Kolumne Balztanz à la Schraubstock-Uwe

Wie oft wird einem da ein schlaff-schwitziges, lauwarm-wurstiges Finger-Quintett entgegen gestreckt, das zupackt, als wolle es Badeschaum streicheln.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Foto: SZ/Lorenz, Robby

War ja klar: Kaum hat die Bundesregierung das mit der Impfpflicht jetzt mal so halb sein lassen, bei den Masken auf freiwillig gesetzt und irgendein Rumgeeiere in Sachen Quarantäne am Laufen, da geht das mit dem Händeschütteln wieder los. Ich habe an gleicher Stelle schon vor Jahren dazu aufgerufen, vom backigen Busserln als Begrüßungszeremonie abzusehen, ebenso von der bauchigen Umarmung und war daher erfreut darüber, dass Corona wenigstens für eines gut war. Denn auch das mit dem Handschlag zum Hallo hatte sich in der Pandemie erledigt.

War man in den ersten Corona-Wochen noch der Meinung, es sei eine gute Idee, sich gegenseitig leicht an die Schuhe zu treten, was immer aussah wie ein unbeholfener Balztanz nach zwölf Flaschen Doppelbock, ging man später dazu über, Ellbogen an Ellbogen zu dotzen, was wiederum einer eingeschränkten Bewegungsfunktion auf Grund eines eitrigen Schleimbeutels glich. Nachdem das dann auch vom Tisch war, der Mensch sein Gegenüber aber zur Begrüßung offenbar unbedingt irgendwo berühren möchte, erinnerte man sich der Hymne des Nickelbrillenträgers Klaus Lage, der Horst Schimanski einst mit „Faust auf Faust“ ein musikalisches Denkmal gebaut hat. Und das Beste daran: Das kriegt wirklich jeder hin, was man vom Händedruck ja nun wirklich nicht behaupten kann. Wie oft wird einem da ein schlaff-schwitziges, lauwarm-wurstiges Finger-Quintett entgegen gestreckt, das zupackt, als wolle es Badeschaum streicheln. Oder das Gegenteil ist der Fall und Schraubstock-Uwe macht klar, woher sein Name kommt. Aber Faust auf, oder besser an Faust, das funktioniert astrein. Funktionierte, genau genommen. Denn kaum wird gelockert, neigen die ersten wieder dazu, einem die Hand zu reichen. Leider nicht nur im übertragenen Sinne. Aber wozu nur? Schließlich gilt ja wohl die Faustregel:

Hand ist Heimat für das Schlechte,

wo Keim neben Bazille haust.

Drum ball‘ die linke und die rechte

und sag Hallo mit deiner Faust.

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