Kolumne Apropos Immer schön die Ruhe bewahren
Neulich auf dem Fußballplatz: Da wurde zwei Menschen der Zutritt verwehrt, einem, dessen Genesenen-Nachweis am Tag zuvor abgelaufen war, einem ohne negativem Test. Soweit gemäß der zu diesem Zeitpunkt gültigen Regelung.
Schockierend jedoch war, dass einige drinnen hämisch lachten und zutiefst abfällige Sprüche machten in Richtung derer, die draußen bleiben mussten. Nein, nicht zitierfähig an dieser Stelle.
Wer dazu aufforderte, derartiges Gerede doch sein zu lassen, wurde gleich mit zur Zielscheibe. Und plötzlich war sie da, die „Spaltung der Gesellschaft“.
Da wünschte man sich fast die Stimmung aus der Zeit des Lockdowns 2020 zurück, als Regenbogenbilder in den Fenstern hingen und für das Pflegepersonal lautstark aus den Fenstern geklatscht wurde.
Damals wurde die AHA-Regel propagiert, Abstand, Hygiene, im Alltag Maske tragen, heute ist es 3G, 2G, mal ohne, immer häufiger mit „plus“ für die Testpflicht – wer weiß, was noch kommen wird.
Mit Omikron ist nun eine weitere Virus-Variante in der Welt, nach Alpha, Beta, Gamma, Delta (es gibt aber auch Lambda, Mu, Delta plus und weitere Mutanten).
Aber soviel ist sicher: Hasstiraden und Ausgrenzung helfen keinem – sie werden weder die Infektionszahlen senken noch das Corona-Virus aus der Welt schaffen (was ja vermutlich ohnehin nicht mehr möglich ist).
Dass dann auf der Rückfahrt im Auto „Last Christmas“ lief, erinnerte daran, dass wir ja eigentlich schon in der Advents- und Weihnachtszeit sind, die ja – neben Geschenke besorgen, Christbaum kaufen, Festessen planen – auch eine Zeit des Innehaltens, der Stille sein kann.
Durchatmen, zur Ruhe kommen.
Die Engländer propagierten 1939 vor dem Zweiten Weltkrieg die Durchhalteparole „keep calm & carry on“, also Ruhe bewahren und weitermachen. Heute ist der Spruch zum Kult geworden, ist auf Postern und Tee-Verpackungen zu finden – und er passt in vielen Situationen.
Stimmt. Nur manchmal fällt das Ruhebewahren halt eben schon schwer. . .
