Akute Humpane Täterätose

Unsere Woche · Wir haben jetzt den Befund: Sie leiden unter akuter humpaner Täterätose." Als mir diese Diagnose vor einigen Jahren in der helaunistischen Universitätsklinik Mainz mitgeteilt wurde, wusste ich endlich Bescheid.

Allzu lange war die Phase der Ungewissheit, allzu oft wusste ich nicht, wie mir geschah, wenn ab dem jeweils Elften eines Novembers alles in mir verkrampfte, sobald ich nur in die Nähe einer Narrenkappe kam. Fieberschübe brachen aus, wenn kostümierte Menschen mir in dem Glauben an die Schultern fassten, eine Polonaise sei die Krönung der Heiterkeit. Dicke Pusteln taten sich überall dort auf, wo buntes Konfetti mit meiner Epidermis in Berührung kam. Die Bindehaut entzündete sich schlagartig, stolperte ich beim Zappen versehentlich über Sendungen wie "Alaaf und Hei Joo - mir Narre sinn lusdisch, mir Jecke sinn froh". Und geradezu unerträglich wurde der Juckreiz in der Armbeuge, wenn Wildfremde sich bei mir einhängten, um schunkelnder- und singenderweise einem Tag zu frönen, wie er in seiner Wunderschönheit nie vergehen dürfte.

Akute humpane Täterätose also nennt sich das. Aber was kann man dagegen tun? Gibt's Tropfen? Helfen Pillen? Vielleicht 'ne Spritze?. "Jetzt hören Sie mal zu", sagte der Arzt zu mir, setzte sich dabei eine rote Nase auf, stellte sich auf seinen Schreibtisch, verdrehte lustig die Augen und den Mund und legte voller Inbrunst los: "Do nutzt kaa Geschrei, do helft kaa Gejammer - bleiwe se tapfer und hugge se strammer. Es Läwe is lusdisch, es Läwe is scheen, ihne werd ihr Gejammer aach noch fagehn. Und immer dran denke, wie schlimm es auch sei: Am Aschermittwoch is' alles vorbei!"

Und in dem tröstlichen Wissen werden die kommenden Monate sicher auch vorübergehen. Irgendwie. Es sind ja nur noch 109 Tage . . .

In diesem Sinne möchte ich sagen: "Die Faasenacht in ihrem Lauf, halt' ich allein bestimmt nicht auf. Also feiert und lacht und singt noch dazu, aber bitte lasst mich mit all dem in Ruh'." Alleh hopp und Hei Joo!

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