Bis Mai 2019 „Man geht in den Keller und sucht“

Wemmetsweiler · Heimatmuseum Wemmetsweiler zeigt neue Wechselausstellung: „Kinderspiele und Spielzeuge des vorigen Jahrhunderts.“

 Mia Stragand (links) und Petra Bast gehören zum Mitarbeiter-Team des Heimatmuseums Wemmetsweiler. Jedes Jahr gibt es eine neue Wechselausstellung.

Mia Stragand (links) und Petra Bast gehören zum Mitarbeiter-Team des Heimatmuseums Wemmetsweiler. Jedes Jahr gibt es eine neue Wechselausstellung.

Foto: Claudia Emmerich

Puppen, Puppenhaus, Plüschtiere, Lego, Modelleisenbahnen, Spielfiguren, Playmobil, Karten- und Brettspiele, Anfänge der Computer (etwa Commodore C 64), auch ein Stickkasten oder ein Knallkorkengewehr – jede Menge ist jetzt zu entdecken im Heimatmuseum Wemmetsweiler. Jedes Jahr stellt das Museum  eine neue Wechselausstellung (neben seiner Dauerausstellung) auf die Beine. Immer zum Internationalen Museumstag im Mai. Diesmal heißt das Thema: „Kinderspiele und Spielzeuge des vorigen Jahrhunderts.“  Große Stellwände listen Spielideen auf – von denen man auch heute noch manche kennt, andere vielleicht weniger – von Abzählreimen über Blinde Kuh und Ochs am Berg bis Streichholzknobeln, Gummitwist und noch viel viel mehr. Und wer sich genau umschaut, der entdeckt auch noch einen großen Hampelmann an der Wand, der sich bewegt, wenn man am Faden zieht. Oder einen aus Papier gebastelten Lenkdrachen. Oder eine schwebende Seilbahnkabine im Kleinformat.

Petra Bast als „Küken“ im Museums-Team mit ihren 42 Jahren wollte mal was Neues, was Zugängliches. Sie überzeugte ihre Mitstreiter (Museumsleiter Hans-Jürgen Glaab, Mia Stragand, Hans Groß, Glaabs Vorgänger Werner Licht, Martin Schneider und Kurt Horn). „Welche Spiele im vorigen Jahrhundert gespielt und welche Kinderspielzeuge von den Kindern favorisiert wurden, das will unsere neue Wechselausstellung zeigen“, schreibt Glaab im Vorwort des schön gestalteten Begleitkatalog mit reichlich Zusatzinformationens. Alles was sie jetzt zeigen, sind Leihgaben, die in einem Jahr auch wieder zurückgehen. Sie sind selbst Leihgeber und sie haben Leute im Dorf angesprochen. „Altes Spielzeug? Man geht in den Keller und sucht,“ sagt Petra Bast.

Am Tag des SZ-Besuch sind Petra Bast und Mia Stragand (82) zu zweit in den Räumen. Es ist ein Werktagvormittag und Drittklässler aus der Grundschule haben sich angekündigt. am Vortag waren schon die „großen“ Kindergartenkinder da, die nach den Ferien in die Schule kommen. Vor dem Ansturm ist noch Zeit. Die zwei Frauen können noch ihre eigenen Leihgaben vorzustellen. Bast hat ihre Schlumpfsammlung geplündert und einige dieser Schleich-Figuren ausgestellt: die Hauptfiguren wie Papa Schlumpf, Schlumpfine oder die Katze Azrael. In einer Vitrine schlummert etwas Plüschiges: „Das war als Kind mal mein Kuschelhase“, erklärt Petra Bast. „Dem hab ich die Ohren so abgelutscht, dass sie genäht werden mussten.“ Später habe sie nicht mehr gewusst, was das für ein Tierchen sein könnte. Ihre Bilder-Recherche im Internet ergab: Ein Steiff-Hase. Name Floppy Hansi. Mia Stragand hatte noch ihren Kaufladen aus Kindertagen und zeigt ihn jetzt. „Den bekam ich Weihnachten 1939.“ Nicht viel größer als ein Schuhkarton.  Auf dem Tresen liegt noch das weiß-rote Plastik-Radio, millimeterklein. Zu kaufen gab es Persil, Bahlsen-Kekse, Club-Cracker, Fertigmischung Kartoffelpuffer oder auch Kaffee Haag. Schütten sind beschriftet mit Erbsen oder Graupen. „Meine Kinder haben noch damit gespielt“, erinnert sich Stragund. Aus deren Zeit stammen  Waage und Stecktüten.

 Einblick in die gute Stube eines Puppenhauses, zu sehen in der Wechselausstellung über Kinderspiele und Kinderspielzeug von früher.

Einblick in die gute Stube eines Puppenhauses, zu sehen in der Wechselausstellung über Kinderspiele und Kinderspielzeug von früher.

Foto: Claudia Emmerich

Inzwischen sind die Drittklässler eingetroffen und entdecken den Raum. Jungs zieht es auch zu Zündplättchenpistolen, Mädchen zu einer Barbie hinter Glas, die aber aus der heutigen Zeit gefallen scheint: Brünett liegt sie im Blümchen-Maxi-Rock auf einer Liege, diese hat sogar noch einen Baldachin mit Fransen. Magnetischer Anziehungspunkt für alle ist aber – neben dem zentral aufgebauten Spieletisch mit Kinderstühlchen und Mensch ärgere dich nicht – das auf den Boden gemalte Hibbelhäusje oder auch Himmel und Hölle. Hüpfspiel mit Stein. Das will unbedingt ausprobiert sein. Und manches ist zeitlos. Hibbelhäusje oder Himmel und Hölle haben sie auch auf ihrem Schulhof.

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