Kolumne Gefährliche Spiele, spannende Spiele

Ministerpräsident Tobias Hans schlägt mit den geplanten Lockerungen einen fragwürdigen Weg ein. Den richtigen Weg geht die Stadt Neunkirchen, wenn sie am Ellenfeldstadion festhält.

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Foto: SZ/Lorenz, Robby

Er wird sie im Auge haben, die Inzidenz im Landkreis Neunkirchen, die etwa so schnell nach oben steigt wie seinerzeit Torhüter Willi Ertz beim Hechtsprung in den Winkel im Ellenfeldstadion. Die geplanten Lockerungen und das Ellenfeldstadion: Zwei Themen, die in dieser Woche viel diskutiert wurden, und in beiden Fällen steht die Sorge an oberster Stelle.

Im Falle der von Hans geplanten Lockerungen herrscht einiges an Skepsis. Nicht nur bei den Gastwirten, wie eine SZ-Umfrage in dieser Woche zeigte, auch die Rathauschefs sind uneins darüber, ob dies der richtige Weg ist. Zum jetzigen Zeitpunkt, wohl gemerkt. Dass Hans, der lange Zeit mit dem wohl künftigen Kanzlerkandidaten Markus Söder auf Kurs lag, plötzlich einen komplett anderen Weg einschlägt, mag man als Schärfung seines eigenen Profils werten. Es gibt reichlich Warnungen von Medizinern und Wissenschaftlern, und die Rufe nach einem harten Lockdown mehren sich. Hans’ Weg könnte ihn in eine Sackgasse führen, aus der er ohne politische Blessuren kaum mehr raus kommt. Das hat er sich dann selbst zu zu schreiben. Lockerungen zum jetzigen Zeitpunkt könnten aber auch viele weitere Menschen in eine Sackgasse führen, aus der sie ohne gesundheitliche Blessuren nicht mehr raus kommen. Es ist ein gefährliches Spiel.

Gefährliche Spiele gibt es im Ellenfeldstadion selten. Spannende höchstens. Die Glanzzeit der Borussia ist lange vorbei und auch das Stadion wirkt wie ein Relikt vergangener Zeiten. Und genau das ist es auch. Ein Relikt, wie es in Deutschland kein zweites gibt. Ein Fußballstadion, bei dessen Anblick Freunde dieses Sports, egal aus welchem Land sie kommen, mit der Zunge schnalzen. Wer online nach dem schönsten Fußballstadion Deutschland sucht, wird immer wieder aufs Ellenfeld stoßen. Die Sorge, das Stadion könnte irgendwann abgerissen werden, besteht schon lange und immer mal wieder. Erst vor ein paar Jahren drohte der Spieser Kurve der Abriss. Wäre das der Auftakt gewesen? Die erste Scheibe, quasi? Aber das ist vom Tisch. Gottlob. Und die Stadt Neunkirchen hat jetzt erst wieder bekräftigt, das Stadion erhalten zu wollen. Sie tut gut daran, denn allzu viele Relikte, die an die Vergangenheit der einst ruhmreichen Hüttenstadt erinnern, gibt es nicht mehr. Leider.