Im Kreisjugendamt Neunkirchen Was hat Schokolade mit Demokratie zu tun?

Neunkirchen · Neue Erkenntnisse und praktische Übungen bei der Jugend-Demokratiekonferenz in Neunkirchen.

 Der Workshop „Medienmanipulation“ brachte Einblicke in die Medienberichterstattung und zeigte, wie einfach es ist, Bilder zu fälschen.

Der Workshop „Medienmanipulation“ brachte Einblicke in die Medienberichterstattung und zeigte, wie einfach es ist, Bilder zu fälschen.

Foto: Katja Janoschek

„Sei wählerisch und mach dir ein Bild!“ Unter diesem Thema stand die Jugenddemokratiekonferenz im Kreisjugendamt Neunkirchen. Sie beschäftigte sich mit Fragen der Demokratiebedeutung für den Alltag, welche Rolle die Medien dabei spielen und wie sich Jugendliche aktiv einbringen können in die Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft.

Eröffnet wurde die Jugenddemokratiekonferenz von Landrat Sören Meng, der an zwei Gedenktage erinnerte, die man nicht vergessen sollte: Die Reichspogromnacht, in der eine Menschengruppe in einem undemokratischen System offiziell zur Vernichtung freigegeben wurde, und den Tag des Mauerfalls. Für heutige Jugendliche in Deutschland kaum mehr vorstellbar, erzählte Sören Meng die Geschichte einer Brieffreundschaft in die damalige DDR. Der damals achtjährige Jungen habe die Welt nicht mehr verstanden, als seine Eltern ihm erklären mussten, dass er sich für ein Geschenk seines Brieffreundes nicht bedanken könne, weil er weder dorthin reisen noch sicher sein könne, dass sein Dankesbrief den Empfänger erreiche. „Heute leben wir in Deutschland alle in einer Demokratie“, sagte Meng, aber diese sei keine Selbstverständlichkeit und müsse gepflegt werden. Und dass jeder dazu beitragen und etwas tun kann, auch als Jugendliche oder Jugendlicher, wurde in den drei Workshops der Jugenddemokratiekonferenz erlebbar. Die Schüler der GGS Neunkirchen, der Mühlbachschule Schiffweiler sowie der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule Spiesen-Elversberg konnten erfahren, was Politik mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat und dass das Handeln und die Teilhabe jedes einzelnen Konsequenzen für das Zusammenleben und die Gesellschaft haben kann – gute wie schlechte. Im ersten Workshop ging es um die eigene Sensibilisierung und Wahrnehmung von Menschen sowie um das Erkennen von Vorurteilen. Blond, Pole, dunkelhäutig, sie allgemein bekannt, die kurzen, prägnanten Vorurteile: dumm, klaut, hat den Rhythmus im Blut. Die Schüler sollten sich mit zehn Schlagworten selbst beschreiben und eines davon für jeden sichtbar auf der Stirn tragen, die restlichen neun werden unsichtbar. Wie wird man behandelt, wenn man „Frau“ auf der Stirn trägt, wie, wenn dort „Partygänger“ steht? Welche Konsequenzen hat diese Reduktion auf ein einziges Merkmal? Muss ein Chinese Hunde essen oder eine Dicke faul sein? Und wie muss es einer Person gehen, die sich nicht aussuchen kann, was sie der Gesellschaft zeigt? Ob sie mit anderer Hautfarbe oder mit einem Rollstuhl auf die Straße geht. Aus dem Umkehrschluss, dass alle im Landkreis Neunkirchen als individuelle Menschen respektiert werden, entstand ein Willkommensschild aus Holz, das demnächst im Eingangsbereich des Kreisjugendamtes zu sehen sein wird.

Der Workshop „Medienmanipulation“ brachte Einblicke in die Medienberichterstattung und zeigte, wie einfach es ist, Bilder zu fälschen. Die Schüler lernten Methoden kennen und selbst anzuwenden, die es ermöglichen, zum Beispiel Personen in Motive zu montieren, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Was Schokolade mit Demokratie zu tun hat, erlebten die Schüler im Betzavta-Workshop. Durch unfaire Startbedingungen der einzelnen Gruppen und eigene Regeländerungen, erfuhren und diskutierten sie, was Gerechtigkeit ist und wie sich Vor- oder Nachteile auswirken können auf die eigene, aber auch auf die anderen Gruppen.

Durch das Programm führte Florian Klein vom Adolf-Bender-Zentrum, das die Jugenddemokratiekonferenz mit dem Vorsitzenden der „Partnerschaft für Demokratie“ im Landkreis Neunkirchen, Markus Wittling, organisiert hat. Das Projekt wurde im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie des Landkreises im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

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