Von Sehnsuchtsorten und Fantasie-Figuren
Wemmetsweiler · Es sind vier Fotografen, die für ihre Könnerschaft mit dem Titel „Maître de la FIAP“ ausgezeichnet wurden. Bis 2. Oktober sind in Wemmetsweiler die Werke von Peter Diersch, Dieter Walter, Tanja Zech und Susanne Jung zu sehen.
Vier von 13 lautet die magische Zahlenkombination, die der aktuellen Fotoausstellung im großen Kuppelsaal des Wemmetsweiler Rathauses eine Art Heiligenschein verleiht. Handelt es sich doch bei den vier Künstlern um saarländische Fotografen , die für Ihr Können allesamt mit dem höchsten Ehrentitel der Fédération Internationale de l'Art Photographique (FIAP) geehrt wurden.
Dazu muss man wissen, dass es sich bei der FIAP um die weltweite Dachorganisation der nationalen Fotoverbände handelt, der derzeit 86 Mitgliedsländer angehören. Der erste, der den Titel MFIAP (Maître de la FIAP) erlangte, war 1985 Peter Diersch. Seine prämierte Fotoserie "Bauernhäuser in der Toskana", deren charakteristische "Körnung" durch den wärmer gehaltenen Erstentwickler entstanden, wurden für die Präsentation gescannt und digital vergrößert. Ihrem Charme tut das keinen Abbruch: Die blockhaft streng wirkenden Bauernhäuser, die mit säulenartigen Zypressen Akzente innerhalb eines sanft gewellten Teppichs grüner Hügel und Täler setzen, sind Sehnsuchtsorte, die Diersch auf seinen Reisen mit dem Wohnmobil analog auf KB-Diamaterial festgehalten hat.
25 Jahre später wurde Dieter Walter dank seiner Serie "Neues Leben in einer alten Stadt" in die Reihe der Maîtres aufgenommen. Verlassen von den Erbauern wie auch den Bewohnern, kämpft die von Verfall geprägte Stadt ums Überleben. Ihre morbide Schönheit offenbart sich in schwarz-weißen Architekturporträts, in die Walter bunt schillernde, schemenhafte Personen lichtgestaltartig montierte. So schafft er eine Atmosphäre der Hoffnung und des Aufbruchs.
Gerade mal ein halbes Jahr ist es her, dass sich nun auch zwei saarländischen Fotografinnen Maître nennen dürfen. Für die Besucher verschmelzen die Fotoserien von Tanja Zech und Susanne Jung fast, da ihr Stil und die Motivauswahl eng beieinander liegen. Während sich Tanja Zech kostümierte junge Frauen vor ihre Canon EOS-Kamera holte und sie zusammen mit majestätischen Greifvögeln inszenierte, konzentrierte sich Susanne Jung auf Porträts sogenannter Steampunks. Mithilfe selbst angefertigter, origineller und oft sehr aufwendiger Gewänder, basierend auf dem viktorianischen Stil zu Beginn der Industrialisierung, verwandeln sich Banker, Handwerker, Hausfrauen und Studenten in fantastische Figuren in einer Welt der Mechanik. Ihrem Stolz in nichts nach stehen die Bussarde, Uhus, Adler und Käuze, die Tanja Zech in ihrer Erhabenheit und natürlichen Vollkommenheit zeigt. Erstaunlich, wie Gesichtsausdruck und Körperhaltung der "Falknerinnen" mit denen der Greifvögel verschmelzen.
Dass von 13 deutschen "Meistern" vier im Saarland zu Hause sind, also 30 Prozent bei einem Bevölkerungsanteil von nur einem Prozent, freute nicht nur den Beigeordneten Albin Hanstein. Für Wolfgang Wiesen, Vizepräsident des deutschen Verbands für Fotografie, ist die Ausstellung, die noch bis 3. Oktober dauert mit ihrer "Konzentration hochqualitativer Fotos" einmalig.