Gemeinsames Standesamt eine Erfolgsgeschichte Das „Ja“ zur Kooperation nicht bereut

Merchweiler · Vor gut einem Jahr hat das gemeinsame Standesamt von vier Kreiskommunen seine Arbeit aufgenommen.

 Standesbeamter Kurt Baltes hat im kleinen Trauzimmer des Rathauses Wemmetsweiler Manuela und Arno Kelsch (Bildmitte) aus Schiffweiler getraut. Trauzeugen waren Heidi Rothhaar (ganz rechts) und Marc Kelsch.

Standesbeamter Kurt Baltes hat im kleinen Trauzimmer des Rathauses Wemmetsweiler Manuela und Arno Kelsch (Bildmitte) aus Schiffweiler getraut. Trauzeugen waren Heidi Rothhaar (ganz rechts) und Marc Kelsch.

Foto: Patrick Weydmann

Ein kleiner Seufzer von Nala – und der offizielle Teil der Trauung ist beendet. Der niedliche Labradorwelpe hat doch glatt verpennt, wie sich Manuela Schröder und Arno Kelsch, der Papa von Trauzeuge Marc Kelsch, das Ja-Wort gaben. Als wolle die braune Hündin die schöne Zeremonie im kleinen Trauzimmer des Rathauses Wemmetsweiler nicht stören.

Das Brautpaar wohnt in Schiffweiler, hat sich aber bewusst für Wemmetsweiler entschieden. Hier hat es schließlich auch die Trauung angemeldet bzw. das Aufgebot bestellt, wie es früher hieß. Denn im denkmalgeschützten Rathaus mit der charakteristischen Kuppel hat vor gut einem Jahr das kooperative Standesamt der vier Kreiskommunen Merchweiler, Illingen, Schiffweiler und Eppelborn seine Arbeit aufgenommen. Nachgefragt bei Merchweilers Bürgermeister Patrick Weydmann, wie denn seine Bilanz aussieht, sagt er spontan: „Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn ich negative Rückmeldungen gehabt hätte, aber: Es gab bei mir keine einzige.“

Dies erstaune ihn deshalb, weil die Bürger nun zum Teil erhebliche Anfahrtswege hätten, etwa von Bubach oder Dirmingen.

Allerdings wüssten es jetzt offensichtlich viele zu schätzen, dass das „neue“ Standesamt dank dreier Standesbeamter an einem Ort Fehlzeiten wie bei Urlaub besser kompensieren könne. Auch komme es jetzt nicht mehr zu Engpässen, wenn mehrere Trauungen an einem Tag stattfinden. Für den „Fall der Fälle“ hätten Kollegen aus den beteiligten Gemeinden einspringen können, doch man sei auch so über die Runden gekommen, meint Weydmann. Somit habe das interkommunale Standesamt die Erwartungen voll erfüllt. Ein Glücksfall sei es zudem gewesen, dass mit Michaela Dörr, die das Projekt vorangetrieben habe, eine „unglaublich gut vernetzte“ Standesbeamtin für die Gemeinde Merchweiler arbeite. „Sie hat das Zugpferd gemacht.“

Und auf den „Zug“ wollten sowohl Illingen als auch Schiffweiler und Eppelborn gerne aufsteigen. Die Bürgermeister Armin König, Markus Fuchs und Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset hatten auch keine großen Probleme, ihre Gemeinderäte von den Vorteilen der Kooperation zu überzeugen. Weydmann bezeichnet es gar als „Win-Win-Situation“. Das Rathaus Wemmetsweiler sei relativ zentral zwischen den Gemeinden gelegen, verfüge über einen Bahnhaltepunkt, einen kostenfreien Parkplatz in der Nähe und einen behindertengerechten Zugang. 2019 soll außerdem ein Aufzug mit Hilfe eines 90-prozentigen Zuschusses installiert werden.

Insgesamt hat das Standesamt Merchweiler im vergangenen Jahr 628 Erstbeurkundungen geleistet. Dies waren 286 Eheschließungen, eine Geburt, drei Lebenspartnerschaften und 338 Sterbefälle. Eingetragene Folgebeurkundungen (zum Beispiel Tod des Ehepartners, Scheidung, Kirchenaustritte) gab es insgesamt 1567. Hinweise in den Registern (zum Beispiel Wiederheirat) wurden 1346 eingetragen. Insgesamt stellten die Standesbeamten 5024 Urkunden aus allen Registern aus.

Hinzu kommen Anmeldungen von Eheschließungen, die im Ausland oder auf anderen Standesämtern im Inland stattfanden. Zudem wurden Ehefähigkeitszeugnisse für Deutsche im Ausland ausgestellt.

Auch die Digitalisierung ist natürlich ein Thema. So wurden im vergangenen Jahr 2006 Altregister elektronisch nach erfasst. Alle Posteingänge wurden ausschließlich elektronisch verarbeitet. Also wurden Urkunden nicht einfach kopiert und beglaubigt und Folgebeurkundungen auch nicht von Hand in die Bücher eingetragen.

60 000 Einwohner werden vom Standesamt Merchweiler bedient. „Das hat schon eine gewisse Dimension“, macht der Bürgermeister klar. Für einen reibungslosen Ablauf habe man ein Lichtsystem (rot und grün) an den Türen eingeführt. Die Arbeit sei für die drei Standesbeamten – neben Michaela Dörr und Kurt Baltes, der aus Schiffweiler kam auch Sascha Pfortner aus Illingen – sehr publikumsintensiv und sicher auch stressig.

Vielleicht steigt sogar demnächst eine weitere Kommune in die Kooperation mit ein. Ein Bürgermeister aus dem Regionalverband habe hier Interesse bekundet.

Gemeinsames Standesamt eine Erfolgsgeschichte: Das „Ja“ zur Kooperation nicht bereut
Foto: Patrick Weydmann

Die Trauorte in den Gemeinden wurden natürlich beibehalten, Ob Schloss Buseck, die Illinger Burg oder das Pumpenhäuschen Itzenplitz – jeder kann dort heiraten, wo er möchte. Für die Gemeinde Merchweiler würde sich Patrick Weydmann wünschen, dass die Mariahilf-Kapelle in Wemmetsweiler für Ziviltrauungen geöffnet würde. „Das wäre in der Nähe des neu gestalteten Rosengartens einfach perfekt.“

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