Stinklangweilige sieben Minuten

Dass die Videoplattform Youtube bei jungen Leuten hoch im Kurs steht, ist kein Geheimnis. Lobenswert daher, dass der Kreis mit der Youtube-Messe Closrcon am vorigen Samstag eine Veranstaltung für dieses Klientel mit auf die Beine gestellt hat. Aber bei Eintrittspreisen von 30 Euro ist es kaum verwunderlich, dass nur 350 Leute kamen. Und die sahen allenfalls B- bis C-Klasse-Youtuber auf der Bühne. Es ist eben ein Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht. Gut gemeint ist sicher auch der Kanal der Stadt Neunkirchen auf Youtube. Die hat wenigstens einen, im Gegensatz zu den anderen Gemeinden und Städten im Kreis. Allerdings wird dieser recht lieblos behandelt. Nur vier Filme sind dort zu sehen, darunter der neue Imagefilm der Stadt. Knapp 5000 mal wurde dieser seit Februar angeschaut, dafür schlecht bewertet. Moderiert wird der Kanal nicht. 14 000 Euro hat sich die Stadt die zwölf Minuten kosten lassen, die es gratis auf DVD im Rathaus gibt. Aber wo könnte man mit so einem Film besser für sich werben als im Internet? Mit etwas Know-how und geringem Werbebudget wäre der Film sicher weitaus öfter als schmale 5000 Mal angeschaut worden. Wie man so etwas anstellt, wissen diejenigen, die gerade mit einem stinklangweiligen sieben minütigen Zusammenschnitt eines italienischen Erotikfilms für einen kleinen Hit im Netz sorgen. Darin ist zwar keine nackte Haut zu sehen, aber etliche Szenen, die in Neunkirchen gedreht wurden - vom Bahnhof bis zum Center. Der Link zu dem Youtube-Zusammenschnitt wurde clever in sozialen Netzwerken platziert und deshalb in zwei Tagen knapp 4000 mal angeschaut. Wer also auf Youtube nach Neunkirchen sucht, findet unter anderem den schlecht bewerteten Imagefilm und eine italienische Erotik-Blödelei. Ob das so gut fürs Stadt-Image ist?

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