Boller Lottche? Das ist doch kein Name!

Ach was!?! · Kinderlieder sind ja was Schönes. Was einem einst vorgesungen wurde, sorgt irgendwann beim Nachwuchs für die erste musikalische Prägung, und so geht das immer weiter. Was man da allerdings seit Generation vor sich hinträllert, ist schon manchmal ziemlich beknackt.

Boller Lottche, Boller Lottche, wo warscht du so lang? Spaziere, im Gaade, mit meiner Madame!" Ich weiß ja nicht, ob dieses Kinderlied über die Grenzen meines Heimatdorfes bekannt ist, aber dort, das kann ich versichern, wird es oft und gerne gesungen. Wie man das mit Kinderliedern eben so tut. Eine weitere Gemeinsamkeit mit anderen Kinderliedern ist die relativ große Sinnlosigkeit des Textes. Zum einen wäre da der Name der Angesprochenen: Boller Lottche. Oder Bolla Lottche? Wie dem auch sei: So heißt doch kein Mensch! Ob das was mit der saarländischen Verniedlichung des Hinterns zu tun hat? Vielleicht handelt es sich ja um eine gewisse Lotte Hintern. Kein Name, mit dem man Bundespräsidentin wird, zugegeben, aber immer noch besser als " es Boller Lottche". Vielleicht geht es aber in dem Lied auch um ein Lottchen, das sich ungern in den Mittelpunkt drängte, sondern sich eher verdeckt in den hinteren Reihen aufhielt. Dieses Verhalten bescherte ihr einst den Spitznamen "Es hinnere Lottche", zumal es zu jener Zeit noch eine Lotte gab, die sich nur allzu gerne in die erste Reihe stellte und daher den Spitznamen "Es vordere Lottche" trug. Über die gibt es aber kein Lied. Geschieht ihr recht, der Gans. Aber wie das nun mal so geht, hat man im Laufe der Zeit den Ursprung des Spitznamens vergessen, was dazu führte, dass aus dem Hinnere ein Boller, und das Boller Lottche sogar musikalisch verewigt wurde. Gelebt haben muss Lotte in einem Haus mit sehr, sehr großem Garten. Denn schließlich taugte der zu Spaziergängen, deren Dauer bei anderen die Frage aufkommen ließ, wo es denn nur sein könnte, das Boller Lottche. Die auf dem Fuße folgende Antwort überrascht: Nicht etwa alleine war es unterwegs, sondern in Begleitung ihrer, also nicht nur irgendeiner, Madame. Und an dem Punkt des Liedes sollte man einfach keine Fragen mehr stellen. Denn was immer es mit dieser seltsamen Madame auf sich hat, die da mit der Lotte viele Stunden unterwegs ist - es bleibt wohl besser in den Weiten des übergroßen Gartens verborgen.

Bei der nächsten Besprechung seltsamer Kinderlieder gehen wir dann der Frage nach, wer seiner Puthenne den beknackten Namen Widewidewenne gibt, einen Mann mit dem noch beknackteren Namen Wohlgetan heiratet und seinem Kind dann den vollends bescheuerten Namen Sausewind (Anm. Das hatte es in der Schule sicher auch nicht leicht.) verpasst.

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