Kolumne Ach was Diese Baustellen machen keinen Stress

Das Verlegen der dicken Glasfaserrohre sorgt gerade vielerorts für aufgerissene Straßen. Das stört niemanden, denn hinterher geht ja alles viel schneller.

Warum nicht jede Baustelle auf der Straße für Ärger sorgt
Foto: SZ/Robby Lorenz

Schon spitze, mit welcher Geschwindigkeit derzeit jedes noch so kleine Sträßchen in unseren Gemeinden aufgerissen oder untertunnelt wird, um dicke Kabelstränge in die Erde und die Zukunft zu uns zu bringen. In der Schiffweiler Mühlenstraße etwa ist die Längsrichtung geschafft. Mit feinerem Gerät fräsen sich die Arbeiter davon abzweigend zu den Häusern vor. Wir alle schimpfen ja gerne, wenn die Gemeinde mal wieder eine Straße aufreißt und es wirklich ewig dauert, bis die Baumaschinen wieder weg sind. Das ist diesmal anders. Es geht ja, wie bereits angerissen, um den Anschluss ans Morgen und Übermorgen. Denn sind die Ausfahrten der Datenautobahnen, die derzeit unter Lehm und Sand und Schotter verbuddelt werden, erst einmal ans Endgerät auf der heimischen Anrichte angestöpselt, oder noch besser per Strahlungssmog im Haus verteilt, dann machen wir vielen kleinen Saarländer bekanntlich einen großen Sprung in die weite Welt wunderbarster Virtualitäten. Immer dran denken: Wir sind eine Wissensgesellschaft. Und diesen Vorsprung müssen wir halten! Mit dem schnellen Internet wird dies auch gelingen. Papa schaut samstags die Bundesliga-Zusammenfassung in Mega-Ultra-HD und aus zehn Kamera-Perspektiven gleichzeitig. Da muss er sich ganz schön konzentrieren und wird im Kopf auf Multitasking umgeschult. Mama hat in der Küche im Nullkommanix das neuste Ratatouille-Rezept auf dem Schirm und rührt im Gleichklang mit ihrem Youtube-Liebling „Klasse Kochen mit Klaudia“. Entspannung pur. Der Nachwuchs freut sich über die vielen persönlichkeitsstärkenden Spiele, die jetzt endlich mit allen Extras funktionieren. Schwaches Ego, Entwicklungsdefizite? Ha, das war gestern.

Wir alle haben Langmut trotz der vielen aufgerissenen Straßen, weil wir um solche Standort- und Bildungsvorteile wissen. Und wenn das Internet viel schneller ist als früher, dann macht es auch nix, wenn wir über den künftigen Flickenteppich mancher Straßen etwas langsamer fahren müssen. Das holen wir auf dem Sofa spielend wieder raus.

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