Interview zum Erlebnisort Reden „Die Halde hat ein außergewöhnliches touristisches Potenzial“

Kreis Neunkirchen · Die Weiterentwicklung des Erlebnisortes hat zuletzt für viel Aufsehen gesorgt. An einer Autostraße zur Halde gibt es viel Kritik.

 Der Weg hinauf aufs Haldenplateau. Im Gespräch ist eine zweispurige Autostraße.

Der Weg hinauf aufs Haldenplateau. Im Gespräch ist eine zweispurige Autostraße.

Foto: Michael Beer

Christian Rau von der Tourismus- und Kulturzentrale des Landkreises Neunkrichen (TKN) wünscht sich einen konstruktiven Dialog.

Die Pläne der Industriekultur Saar (IKS) für eine zweispurige Straße hinauf auf die Redener Alm hat in der Gemeinde Schiffweiler für Wirbel gesorgt. Hätten Sie das erwartet?

 Christian Rau. Foto: Julian Schneider

Christian Rau. Foto: Julian Schneider

Foto: Julian Schneider

Rau: Jährlich besuchen etwa 250 000 bis 300 000 Menschen den Erlebnisort Reden. Diese Zahl verdeutlicht das touristische Potenzial des Standorts. Natürlich kommen sehr viele Gäste des Erlebnisortes aus Schiffweiler selbst und den umliegenden Städten und Gemeinden. Vielen liegt speziell die Halde mit der Bergmanns Alm, ihren Wander- und Freizeitwegen und den außergewöhnlichen Veranstaltungen am Herzen. Deshalb war mir klar, dass das Thema „Straße“ zu kontroversen Diskussionen in der Gemeinde Schiffweiler führen wird. Die IKS hatte die Pläne den Entscheidungsträgern in der Gemeinde vorgestellt und war gemeinsam mit uns bereit zum weiteren konstruktiven Dialog mit der Gemeinde, dem Naturschutz und den Partnern am Erlebnisort. Leider hat die Corona-Problematik weitere bereits geplante Gesprächstermine verhindert. Ich bedauere sehr, dass sich die sicherlich notwendige Diskussion in die Presse und in die sozialen Medien verschoben hat, ohne dass die Pläne der IKS allen Beteiligten überhaupt präsentiert und erläutert werden konnten.

Die Bergehalde wird vor Ort als Naherholungsgebiet geschätzt. Wie lässt sich das mit einer stärkeren touristischen Erschließung vereinbaren?

Rau: Mit Erstaunen habe ich in den Presseberichten der vergangenen Tage und in den Diskussionen in den sozialen Medien Begriffe wie beispielsweise „Alm-Autobahn“, „Partyalm“, „Gigantismus“ und „Balawerhiwwel“ gelesen. Eine touristische Weiterentwicklung der Halde und des gesamten Erlebnisortes lassen sich mit dem Erhalt des Naherholungscharakters selbstverständlich vereinen. Die Gemeinde und die Region könnten durch zusätzliche Steuereinnahmen profitieren, Einzelhandel und Gastgeber könnten zusätzliche Umsätze generieren, neue Arbeitsplätze könnten entstehen. Diese Aspekte kommen mir in der bisherigen Diskussion zu kurz. Die Halde hat ein außergewöhnliches touristisches Potenzial. Die beiden Aspekte „Naherholung“ und „Tourismus“ schließen sich nicht aus. Sie verantwortungsvoll im Sinne des Umweltschutzes verträglich zu kombinieren, ist die gemeinsame Aufgabe von Gemeinde, dem Landkreis mit seiner Tourismus- und Kulturzentrale, der IKS, dem künftigen Standortmanager sowie den bereits vorhandenen und möglichen neuen Partnern am Standort. An dieser Stelle würde ich mir ganz persönlich etwas mehr Vertrauen in die handelnden Personen und etwas weniger „Schwarz-Weiß-Denken“ wünschen, sowohl von Seiten der Presse wie auch in den Diskussionen der Bürger auf der Straße und in den sozialen Medien.

Es gab verschiedene Ideen, die Menschen einfacher den Berg hinaufzubringen. Etwa mit einer Haldenbahn oder Seilbahn. Jetzt soll es eine Autostraße richten. Verträgt sich das mit den Zielen eines sanften Tourismus, mit denen der Kreis wirbt?

