Einkaufsmeilen Merchweiler ist auch ohne Zentrum lebendig

Merchweiler · Was Handel, Handwerk und Gewerbe vor Ort in den Zeiten des Internets bieten. Die SZ ist im Kreis unterwegs.

 Ein Blick in die Hauptstraße in Merchweiler.  Links ist das neue Wohn- und Geschäftshaus zu sehen, in das die Sparkasse umgezogen ist. 

Ein Blick in die Hauptstraße in Merchweiler.  Links ist das neue Wohn- und Geschäftshaus zu sehen, in das die Sparkasse umgezogen ist. 

Foto: Andreas Engel

Von den sieben Kommunen im Kreis Neunkirchen ist Merchweiler mit weniger als 10 000 Einwohnern in den beiden Ortsteilen Merchweiler und Wemmetsweiler die kleinste. Statt eines gewachsenen Ortszentrums, in dem sich Handel und Gewerbe konzentrieren,  präsentiert Merchweiler eine lange Strecke vom Kreisel im Solch über die Hauptstraße und die Quierschieder Straße bis zum Kreisel  ins Gewerbegebiet Auf Pfuhlst und Richtung Autobahn und Göttelborn. Dazu diverse Nebenstraßen, in denen es zwar Handel und Gewerbe gibt, was  für die zahlreichen Autofahrer auf der „Durchreise“ aber  erkennbar ist. Die „Großen“ wie Wasgau, Aldi, Lidl, DM oder Rewe haben alle   Filialen  in Merchweiler entlang der Hauptverkehrsader.  Der Verkehr ist überhaupt die Krux in der Gemeinde, deren Durchgangsstraße vielen  als Autobahnzubringer dient.

Wir haben unsere Tour durch den Orts am Illtal-Center „Vier Eichen“ begonnen. Gebaut wurde dieses „Center“, als man von Riesen wie den Saarpark-Center in Neunkirchen noch nichts wusste.  Nach Umbau  hat der dortige Friseur  jetzt weitere Kollegen aus der Gesundheits- und Beauty-Branche, ein Sonnenstudion soll folgen.   Mit im Gebäude noch ein  Billig-Textilanbieter und ein chinesisches Restaurant. Schlecker war in dem Komplex einst auch zu Hause, schloss aber diese Filiale noch vor dem Zusammenbruch der Drogerie-Kette. Einige Ex-Schlecker-Frauen wagten mit dem „Drehpunkt“ einen Neuanfang, mussten aber ziemlich schnell wieder aufgeben.

In der Nachbarschaft dann Wasgau als großer Frequenzbringer und eine ganze Auswahl an Imbissen und Außer-Haus-Lieferanten  mit saarländisch, italienisch und asiatisch geprägten Angebot. Verhungern muss in Merchweiler ohnehin niemand. Es drehen sich gleich an mehreren Standorten die Kebap-Spieße, es gibt italienische Restaurants, ein Eiscafé „to go“, einen Jugoslawen und auch immer noch den Römerhof, dessen Küche viele Leute seit vielen Jahren  schätzen. Das Gebäude verfällt außerlich allerdings immer  deutlicher. Auswärtige werden sich kaum hierher verirren. Verdursten ist auch kaum möglich. Mehrere  der  vor allem bei den Herren beliebten Glas-Bier-Geschäfte  wie „Zum Gipser“ laden zum unkomplizierten Kaltgetränk ohne Schnick-Schnack.

 Merchweiler  hat mit den  „Kaiserterrassen“  auf dem ewig brach liegenden Kaisersaal-Gelände ein Geschäfts- und Wohngebäude als neuen Hingucker. Die Sparkasse mit ihrem frischen Rot ist hierher umgezogen, hat am alten Standort einige Meter entfernt  einen Leerstand hinterlassen.  Eigentlich hatten sich Bürger und Gemeinderat am zentral gelegenen  Kaisersaal-Standort  einen größeren Lebenmittel-Anbieter gewünscht, um diese Versorgungslücke in der Ortsmitte zu schließen, doch es fand sich kein Interessent. So muss man weiter mit der Tatsache leben, dass  diese Branche sich eher an den Rändern verteilt hat.  Immerhin gibt es ein türkisches Lebensmittelgeschäft mit Obst- und Gemüsebereich.

Anders als in Illingen, wo zurzeit viele leerstehenden Ladenlokale  gleich ins Auge fallen,  sieht es in Merchweiler  durchaus belebt aus.   Die Schließung der  „Schwarze Katz“ dürfte zu verschmerzen sein, zumal es  mit der Maxim-Bar  noch einen Vertreter dieser Branche gibt. Und auch  den „Joy-Club 1001  Nacht“ am  Ortsrand Richtung Wemmetsweiler.  Auch in dieser Beziehung muss in Merchweiler niemand darben, auch wenn die Gäste, wenn man auf die Auto-Kennzeichen schaut, eher nicht aus der Region hierher swingen. Traditionsgeschäfte wie Alois Hermann mit seinem Riesenangebot rund um Werkzeug, Heimwerken oder  Gartenpflege, die Ärzte, Apotheken, Bäcker, Metzger, Optiker,  Reisebüros, Reha-Praxen, Fußpfleger, Friseure, Blumenläden, Schuhgeschäfte, Spielhallen, Kaminofen-Anbieter oder Kfz-Dienstleister sorgen für bunten Branchen-Mix. Etwas knapp ist trotz des Stoffladens und der neuen Boutique das Textil-Anbebot. Seit Schneider-Moden geschlossen ist, findet sich für Damen und Herren „ohne Alter“ eher wenig.

Hans-Jörg Werth vom Handwerker- und Gewerbeverein Merchweiler schätzt den Branchenmix in der Gemeinde als „gut“ ein. Es gebe in der Tat kaum Leerstände, die gewollte Konzentration in den Gewerbegebieten beeinträchtige die innerörtlichen Anbieter nicht. „Die strategische Ausrichtung von Merchweiler ist hervorragend“, sieht Werth Merchweiler auf einem guten Weg.

Bereits erschienen: Illingen, SZ vom 21. Januar 2018.

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