Mädels toben sich ohne Jungs aus

Wemmetsweiler · Es ist ein Tag, bei dem Mädchen sich ohne Jungs austoben können. In diesem Jahr standen unter anderem Wing-Tsun, ein medienpädagogisches Seminar und die Berufswelt auf dem Programm des Mädchenfestes.

 Bei den Betreuerinnen Ellen Lanecki und Jutta Herrmann (von links) nähten und verzierten die Mädchen Stoffherzen. Foto: Anika Meyer

Bei den Betreuerinnen Ellen Lanecki und Jutta Herrmann (von links) nähten und verzierten die Mädchen Stoffherzen. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Ulli Behr lässt die Mädchen eine Reihe bilden und zieht dann einer nach der anderen an den Haaren, an den Ohren und schubst sie herum - aber nur ganz sanft und nur, damit sie sich wehren. Die Wing-Tsun-Lehrerin will auf dem Mädchenfest in der Begegnungsstätte Wemmetsweiler , das der Mädchenarbeitskreis des Landkreises Neunkirchen und die Gemeinde Merchweiler am Samstag ausrichteten, vor allem zeigen, wie man Streit und Gewalt vermeidet. Aber auch, wie man sich wehrt, wenn es doch dazu kommt.

"Hör auf, mir an den Haaren zu ziehen", rufen die Mädchen , während sie einen Abwehrgriff über die Schulter ausführen - manche eher zaghaft, andere mit hörbarem Spaß, so schön brüllen zu dürfen. "Ich finde diesen Kurs sehr gut. Man fühlt sich sicherer, wenn man solche Dinge kann", sagt die neunjährige Emma.

Auch Tae Bo wurde geübt, in einem medienpädagogischen Seminar über den richtigen Umgang mit Smartphone und Internet gesprochen und überall die Kreativität gefördert: "War's das schon? Nicht mehr Bling-Bling?", wundert sich Jutta Herrmann. Bei der Leiterin der Schneiderei der Neuen Arbeit Saar und ihrer Mitarbeiterin Ellen Lanecki fertigen die Mädchen Stoffherzen an. Die achtjährige Maren schüttelt den Kopf. Nicht mehr Bling-Bling. Während die meisten Kinder von glitzernder Verzierung gar nicht genug bekommen können, mag sie es puristisch: "Wenn ich heimkomme, hänge ich das Herz in mein Zimmer." Auch lustige Holz-Hähne und allerlei andere Mal- und Bastelarbeiten fertigen die Mädchen an und nehmen sie mit nach Hause. Betreut werden sie dabei von den Mitarbeiterinnen des Mädchenarbeitskreises, die von den Jugendbüros der Gemeinden, verschiedenen sozialen Organisationen und Initiativen kommen. Ein koordinierendes Auge über alles haben die Merchweiler Jugendpflegerin Julia Eck und die Frauenbeauftragte des Landkreises, Heike Neurohr-Kleer.

Druck durch Ideale

"Wir wollen den Mädchen heute Raum geben, sich einmal ohne Jungs auszutoben", erklärt Eck. Dabei ginge es auch darum, die Persönlichkeit zu stärken. Dass manche Berufe noch immer als unfeminin gelten oder Mädchen trotz aller oberflächlicher Gleichbehandlung noch immer stärker unter dem Druck unsinniger äußerer Ideale stehen, sind beispielsweise Thema.

Und wer zwischen all den Aktivitäten eine Pause einlegen will, der setzt sich in die Liegestühle zwischen den hübschen Gummi-Palmen und gönnt sich eine Erdbeerbowle. So wie Marie und Rosanna. "Die ist gut", sagten sie und angelten die Früchte aus der Bowle .

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