Rau: Für eine sinnvolle touristische Weiterentwicklung der Bergehalde, und den Fortbestand der Alm-Gastronomie ist eine barrierefreie Erschließung eine unbedingt notwendige Grundvoraussetzung. Als Touristiker würde ich mir selbstverständlich neben attraktiven und sicheren Fußwegen eine Transportlösung wünschen, die für sich schon eine Attraktion für die Besucher des Erlebnisortes darstellt. Aber eine solche Lösung muss natürlich auch finanzierbar und technisch realisierbar sein, was laut IKS in Reden bedauerlicherweise nicht der Fall ist. Eine Straße ist eher eine zweckmäßigere Lösung, der ich anfangs auch skeptisch gegenüber gestanden habe. Das vorgeschlagene Konzeption der IKS hat mich allerdings überzeugt, auch wenn das ein oder andere Detail natürlich noch zu diskutieren wäre im Falle einer tatsächlichen Realisierung.

Das Konzept überzeugt Sie. Welche Vorteile sehen Sie bei der Planung einer Autostraße?

Rau: Bei der momentanen Verkehrsführung werden Wege von etwa 1,5 Kilometer Länge vom Alm-Personal, vom Lieferverkehr und vom derzeit eingesetzten Shuttle-Bus befahren. Der Freizeit- und Skaterweg ist daher auf einer recht langen Passage für Wanderer, Spaziergänger und Sportler nur eingeschränkt nutzbar. Auch auf dem für die Fahrzeuge gekennzeichneten Weg hoch zur Alm kommt es immer wieder zum Aufeinandertreffen mit Radfahrern und Fußgängern. Das Konzept der IKS sieht eine klare Trennung vor, die für die Sicherheit auf der Halde unabdingbar ist. Mit Hilfe der neuen Straße würden Fahrzeuge auf einer kurzen, rund 500 Meter langen Strecke die Halde erreichen. Alle restlichen Wege, die derzeit noch gemeinsam genutzt werden müssen, könnten künftig wieder uneingeschränkt den Besuchern der Halde zur Verfügung stehen.
Auch für die Konzertveranstaltungen auf der Halde würde die Straße eine organisatorische Erleichterung darstellen. Wartezeiten von Besuchern an den Shuttles könnten zum Beispiel deutlich verkürzt werden, und im Falle einer Gefahren- oder Notsituation könnten Einsatzkräfte die Halde wesentlich einfacher und schneller erreichen.
Nicht außer Acht lassen darf man bei diesem Projekt die miteinhergehende Beleuchtung des Fußweges auf die Halde sowie des Freizeit- und Skaterweges. Dies würde zu einem Mehr an Sicherheit für alle Besucher der Halde führen, ebenso wie zu längeren Öffnungszeiten der Alm-Gastronomie und ausgedehnteren Nutzungsmöglichkeiten der einzelnen Wege.

Die Attraktivität des Erlebnisortes kämpft am Fuß der Halde mit großen Problemen. Die Zwistigkeiten um den Dinopark Gondwana reißen nicht ab. Kann das Alm-Plateau retten, was am Fuße nicht gelingt? Sehen Sie eine Möglichkeit, den gewünschten stärkeren Tourismus auf der einen sowie Naherholung und Naturschutz auf der anderen Seite in eine positive Gesamtsituation zu überführen?

Rau: Das Haldenplateau hat sicherlich das größte Entwicklungspotenztial in Reden. Eine gelungene Symbiose zwischen touristischer Nutzung, Naherholung und Naturschutz wird dazu führen, dass sich auch am Fuße der Halde neue Chancen auftun werden. „Gondwana – Das Praehistorium“ ist aus touristischer Sicht ein ganz wichtiger Baustein in der Angebotspalette des Erlebnisortes Reden, und die TKN wäre sehr froh, wenn diese außergewöhnliche und einmalige Attraktion den Besuchern des Standortes noch sehr lange erhalten bliebe. Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass alle Beteiligten den Erlebnisort Reden gemeinsam und in einem konstruktiven Dialog zu einem der touristischen Highlights des Saarlandes weiterentwickeln können, an dem auch Umwelt- und Artenschutz eine gewichtige Rolle spielen und die Schiffweiler Bürgerinnen und Bürger gleichzeitig ihre „alte Grube“ immer noch wiederkennen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort