Rund um die Uhr im Einsatz für Babys"Für mich ist jede Geburt außergewöhnlich"

Merchweiler. Morgens ins Krankenhaus nach Dudweiler, danach in die Hebammenpraxis ins benachbarte Jägersfreude, anschließend Schwangerenberatung beim Gynäkologen in Neunkirchen und dann zum Hausbesuch als Familienhebamme bei Michaela Bohn und Töchterchen Helena in Merchweiler

 Hebamme Sabine Schneider aus Münchwies (links) liebt den Kontakt mit den Familien und ihren Beruf, auch wenn er manchmal ganz schön stressig ist. Foto: Carolin Grell

Hebamme Sabine Schneider aus Münchwies (links) liebt den Kontakt mit den Familien und ihren Beruf, auch wenn er manchmal ganz schön stressig ist. Foto: Carolin Grell

Merchweiler. Morgens ins Krankenhaus nach Dudweiler, danach in die Hebammenpraxis ins benachbarte Jägersfreude, anschließend Schwangerenberatung beim Gynäkologen in Neunkirchen und dann zum Hausbesuch als Familienhebamme bei Michaela Bohn und Töchterchen Helena in Merchweiler. Beim Blick auf die Uhr, es ist gerade einmal Mittag, weiß Sabine Schneider, Hebamme aus Leidenschaft, dass ihr Tagespensum noch lange nicht geschafft ist. "Manchmal sag ich, wenn ich nochmal auf die Welt komme, gehe ich in die Bank arbeiten", lacht sie auf die Frage, ob sie sich wieder für diesen Beruf entscheiden würde. "Das ist keine Frage, denn Hebamme ist eine Berufung, und wer das alles nicht gerne tut, der ist wohl im falschen Job", ergänzt die 48-jährige. Durch ein Praktikum in der gynäkologischen Abteilung der Uniklinik Homburg ist Sabine Schneider damals mit Schwangeren und jungen Müttern in Kontakt gekommen und hat gleich gewusst, dass dies ihre Berufung ist. Nach dem Examen 1981 trat sie im Städtischen Krankenhaus in Neunkirchen ihre erste Stelle an. Fast neun Jahre war sie im Schichtdienst dabei, als die Jungen und Mädchen das Licht der Welt erblickten. Dann entschied sie sich zur Selbstständigkeit. "Von dem Tag an war ich, wie es das Wort schon sagt, ständig und selbst im Einsatz", erinnert sie sich. Doch das hat auch seine Vorteile. Breit gefächert ist ihr Aufgabengebiet, da machen die Entbindungen im Krankenhaus St. Josef in Dudweiler nur einen kleinen Teil aus. Geburtsvorbereitung, Geburtsbegleitung, Stillberatung, Nachsorge, Rückbildung und nun auch die Aufgabe der Familienhebamme: All das koordiniert Sabine Schneider von ihrem Wohnort Münchwies aus. "Man hat jeden Tag einen Plan, wann man wo sein will, doch letztlich weiß ich morgens nie, wo und wann mein Tag endet. Manchmal wird es auch schon mal drei Uhr in der Nacht, bis man von einer Geburt nach Hause kommt. Oder das Telefon klingelt mitten in der Nacht und man muss raus", sagt sie. Klar hat sie ihr Mobiltelefon stets dabei, auch als sie Familie Bohn besucht. Doch wirkt sie weder nervös noch angespannt, obwohl einige ihrer Schwangeren gerade am Geburtstermin stehen und jederzeit ihre Planung umwerfen könnten. Die kleine Helena interessiert das wenig, sie will nur mit Sabine Schneider spielen, Mama Michaela zeigt stolz die Fortschritte der Tochter. Beim Wickeln wirft die erfahrene Hebamme, die seit März Dank der Initiative des Ministeriums für Familien "Keiner fällt durchs Netz" auch Familienhebamme ist, einen Blick auf die Entwicklung des sieben Monate alten Mädchens und zeigt sich sehr zufrieden. Denn die kleine Helena kam in der 29. Schwangerschaftswoche als Frühchen zur Welt, wog gerade mal gut 900 Gramm. "Ich hatte schon große Sorgen und auch Angst, mein Kind anzufassen", erzählt Mama Michaela, die bereits zwei Jungen im Alter von neun und sechs Jahren hat. Daher ist sie sehr dankbar für die Hilfe von Sabine Schneider. Schon in der Kinderklinik gab es den ersten Kontakt zwischen beiden. "Die Familienhebamme kümmert sich immer dann, wenn die Pflege im eigentlichen Wochenbett abgeschlossen ist, die Familie aber doch noch Unterstützung braucht", so Schneider. Dann wird es Zeit für sie, aufzubrechen. Ein Hausbesuch steht an. "Die Mama ist erst gestern aus der Klinik entlassen worden, und ich schaue mir Mutter und Kind jetzt daheim in aller Ruhe an", erzählt sie und hofft, dass nicht gleich eine anstehende Geburt sie ins Krankenhaus statt zu dem neuen Erdenbürger führt.Übrigens: Wer sich schon mal Gedanken darüber gemacht hat, ob es eigentlich auch männliche Hebammen gibt und wie die eigentlich heißen, dem hilft vielleicht der folgende Internetlink weiter: ttp://www.brainlogs.de/blogs/blog/geschlechtsverwirrung/2008-07-02/wie-hei-t-eine-m-nnliche-hebamme Seit wann sind Sie Hebamme, und würden Sie diesen Beruf wieder wählen?Gabel-Moritz: Ich bin seit 1969 Hebamme und ja, ich würde wieder diesen Beruf wieder wählen, weil er für mich eine Berufung ist.Was war Ihr schönstes oder außergewöhnlichstes Erlebnis in Ihrer bisherigen Hebammenzeit?Gabel-Moritz: Das Schönste finde ich immer, wenn eine Geburt gut verlaufen ist und die Eltern ihr Kind in den Armen halten. Außergewöhnlich ist für mich jede Geburt.Wie sieht es im Saarland mit dem Nachwuchs in Ihrem Beruf aus, und hat er aufgrund der sinkenden Geburtenzahlen noch Zukunft?Gabel-Moritz: Die Hebammenarbeit wird nicht nur durch die Geburtshilfe gesichert, es gehört ebenso die Familienplanung, die Schwangerschafts- und die Wochenbettbetreuung dazu. Wir haben zwei Hebammenschulen im Saarland, in denen im Zeitraum von drei Jahren 60 hochmotivierte Frauen ausgebildet werden.Was sollten jungen Menschen mitbringen, die sich für diesen Beruf interessieren?Gabel-Moritz: Mitbringen sollten sie vor allem Freude am Beruf, hohe Motivation und soziale Kompetenz, mit Frauen und Familien zu arbeiten.Der Beruf ist sicher immer noch eine Domäne der Frauen, gibt es im Saarland einen männlichen Geburtshelfer? Gabel-Moritz: Nein, die gibt es bisher nicht.Hausgeburt oder Klinik, wofür plädieren Sie?Gabel-Moritz: Ich plädiere dafür, dass die Frauen ihren Geburtsort selbst wählen können, sei es zu Hause, im Geburtshaus oder in der Klinik.Wie wichtig ist die neue Familienhebamme?Gabel-Moritz: Aus unserer Sicht ist die Arbeit der Familienhebamme im Rahmen der Prävention zum Wohle der Familien sehr wichtig.

HintergrundDer 5. Mai ist der weltweite Aktionstag der Hebammen. Das Motto lautet: "Hebammen unterwegs - Für Frauen und Familien". Etwa 17 000 organisierte Hebammen sind in Deutschland tätig. Um sichtbar zu machen, wie viele Hebammen täglich mit dem Auto, dem Roller, dem Fahrrad, zu Fuß oder mit der Straßenbahn unterwegs sind zu Hausbesuchen, in die Kreißsäle, auf die Wochenstationen und in die Geburtshäuser, zeigt der Deutsche Hebammenverband in diesen Tagen Flagge. Eine kleine hellblaue Fahne mit der Aufschrift "Hebamme unterwegs" macht auf deren Arbeit aufmerksam. cimAuf einen BlickEine Spende an Hebammen in Agou-Gare Leomé in Togo hat der saarländische Hebammenverband kürzlich für geburtshilfliches Material übergeben. Sauerstoffflaschen mit Schläuchen und Masken für Erwachsene, fünf Geburtsbestecke, ein Absauggerät und einen Beamtungsbeutel für Neugeborene stehen Dank saarländischer Hilfe zur Verfügung. Es wird eine Partnerschaft mit den dortigen Hebammen angestrebt. Initiatorin ist Andrea Dansoko, die in Togo Entwicklungshilfe leistet. cim

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