"Letztlich bezahlen das wieder die Bürger"

Neunkirchen. Mindestens neun Jahre muss der alte Wagen sein und der Kauf eines Neu- oder Jahreswagens ist verpflichtend. Das sind die Bedingungen im zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung, um die so genannte Abwrackprämie zu erhalten. Wie diese Initiative bei den Bürgern (Fotos: ihi) ankommt, fragte die SZ in der Neunkircher Innenstadt

Neunkirchen. Mindestens neun Jahre muss der alte Wagen sein und der Kauf eines Neu- oder Jahreswagens ist verpflichtend. Das sind die Bedingungen im zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung, um die so genannte Abwrackprämie zu erhalten. Wie diese Initiative bei den Bürgern (Fotos: ihi) ankommt, fragte die SZ in der Neunkircher Innenstadt."Altere Autos müssen ja nicht unbedingt gleich schlecht sein", ist die erste Reaktion von Anton Borr zum Thema Abwrackprämie. Der Neunkircher fährt ein sieben Jahre altes Auto und ist damit sehr zufrieden: "Das fahr ich hoffentlich noch weitere zehn Jahre", sagt er. Als Anreiz zum Neuwagenkauf sei für Borr persönlich die Prämie zwar nicht hoch genug, grundsätzlich hält er die Aktion der Bundesregierung aber für "eine gute Idee". Für Brigitte Müller ist die 2500 Euro-Prämie dagegen ausschlaggebend, den 13 Jahre alten Peugeot demnächst gegen einen Neuwagen zu tauschen. "Das ist doch eine gute Sache", sagt die 38-jährige Mutter aus Neunkirchen, die ihr Auto auch täglich für den Weg zur Arbeit nutzt. "Um den Leuten wirklich zu helfen, sollten Preise allerdings in vielen weiteren Bereichen gesenkt werden", fügt Müller hinzu."Richtig sauer" wird derzeit Nina Matthew, wenn es um die Themen Autos und Abwrackprämie geht: Durch eine Abmeldephase erfüllt die 22-Jährige mit ihrem 13 Jahre alten Ford Fiesta nicht mehr die Bedingungen für die Prämie. "Ohne die 2500 Euro ist das neue Auto jetzt für mich passé", sagt Matthew. Sie ist enttäuscht, wusste sie doch im Dezember noch nicht, dass das alte Auto ein Jahr ohne Unterbrechung angemeldet sein müsse, um sich als Prämienempfänger melden zu können. Matthew absolviert derzeit ein duales Studium und hätte das neue Auto dringend nötig. Ihr Fazit: "Die Abwrackprämie ist der falsche Ansatzpunkt, erst recht wenn man nur schwer oder spät an Informationen gelangt."Zwiegespalten beurteilt auch Harry Weber die Prämienaktion der Bundesregierung: "Ich frage mich, wie der Staat diese Ausgaben rückfinanzieren will", so der Neunkircher. "Letztlich bezahlen das doch wieder die Bürger". Für das Saarland und die vielen hier ansässigen Zuliefer-Betriebe der Automobil-Branche könne sich die Initiative allerdings auch als hilfreich erweisen, so Harry Weber. Er sagt: "Mein Nissan hat mittlerweile schon 20 Jahre auf dem Buckel. Für mich ist der Zeitpunkt auf jeden Fall ideal, einen Neuwagen zu kaufen." So geht es auch dem Neunkircher Güven Vedad. Der 19-Jährige fährt mit seinem Ford Kombi zwar hauptsächlich zur Schule, will die Prämie aber auf jeden Fall "mitnehmen". Vedad sagt: "Für die alte Kiste gibt's sonst eh höchstens noch 900 Euro, da lohnt sich die Prämie doch allemal." Die Chancen, dass der Automobilindustrie mit der Prämie eine Krise erspart bleibt, hält Friedrich Erlenbach für ziemlich gering. "Das wird nicht reichen", sagt der Neunkircher, auch wenn er nicht wisse, was genau gegen den Abschwung getan werden muss. Die Kosten der Menschen zu dämpfen, hält Erlenbach aber für sinnvoll: "Ein Auto zu haben ist dem Deutschen so wichtig - da ist die Abwrackprämie schon ein passendes Mittel."Beantragen kann man die Prämie schon jetzt. Infos gibt es über die Hotline des Bundesamtes für Wirtschaft, BAFA, Telefon (06196) 908 470.

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