einer Ausstellung im Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern ab 16. Mai, die von der Künstlerwerkgemeinschaft veranstaltet wird. Schon jetzt hat er verschiedenen Schaufenster mit anderen Künstlern zusammen gestaltet für diese Veranstaltung. Bleibt zu hoffen, dass sie in der vorherrschenden schwierigen Zeit für Künstler auch stattfindet.

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