Kolumne Ein kleine Ode an das Maggi-Hähnchen

Kulinarisch gesehen herrscht am heimatlichen Herd seit vielen Jahren Ebbe auf der ganzen Linie. Aber jetzt gibt es eine Köstlichkeit, die sich hinter keinem Toast-Hawaii der Welt verstecken muss: das Maggi-Huhn!

Kolumne : Ein kleine Ode an das Maggi-Hähnchen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es ist die Frage aller Fragen: Gehören alte Nutella-Gläser nun ins Braunglas oder ins Weißglas? Ähnlich schwierig verhält es sich mit der Frage: Was war zuerst da, das Huhn oder das Maggi? „Hä? Wieso Maggi?“, wird sich jetzt der ein oder andere empören. „Ei! Es muss das Ei heißen!“ Stellt man dann aber die Frage, ob das Ei oder das Maggi zuerst da war, liegt die Antwort ja nun wirklich auf der Hand: Beides muss zur gleichen Zeit da gewesen sein, ist doch das Duett Maggi auf Ei eine Köstlichkeit, die man kaum voneinander trennen kann. Nun muss man aber wahrlich kein Naturwissenschaftler sein, um mit ziemlicher Sicherheit sagen zu können, dass Hühner schon etwas länger Eier aus ihrem Hintern quetschen als unsereins den letzten Tropfen Maggi aus der Flasche. Klar ist aber auch, dass beide, Maggi und Huhn, kulinarisch gesehen in Zweisamkeit einen dermaßen leckeren Freudentanz aufführen, dass dem Gaumen vor Entzücken eine Gänse-, oder wohl besser Hühnerhaut über den Rücken läuft. Die Frage, ob Gaumen einen Rücken haben, lassen wir jetzt einfach mal beiseite. Jedenfalls ist seit der Erfindung der Currywurst auf dem Feld der Nahrungsaufnahme ja nichts wirklich Spannendes mehr passiert. Gut, der Kebab mit bisschen Scharf hat es vom Bosporus mittlerweile wirklich bis ins hinterletzte Kaff geschafft. Und klar, selbst wer sonst nur Pommes-Schranke futtert weiß längst, dass in Acht Kostbarkeiten  alles drin ist, nur keine Kostbarkeiten. Aber was die heimische Küche angeht, herrscht seit Jahrzehnten blanke Stagnation auf allen Herdplatten: von Gas bis Induktion die pure Tristesse. Nach wie vor retten uns die Klassiker wie Rindsroulade, Leberknödel und Linsensuppe vorm endgültigen Absturz in die Hölle der monotonen Ess-Kultur. Aber nun ist endlich ein neues Gericht aufgetaucht, das in den  kommenden Jahren einen Siegeszug hinlegen wird, wie es ihn seit dem Toast-Hawaii nicht mehr gegeben hat: das Maggi-Hähnchen! Zugegeben, ganz super neu ist dieser Schmaus nicht, landet er doch seit ein paar Jahren zur Sommerzeit und zu besonderen Anlässen auf dem familiären Grill. Aber wann immer ich vorschwärme, wie saftig, wie würzig, wie unfassbar lecker so ein Maggi-Hähnchen ist, stelle ich fest, dass kaum einer diese Köstlichkeit kennt. Dabei ist die Zubereitung denkbar einfach: Man lege die Hähnchen-Hälften 24 Stunden in Maggi ein, sodass sie komplett bedeckt sind, und fertig. Danach kommen sie für eineinhalb Stunden auf den Grill, und was danach im Mund passiert, gleicht an Wunderschönheit einem Sonnenaufgang hinter dem Gipfel des Popocatépetl. Das Ei, heißt es, sei eine geschissene Gottesgabe. Mithin ist das Hähnchen die Mutter eben dieser. Und Maggi ist eben genau jenes Elixier, das aus diesen beiden Geschenken des Himmels das Leckerste herausholt. Und trotz allem ist noch immer eine Sache nicht geklärt: Braunglas oder Weißglas?

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