Feldpost vom treuen Fritz an seine liebe Ida

Wemmetsweiler · Sehnsuchtsvolle Briefe in die ferne Heimat, berührende Fotos, eine gut erhaltene Soldatenuniform: Das Heimatmuseum Wemmetsweiler stellt Relikte hiesiger Bürger aus der Zeit des Ersten Weltkrieges aus.

 Säbel, Bajonette und Pickelhaube gehörten zur Ausrüstung der Soldaten, die im Ersten Weltkrieg kämpften. Fotos: Anika Meyer

Säbel, Bajonette und Pickelhaube gehörten zur Ausrüstung der Soldaten, die im Ersten Weltkrieg kämpften. Fotos: Anika Meyer

 Auch Postkarten und Fotografien sind ausgestellt.

Auch Postkarten und Fotografien sind ausgestellt.

"Erfülle meines Buches Sinn: Ich weiß, dass ich gebunden bin." Die Dame auf der Postkarte mit dem Büchlein in der Hand, über deren Kopf diese Worte in Schönschrift erscheinen, lächelt herzallerliebst. Ein Treueschwur an die Front. Manchmal vielleicht mehr Schein als Sein, in jedem Fall jedoch Zucker für die Soldaten, die im Kampfgebiet, um Leib, Leben und Freunde bangend, von zu Hause träumen. Die harten Fakten des Ersten Weltkrieges sind mehr oder weniger jedem bekannt: Beginn nach dem Attentat von Sarajevo mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien 1914, Ende mit dem Waffenstillstand von Compiègne 1918. Dazwischen liegen zehn Millionen tote Soldaten, sieben Millionen tote Zivilisten, ungezählte tote Kriegspferde. Doch wie wurde das, was wir heute in Geschichtsbüchern lesen, damals von den Menschen, speziell von den eigenen Vorfahren erlebt? Im Heimatmuseum Wemmetsweiler beschäftigt sich die Wechselausstellung "100 Jahre Erster Weltkrieg" mit dieser Frage.

"Es geht um unseren Ort und seine Bewohner sowie die nahe Umgebung.", erklären Manfred Licht und Hans Groß. Zusammen mit sechs bis acht Helfern haben sie in einem Arbeitskreis Briefe , Dokumente und Fotografien von Wemmetsweiler Bürgern aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zusammengetragen und auf Tafeln thematisch geordnet. Da schreibt der "treue Fritz" seiner "lieben Ida", dass er nicht weiß, wie lange er noch bleiben muss. "Brüderchen Jakob" schreibt dem "lieben Schwesterchen", dass er, so Gott will, in 106 Tagen komme und ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen wolle.

Vier junge Soldaten, die 1915 an die Front müssen, reichen sich vor der Kaserne kameradschaftlich die Hand und klopfen sich auf die Schulter. Unteroffizier Hans Licht, Onkel des Museumsleiters Manfred Licht, präsentiert sich in Uniform. "Dem Kaiser zur Ehr' , dem Vaterland zur Wehr" wird er fallen. Auch Schule und Jugend im Krieg, die Position der Kirche, Propaganda und Widerstand werden auf den insgesamt 16 Tafeln thematisiert. Zur Kriegsgefangenschaft in Japan hat das Museum mit den Tagebüchern eines Kriegsgefangenen umfangreiche Berichte zur Hand.

In einer Glasvitrine sind Ausrüstungsgegenstände der Soldaten zu sehen: Bajonette und Säbel, das Eiserne Kreuz und andere Abzeichen sowie die Pickelhaube und sogar eine Uniformenjacke, der man die hundert Jahre kaum ansieht. In einer zweiten Vitrine finden sich Gegenstände des Lebens jenseits des Schlachtfeldes: Bebilderte Bierkrüge, eine Taschenuhr, ein Ratgeber "Die Ernährung im Kriege". Auch an die Gefallenen Wemmetsweilers wird erinnert, Mahnmale und die Gedächtniskapelle werden vorgestellt, die heute noch vom Schmerz der Überlebenden zeugen.

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