Ausverkauf in Neunkircher Warenhaus Respektloser Umgang schmerzt Beschäftigte

Neunkirchen · Katholische Arbeitnehmer-Bewegung machte bei Aktionstag am Mittwoch auf die Lage der Mitarbeiter von Kaufhof aufmerksam.

 Der KAB-Diözesanseelsorger, der Neunkircher Pfarrer Markus Krastl, und die Betriebsratsvorsitzende der Kaufhof-Filiale in Neunkirchen, Concetta La Rizza, machen auf die Situation der Kaufhof-Angestellten aufmerksam.

Der KAB-Diözesanseelsorger, der Neunkircher Pfarrer Markus Krastl, und die Betriebsratsvorsitzende der Kaufhof-Filiale in Neunkirchen, Concetta La Rizza, machen auf die Situation der Kaufhof-Angestellten aufmerksam.

Foto: Ute Kirch

Rabatte wohin das Auge schaut: 50 Prozent, 60 Prozent, 70 Prozent. Die Tage der Filiale von Galeria Kaufhof in Neunkirchen sind gezählt. Am 17. Oktober öffnet das Warenhaus in der Kreisstadt ein letztes Mal. Rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigungen erhalten. Die Hoffnung, in letzter Minute doch noch gerettet zu werden, haben sie verloren. Was bleibt, ist der Schock. So beschreibt die Bischöfliche Pressestelle Trier die aktuelle Lage in dem Warenhaus. Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung – alle Gefühle angesichts der ungewissen beruflichen Zukunft hatten am Mittwoch ihren Raum im öffentlichen Gottesdienst vor dem Kirchenladen „Momentum“ an der Bliespromenade, heißt es weiter in der Bistumsmitteilung. Passend zum Welttag für menschenwürdige Arbeit hat die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Bistum Trier die Kaufhof-Mitarbeiter zur Andacht zum Thema „menschenwürdig arbeiten – Solidarität leben“ eingeladen. Bereits am Nachmittag hatte die KAB einen Infostand eingerichtet, um mit Passanten über die Situation der Kaufhof-Mitarbeiter und ihre allgemeinen Forderungen nach einem höheren Mindestlohn ins Gespräch zu kommen. Im „Momentum“ hängen seit dieser Woche bis Monatsende unter dem Titel „Wert:voll – 60 Prozent auf alles, aber nicht auf mich!“ Porträts von zehn Kaufhof-Mitarbeiterinnen. Fotografiert hat sie Franz Mees, der bis zu seinem Ruhestand in der Kaufhof-Filiale gearbeitet hat. Die Porträts geben einer abstrakten Zahl ein Gesicht. Eine der Porträtierten ist Concetta La Rizza, die mit ihren 41 Jahren bereits auf 26 Jahre bei Kaufhof kommt. „Wir sind hier mehr als Kollegen. Wir sind hier erwachsen geworden. Wir sind eine Familie, die jetzt zerbricht“, sagt La Rizza, die auch Betriebsratsvorsitzende ist. Viele ihrer Kollegen arbeiteten seit vielen Jahrzehnten in dem Warenhaus in der Hüttenstadt – manche sogar zwischen 30 und 40 Jahren. Die wenigsten hätten bereits eine neue Beschäftigung in Aussicht. Manche hofften auf den neuen Globus-Markt, doch dieser öffne frühestens Ende 2021. Sie selbst wisse auch noch nicht, wie es bei ihr beruflich weitergeht. Nur wenige Kollegen hätten das Angebot, in die Transfergesellschaft zu wechseln, angenommen, da dies den Verlust der Abfindung bedeutet hätte.