"Mehr hinsehen und dann aber auch handeln"

Neunkirchen. Die landesweite Fachtagung für Prävention und Notfallmanagement an Schulen fand jetzt im Kreis Neunkirchen statt (wir berichteten). Seit 1999 gibt es in Deutschland im Durchschnitt jährlich einen Amoklauf mit mehreren Verletzten und Toten. "Wegschauen oder verdrängen ist da längst nicht mehr möglich

Neunkirchen. Die landesweite Fachtagung für Prävention und Notfallmanagement an Schulen fand jetzt im Kreis Neunkirchen statt (wir berichteten). Seit 1999 gibt es in Deutschland im Durchschnitt jährlich einen Amoklauf mit mehreren Verletzten und Toten. "Wegschauen oder verdrängen ist da längst nicht mehr möglich. Deshalb ist es uns ein dringendes Anliegen, diese Problematik aufzugreifen und Lösungsansätze aufzuzeigen", so Annette Obermann von den Schoolworkern des Landkreises Neunkirchen, die diese Fachtagung veranstaltet haben. Die Motive für die Taten seien vielfältig. Unter anderem sind es Rachegefühle, Ungerechtigkeitserlebnisse, schulisches Versagen, Ausgrenzung, Zurückweisung, Mobbing, Verzweiflung und vieles mehr, so heißt es in der Pressemitteilung des Landkreises. "Bei der Tat an einem Gymnasium in Ansbach 2009 gab der Täter an, dass er das Mobbing an seiner Schule nicht mehr ausgehalten habe und sich deshalb das Leben nehmen wollte. Sein Ziel sei es jedoch gewesen, nicht nur sich selbst zu töten, sondern auch so viele Lehrer und Schüler wie möglich. Er betrat das Schulhaus mit einer Axt, zwei Messern und drei Molotow-Cocktails. Bei diesem Amoklauf gab es zehn Verletzte, zwei davon schwer", erläutert Michaela Rebel, Schoolworkerin des Landkreises. Gerade aber auch dieser Fall zeige, dass es mit schärferen Waffengesetzen und einem Verbot gewaltverherrlichender Medien oder aber Waffenkontrollen an Schulen nicht getan ist. Was begünstigt schwere Gewalt an Schulen oder gar einen Amoklauf? Was können Schüler, Lehrer, Schoolworker, Schulpsychologen und alle anderen, die mit dem System Schule arbeiten, tun, um ein positives Schulklima zu schaffen? Durch was zeichnet sich überhaupt ein positives Schulklima aus? Was können Lehrer, Eltern und Sozialpädagogen beherzigen, um bereits im Vorfeld Prävention zu betreiben? - Mit diesen Fragen setzten sich die Teilnehmer der Fachtagung "Zusammenhang zwischen Schulkultur und Amoklauf?" auseinander. Diplom-Psychologin Karoline Roshdi, vom Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement Darmstadt, beleuchtete die Hintergründe, die zu solchen Taten führen und zeigte Möglichkeiten für die Prävention auf. "Wir müssen alle mehr hinsehen und dann aber auch handeln", sagte Kriminaloberkommissar Hagen Berndt vom Landesinstitut für Präventives Handeln. "Schulkultur mit einer klaren Haltung kann ein präventiver Schlüssel sein", fügte Erziehungswissenschaftler Robert Erb vom Landesinstitut für Präventives Handeln hinzu. Was er damit meint, erklärt auch Silke Hamm-Steuer, Schoolworkerin des Landkreises Neunkirchen. "Es ist notwendig, Strukturen zu schaffen, die das soziale Miteinander fördern und ein positives Klima begünstigen. Eine Atmosphäre, in der soziale Umgangsformen und ein respektvoller Umgang miteinander eingehalten werden. Mit anderen Worten, ein wertschätzender Umgang und unterstützende Beziehungen mit allen am System Schule Beteiligten - Schüler, Lehrer und Eltern". red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort