Foto sorgt für doppelten Schock

Merchweiler · So genannte Schockfotos auf Zigaretten-Schachteln sollen Rauchern die Lust am Inhalieren vergällen. Für Harald Molter aus Merchweiler war kürzlich der Blick auf eine Packung in der Tat ein Schock. „Das bin ja ich“, schoss ihm durch den Kopf.

 Harald Molter (54) aus Merchweiler mit zwei Zigarettenschachteln: Er ist sicher, dass die Fotos darauf ihn zeigen, als er vor 15 Jahren wegen eines Hirn-Tumors behandelt wurde.Foto: Andreas Engel

Harald Molter (54) aus Merchweiler mit zwei Zigarettenschachteln: Er ist sicher, dass die Fotos darauf ihn zeigen, als er vor 15 Jahren wegen eines Hirn-Tumors behandelt wurde.Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. "Rauchen verursacht Schlaganfälle und Behinderungen", steht Weiß auf Schwarz zu lesen über dem Foto eines schlafenden oder bewusstlosen Mannes, dem ein Schlauch im Mund steckt, Pflaster kleben auf den Wangen. "Ich habe keine Zweifel, dass ich das nach meiner Gehirnoperation im Jahr 2001 bin", sagt der 54-jährige Harald Molter der SZ. Er kann nicht nachvollziehen, wie sein Konterfei als Schockfoto verwendet worden sein könnte. Mittlerweile haben er und Familienangehörige entdeckt, dass dieses Foto auch auf Zigaretten-Packungen anderer Marken gedruckt wurde. Molter, der in Merchweiler zu Hause ist, hat sich unverzüglich Hilfe suchend an die Verbraucher-Zentrale in Saarbrücken gewandt, da er sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlt. "Das kann doch nicht sein", klagte er auch der SZ.

Die Recherche der SZ-Lokalredaktion bei der Firma Reemtsma in Hamburg, zu deren Zigaretten-Produkten unter anderem die Marke Chesterfield gehört, bestätigte, was Harald Molter herausgefunden hatte. Auf die Frage, wer für die Schockfotos auf Zigaretten-Packungen verantwortlich ist, antwortete für die Reemtsma-Presseabteilung Doreen Neuendorf: "Für die kombinierten Text-Bild-Warnhinweise ist der Gesetzgeber verantwortlich. Die Bilder sind von der EU-Kommission vorgegeben und damit auf den Packungen aller Hersteller zu finden." Die Frage nach der Entstehung und Herkunft der Bilder könne vollumfänglich nur die EU-Kommission beantworten. Bei den Abgebildeten handele es sich um Schauspieler, so Neuendorf. "Wir halten es für sehr unwahrscheinlich, dass die EU-Kommission nicht autorisierte Aufnahmen verwendet", sagt die Sprecherin des Zigaretten-Herstellers. Es seien aus Deutschland und anderen EU-Ländern aber einige Fälle bekannt, in denen Menschen Angehörige auf den Packungen wiedererkannt haben wollen - häufig beziehe sich das auf dasselbe Motiv.

Für Harald Molter, nach dessen Aussage ihn auch Angehörige und Freunde auf dem Schockfoto wiedererkennen, ist das keine befriedigende Auskunft. Der Frührentner (wegen seines Hirn-Tumors musste er aus dem Erwerbsleben ausscheiden) will sich nun anwaltlich beraten lassen, schließlich sei zu befürchten, dass das schreckliche Foto x-tausendfach und europaweit verbreitet werde. "Und das alles ohne mein Wissen oder gar meine Einwilligung", gibt er sich kämpferisch, "ich kann mir einfach nicht erklären, wer die Aufnahme gemacht haben könnte und auf welchen Weg sie auf die Zigaretten gekommen ist".

Er hat bereits auf verschiedenen Wegen versucht, Kontakt zur EU-Kommission aufzunehmen. Bislang vergeblich.

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