WM-Momente Rudi Völler und die Klinsmänner
24. Juni 1990, WM-Achtelfinale in Mailand, Deutschland gegen Holland, 22. Minute. Ich habe mich weiß Gott schon oft bei Fußballspielen aufgeregt, aber als Völler unberechtigt Rot sieht, nachdem Rijkaard ihn am Ohr gezogen hat, ist mein Puls am Limit.
Was daraufhin an Unzitierbarem aus meinem Mund kommt, zieht in anderen Ländern eine Haftstrafe nach sich. Und es kommt noch dicker. Rijkaard, der mit Völler vom Platz fliegt, spuckt Rudi Nationale volle Suppe in seine Locken. Ein kollektiver Nervenzusammenbruch kündigt sich vor der heimischen Glotze an. Ausgerechnet Völler. Das denkt sich auch die deutsche Elf und nimmt sich vor, das Spiel für Rudi zu gewinnen. Einer ganz besonders. Sein Sturmpartner Jürgen Klinsmann spielt von nun an für zwei. Sprintet für zwei, ackert für zwei, und verlängert eine Buchwald-Flanke zum 1:0. Das ist der Beweis: Es gibt einen Fußballgott. „Ich habe noch nie einen Stürmer gesehen, der so aufopferungsvoll gekämpft hat“, sagt Rummenigge später. Ich auch nicht. Brehme erhöht auf 2:0. Da spielt der unberechtigte Elfer durch Koemann zum 2:1 auch keine Rolle mehr. Wir gewinnen. Und alle liegen sich in den Armen. Nur mein Vater ist nicht da. Er ist mit seinen Kumpels in Italien. In Mailand. Beim Spiel. Die Karte hat bis heute einen Ehrenplatz.