Kreisjugendorchester Neunkirchen Besser fernsehen ganz ohne Fernseher

Neunkirchen · Ein Erlebnis für Augen und Ohren: Das Kreisjugendorchester begeistert mit einem Konzert der ganz besonderen Art.

 High five für die gelungene Leistung: Lob von Dirigentin Claudia Wälder-Jene gab es für die Sister-Act-Truppe und natürlich auch für ihr gesamtes Orchester.

High five für die gelungene Leistung: Lob von Dirigentin Claudia Wälder-Jene gab es für die Sister-Act-Truppe und natürlich auch für ihr gesamtes Orchester.

Foto: Jennifer Klein

Wie gut, dass wir am Sonntagabend nicht zuhause im Pat­schenkino geblieben sind, sondern uns für den KJO-Fernsehabend entschieden haben. Nirgendwo sonst stürmen von der Polizei gesuchte Musiker den Konzertsaal, erlebt man Lieschens Lieblings-Hits live gespielt und erfährt nebenbei ungeahnte Wahrheiten über die Mondlandung. Unter dem Motto „We have a Dream“ hatte das Kreisjugendorchester (KJO) Neunkirchen zu einem Konzert der  anderen Art eingeladen: Das Ensemble um Dirigentin Claudia Wälder-Jene hatte für das Nominierungskonzert zum Jugendorchesterpreis ein aufwendiges Programm auf die Beine gestellt.

Der Deutsche Jugendorchesterpreis wird seit 1996 vom Verein Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) vergeben. Alle zwei Jahre ruft der Fachverband der Jugendorchester in Deutschland den bundesweiten Wettbewerb aus. Mit dem Preis (die ersten drei Plätze sind mit 3000, 2000 und 1000 Euro dotiert) soll der musikalische Nachwuchs ermutigt werden, ein Konzert selbst zu konzipieren und zu organisieren. Für die Teilnahme am Wettbewerb entwickeln die Jugendorchester eine Konzertidee mit einem selbstgewählten Thema. Die 13 nominierten Orchester führen ihre Konzerte in der ersten Jahreshälfte 2019 auf – inkognito saß die Fachjury auch in der Neunkircher Gebläsehalle im Publikum.

Das Kreisjugendorchester Neunkirchen hat sich seit seiner Gründung 2005 – aus eher bescheidenen Anfängern mit zehn Musikern – zu einem quantitativ wie qualitativ großen Orchester entwickelt. Das ist insbesondere Dirigentin Claudia Wälder-Jene zu verdanken, von den Musikern liebevoll „Claudi“ genannt, die das Orchester 2009 übernahm und es ganz offensichtlich versteht, einen Sack Flöhe zu hüten, sprich, ihre inzwischen rund 80 jungen Musiker immer wieder zu motivieren und zu einem Klangkörper zusammen zu schweißen. Nun also die Herausforderung Jugendorchesterpreis. Das Nominierungskonzert „We have a Dream“ hatte federführend ein Team aus KJO-Musikern organisiert: Pauline Ziegler, Lena-Michelle Strauss, Amy Daniel, Julia Schmidt, Anna Rentmeister, Björn Süsser und Yvette Süsser. Die Orchester müssen die Arbeit an ihrem Konzertprojekt dokumentieren und mit einreichen. Bis 15. September entscheidet dann die Jury, wer die Preisträger sind.

Die Grundidee des KJO: ein Fernsehabend, der zeigt, was sich so alles mit Musik bewegen lässt. Zum Auftakt heulten die Sirenen – schließlich war Sonntagabend und damit beste Krimi-Zeit. Den ausgebrochenen KJO-Musikern gelang es, sich als Blues Brothers getarnt, auf die Bühne zu flüchten. Mit der Musik aus dem gleichnamigen Film war gleich „großes Kino“ angesagt. Anschließend ging’s munter weiter, wie beim Zappen durch die Kanäle: „Irland in Neunkirchen“ - eine riesige Party zum St. Patrick’s Day mit Anleihen aus „Riverdance“, ein Ausflug in den Dschungel und ein Gastspiel mit dem Cirque du Soleil, bei dem sogar Jongleure, Artisten und eine Primaballerina die Zuschauer bezauberten. Kleine Spielszenen, Showeinlagen und passende Requisiten begleiteten die Musikstücke, ebenso wie Lichteffekte und Diaprojektionen. Jeder neue Beitrag wurde von den Orchestermusikern per Videoeinspielung anmoderiert, ob der Wetterbericht (mit Sturmtief „Claudia“), oder die Mondlandung. Die fand übrigens schon früher statt, denn vor Neil Armstrong betrat schon der „unglaubliche Klausy“ den Erdtrabanten und pflanzte dort – logisch – die KJO-Fahne auf.

 Das KJO erzählte die „Wahrheit“ über die Mondlandung, bei der ein gewisser Klausy seine Fußspuren hinterlassen hat.

Das KJO erzählte die „Wahrheit“ über die Mondlandung, bei der ein gewisser Klausy seine Fußspuren hinterlassen hat.

Foto: Jennifer Klein

So wurde der Abend zu einem Ereignis für Ohren und Augen, ein Crossover verschiedenster Stile, das zugleich die große Bandbreite des KJO präsentierte: In der Welt des Pop mit Songs wie „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd sind die jungen Musiker ebenso zu Hause wie im New-Orleans-Jazz der 20er Jahre. Ein buntes Kaleidoskop, das das Publikum – und das ist dann doch eher untypisch für einen Fernsehabend – gleich dreimal zu Standing Ovations von den Sitzen trieb. Im Spätprogramm für die Nachtschwärmer gab’s Queens „Bohemian Rhapsody“ und russische Klänge. Besser fernsehen - mit dem KJO.

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