„Unsere Kinder sind freiwillig hier“

Merchweiler · Seit dem Schuljahr 2013/2014 ist die Merchweiler Max-von-der-Grün-Schule eine Gebundene Ganztagsschule. Die Anmeldezahlen sind rückläufig. Die Elternvertretung macht dafür verschiedene Gründe aus – darunter auch die negative Haltung des Verwaltungsoberhauptes.

 Die Siebtklässler der Max-von-der-Grün-Schule in Merchweiler arbeiten mit Hochdruck an ihrem Schulgartenprojekt. Foto: Schule

Die Siebtklässler der Max-von-der-Grün-Schule in Merchweiler arbeiten mit Hochdruck an ihrem Schulgartenprojekt. Foto: Schule

Foto: Schule
 Sandra Born-Fries, Karsten Becker und Sabine Schwarz-Pfister (v.l.) über einem Zeitungsartikel zum Thema. Foto: spe

Sandra Born-Fries, Karsten Becker und Sabine Schwarz-Pfister (v.l.) über einem Zeitungsartikel zum Thema. Foto: spe

Foto: spe

Drei betroffene Eltern sind zu Gast in der Redaktion. Sie eint, dass ihre Kinder die Gebundene Ganztagsschule in Merchweiler besuchen. Ihr Anliegen: Nach aus ihrer Sicht allzu negativen Äußerungen über die Bildungseinrichtung möchten sie ihr eigenes Bild von der Schule publik machen. Gekommen sind Schulelternsprecherin Sabine Schwarz-Pfister, ihr Stellvertreter Karsten Becker und Sandra Born-Fries als Mutter, stellvertretend für einen Großteil der Elternschaft, wie sie versichern.

Bürgermeister Walter Dietz hatte unter anderem im SZ-Interview die rückläufigen Anmeldezahlen kritisiert und gefordert, die Schule wieder in eine Freiwillige Ganztagsschule umzuwandeln. Seine Bezeichnung "Gezwungene Ganztagsschule" wollen die Eltern nicht so stehen lassen. "Ich weiß von Eltern , die ihr Kind wegen solcher Äußerungen eben nicht in Merchweiler angemeldet haben", betont Karsten Becker. Von Zwang könne nicht die Rede sein, immerhin hätten sich die Eltern und ihre Kinder aus freien Stücken für diese Schulform entschieden. Sandra Born-Fries ergänzt: "Beweggrund für die meisten Eltern war dabei sicher nicht, dass die Kinder bis 16 Uhr aus dem Haus sind." Vielmehr habe man bei einem engagierten Kollegium die Gewissheit, dass die Kinder umfassend und individuell betreut und gefördert würden. Die Zeit, die die Kinder in der Schule verbringen, werde den Familien nicht genommen, sondern vielmehr geschenkt, so Backes. Wenn die Kinder nach Hause kämen, seien sie fertig für den Tag, weil alle Arbeiten in der Schule erledigt worden seien.

Das Konzept kommt laut einer durch das Ministerium durchgeführten Befragung bei über 80 Prozent der Eltern sehr gut an. Und auch die Schüler sind zufrieden. Immerhin sei auf Wunsch der Jugendlichen erst kürzlich der Antrag gestellt worden, dass auch die höchsten Klassenstufen weiter zusammen und nicht im Kurssystem unterrichtet werden können, so Backes.

Die Eltern fühlen sich durch den Bürgermeister angegriffen. Dieser hatte jüngst die sinkenden Anmeldezahlen kommentiert. Es sei erfreulich, dass sich die Eltern trotz offensiver Werbung der Schule "nicht von ihrer verantwortungsbewussten Haltung ihren Kindern gegenüber abbringen lassen". Einen verantwortungslosen Umgang mit der Zukunft ihrer Kindern wollen sich diejenigen, die sich für die Schule entschieden haben, nicht nachsagen lassen. Hier werde nicht ein pädagogischer Ansatz kritisiert, sondern eine persönliche Meinung über ein Amt verbreitet, die in dieser Form dem Schulstandort und den Kindern schade, sagt Backes. Zudem kämen Äußerungen, die schlichtweg falsch seien. Entgegen anderer Behauptungen können man sehr wohl an der Schule einen Abschluss und zwar bis hin zum Abitur erwerben. Eine Schließung drohe ebenfalls nicht.

Wie Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider auf SZ-Anfrage bestätigte, gibt es wegen des besonderen pädagogischen Konzeptes der Schule eine Bestandsgarantie durch das Ministerium. "Für den Schulstandort wäre es wichtig, dass nicht ständig eine anderslautende Behauptung aufgestellt und damit Verunsicherung geschürt wird." Mit der Errichtung weiterer Gebundener Ganztagsschulen stellten die Saarländische Landesregierung und der Landkreis Neunkirchen vor allem pädagogische Ziele im Sinne einer individuellen Förderung jedes einzelnen Kindes in den Vordergrund und entwickelten eine moderne, an den heutigen gesellschaftlichen Bedürfnissen orientierte Bildungsinfrastruktur. Dabei stelle die Wahlfreiheit zwischen Halb- und Ganztagsschulangeboten ein zentrales Prinzip dar, so die Landrätin. Die Art und Weise, mit der Bürgermeister Dietz gegen die Max-von-der-Grün-Schule in der Gemeinde Merchweiler vorgehe, sei ihrer Meinung nach erstaunlich und trage nicht zur Stärkung des Schulstandortes bei.

Ein zweiter möglicher Grund für die rückläufigen Anmeldezahlen wird laut Elternvertretung bereits diskutiert. "Wir haben einen Antrag gestellt, dass man in Merchweiler künftig auch mit Englisch anfangen kann", so Backes. Aufgrund der offenen und engagierten Zusammenarbeit mit der Schulleitung sind sich die Eltern sicher, dass sich das Konzept der Gebundenen Ganztagsschule in Merchweiler durchsetzen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort