Kolumne Apropos Gaspreise und Wortungetüme

Da liegt er auf dem Küchentisch, der Brief des Gas- und Energieversorgers meines Vertrauens. Gleich mehrere Bögen sind darin. Auf der ersten Seite: Cent-Beträge (die Zehner, Hunderter und Tausender kommen erst auf den folgenden Seiten, wie das erste Überfliegen zeigt, was psychologisch vielleicht ganz geschickt gemacht ist).

 wortungetüm Foto: jen

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Foto: Jennifer Klein

Aber ein fett gedrucktes – ja, was? – Wort? zieht den Blick auf sich: „Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung“. Ja, das ist EIN Wort.

Sage und schreibe 56 Buchstaben. Auf Din-A4-Format passt es in eine Zeile. Der Anblick ließ mich sekundenlang den restlichen Inhalt vergessen, vielleicht ist auch das Absicht. Bei Leuten, die eher Buchstaben- als Zahlen-Menschen sind, funktioniert‘s. Aber wann sieht man sowas schon mal – es verdrängt damit den „Außenmedienrückgabeautomat“ (steht vor der Stadtbibliothek Neunkirchen) von der Hitliste der Wortungetüme. So einiges Schwerverdauliche bis Kuriose begegnet einem im Arbeitsalltag öfter mal:  Den Gender-Schreibungen wurden ja schon einige Texte an dieser Stelle gewidmet. Manches schafft es auch nicht in die Zeitung, weil es irgendeinem vorher auffällt: das „Straßenbegleitgrün“ zum Beispiel. Die „breite Musikplatte zum Frühschoppen“. Oder die Städtepartnerschaft, die sich auf drei Schultern stützt.  Ein weites Feld. Aber das oben genannte „Kurzfristenergie …“ (na, Sie wissen schon) taugt  vielleicht doch fürs Galgenmännchen-Spielen an langen Winterabenden bei 19 Grad am Küchentisch. Galgenhumor kann in der Sache auch nicht schaden.

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