Serie Kunst im öffentlichen Raum Tonnenschwer steht er am Ellenfeldstadion

Neunkirchen · Kunst muss sichtbar sein. Wir stellen Kunstwerke im öffentlichen Raum im Kreis vor. Heute: der Fußballspieler von Karl Hock in Neunkirchen.

 Zum 50. Vereinsjubiläum 1955 von Borussia Neunkirchen errichtete der Bildhauer Karl Hock den überlebensgroßen Fußballer vor dem Ellenfeldstadion.

Zum 50. Vereinsjubiläum 1955 von Borussia Neunkirchen errichtete der Bildhauer Karl Hock den überlebensgroßen Fußballer vor dem Ellenfeldstadion.

Foto: Engel

Zu einer Zeit, als Fußballer gewandet in Baumwolltrikots mit Kragen auf das Spielfeld liefen und die Bälle noch aus echtem Leder waren, feierte die ruhmreiche Borussia aus Neunkirchen 1955 ihren 50. Gründungstag. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt schon viele Siege gefeiert und sah hoffnungsvoll in die Zukunft. Das Fußballgeschäft war zu jener Zeit noch nicht so heikel wie heute. In der selben Zeit war auch die Schlossbrauerei noch ruhmreich und spendierte anlässlich des schönen Vereinsjubiläums nicht nur Freibier, sondern zudem den gusseisernen Fußballer, der heute links neben dem Haupteingang des Ellenfeld-Stadions steht. Erschaffen hatte den überlebensgroßen, und dazu auch tonnenschweren Sportler der Neunkircher Bildhauer Karl Hock. Er lebte von 1901 bis 1976. Außerhalb seiner Heimatstadt ist der Künstler eher weniger bekannt. Aber in der ehemaligen Hüttenstadt hat man ihn nicht vergessen. Davon zeugt ein größerer Beitrag in den Neunkircher Stadtnachrichten aus dem Jahr 2008.

Karl Hock arbeitete als Bergmann, bevor er in den Jahren 1922 bis 1923 in München Kunst studierte. Die Malerei stand bei ihm zunächst im Vordergrund. Der Alltag der Hüttenarbeiter und Bergleute interessierte ihn, fesselte und inspirierte ihn, das alles kannte er schließlich zur Genüge aus eigener Anschauung. Dass es selten lustig gewesen war unter Tage oder am Hochofen, sieht man Hocks Werken an, schreibt der Autor in den Neunkircher Nachrichten.

Die Schwere und Bitternis der Berg- und Hüttenarbeiter habe Hock hervorgehoben, heißt es da, der Ausdruck von Mühsal der Arbeit war sein Anliegen.

Den Krieg überstand er als Kriegsmaler. Krieg war in den Jahren nach der Katastrophe das Sujet in seinen Bildern. „Später malte er nach Musik. Besonders die symphonische Dichtung von Richard Strauß ,Tod und Verklärung’ hatte es ihm angetan“, so die Neunkircher Nachrichten. Über dieses „Musik malen“ habe Hock den Weg zum abstrakten Malen gefunden. Er verwandelte Töne in Farben.

In der Neunkircher Öffentlichkeit hat Karl Hock bis heute Spuren hinterlassen. Das Mahnmal am Gutsweiher und Holzreliefs im Robinsondorf gehören zu seinem Werk.

Der Fußballer vor dem Ellenfeldstadion hingegen hat eine klare Funktion: Er soll für all die sportlichen Größen stehen, die die Borussia hervorgebracht hat. Hier sind die Gebrüder Welsch, Leibenguth und Ringel, Emser und Dörrenbächer, Schreier, Schröder, Regitz, Hermesdorf, Papies oder auch Moll zu erwähnen; alle haben sie das Trikot der Borussia getragen. Heute steht der eherne Sportler mit seinem Ball am Fuß eigentlich verloren vor einem in die Jahre gekommenen Stadion, dessen Erhalt immer wieder diskutiert wird.

Die Borussia spielt in der Saarlandliga, oder besser spielte, denn zurzeit findet wegen der Corona-Pandemie in den Amateurklassen kein Spielbetrieb statt. „Der Fußballer steht irgendwie für alles, was mal besser war“, sagt ein älterer Herr, der viele Spiele im Ellenfeld gesehen hat.

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