Unsere Woche 40 Tage kein Plastik für die Tonne

Der Plastikwahn hat uns voll im Griff. Millionen Tonnen Verpackungen werden Jahr für Jahr nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Wie wär’s denn mal mit Plastikfasten?

Unsere Woche: 40 Tage kein Plastik für die Tonne
Foto: SZ/Roby Lorenz

Üppiges Essen, Süßigkeiten, Alkohol oder die Autofahrt zum Job: Darauf in der Fastenzeit zu verzichten, ist normal. Aber in den 40 Tagen bis Ostersonntag so weit wie möglich auf Plastik zu verzichten, ist eine neue Herausforderung. An Aschermittwoch haben deutsche Umweltverbände dazu aufgerufen. Anlass für mich, mir meinen persönlichen Plastikkonsum buchstäblich vor Augen zu führen.

Los geht es am frühen Morgen im Bad. Dank einer lieben Freundin, die entsprechende Kurse besucht hat, benutze ich ohnehin seit Weihnachten selbst gemachte Seifen (ohne Verpackung), Dusch-gels und Körperlotion in Mehrwegflaschen. Das gute Gewissen erhält jedoch beim Griff zum Deoroller einen dicken Dämpfer. Der ist nämlich leer, und normalerweise würde ich aus dem Vorrat einen neuen holen. Die Alternative „Natürliches Deo selber machen“ hätte ich ein paar Stunden eher googeln müssen. Im Sinne der Kollegen dürfte diese Plastikmüllsünde in jedem Fall sein.

Beim Frühstück kommt der Kaffee aus der Maschine. Ohne Kapsel, das ist Ehrensache. Die selbst gemachte Marmelade steckt im Mehrwegglas, die Milch ebenso, aber die Butter ist leider nicht ganz plastikfrei verpackt. Die Schmier für die Pause wandert in die gute alte Brotdose. Also fast alles gut? Ach nein, das „natürliche Mineralwasser“ wurde in eine Plastikflasche abgefüllt. Die bleibt also zu Hause. Das Neunkircher Leitungswasser ist schließlich einwandfrei, auf Kohlensäure kann man auch mal verzichten.

Auf dem Weg zur Arbeit dann das kalte Grausen. An den Auf- und Abfahrten der Autobahn sieht es aus wie auf einer Müllkippe. Coffee-to-go-Becher, Fastfood-Tüten, Zigarettenschachteln, Plastik ohne Ende. Wer wirft den ganzen Müll einfach achtlos aus dem Auto- oder Lkw-Fenster? Ach, könnte man denen doch den ganzen Salat ins eigene Wohnzimmer kippen, das wäre ein Freudentag! Anfang März ziehen wieder Hunderte von Freiwillige im Landkreis, darunter viele Kinder, los, um unser Umfeld für eine mehr oder weniger lange Zeit „picobello“ zu machen. Nicht alle finden es gut, dass die Kinder anderer Leute Dreck einsammeln. Aber vielleicht werfen diese Kinder keinen Verpackungsmüll in die Hecke und verzichten beim nächsten Einkauf auf die Plastiktüte. Denn darum geht es auch beim Plastikfasten. Sich bewusst zu machen, wie viel Plastik wir benutzen. Und auf wie viel wir eigentlich verzichten könnten.

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