Im Regenschatten bleibt das Heu trocken

Kreis Neunkirchen. Das Wetter ist ja eigentlich immer ein Gesprächsthema. Besonders aber am Siebenschläfertag, dem nachgesagt wird, dass er die Witterung der kommenden sieben Wochen prägt. Die Familie Meiser in Welschbach betreibt Landwirtschaft in der x-ten Generation

 Bauer Adalbert Meiser hat schon manche Wetterkapriolen erlebt.

Bauer Adalbert Meiser hat schon manche Wetterkapriolen erlebt.

Kreis Neunkirchen. Das Wetter ist ja eigentlich immer ein Gesprächsthema. Besonders aber am Siebenschläfertag, dem nachgesagt wird, dass er die Witterung der kommenden sieben Wochen prägt. Die Familie Meiser in Welschbach betreibt Landwirtschaft in der x-ten Generation. Auf dem idyllisch am Ortsrand gelegenen Hubertushof leben Milchkühe und ihre Nachzucht, Pferde, Hunde, Katzen und Hühner. Seit 1996 ist Hans-Peter Meiser Chef des Hofes, sein Vater Adalbert kümmert sich aber trotz seiner bald 76 Jahre noch täglich um Ackerbau, Milchwirtschaft und Viehzucht. Für den Besuch der SZ hat er den Hundertjährigen Kalender und ein Buch mit alten Bauernregeln hervorgekramt. "Wir hatten auch noch ein ganz altes Buch von unserer Oma Leni, aber das ist irgendwie verschütt gegangen", bedauert Bauer Meiser. Überhaupt sei seine Mutter diejenige in der Landwirts-Familie (die Pinke-Bauern) gewesen, die immer einen passenden Spruch zu allen Vorkommnissen in der Natur und im Stall auf den Lippen gehabt habe. So steht auf einem Balken am Wohnhaus auf dem Aussiedlerhof zu lesen: "In die Kirche und in den Stall kann man nie genug gehen", eine Überlieferung der Oma. Bis ins hohe Alter hatte sie auf dem Hof noch die Kälber, die Kaninchen und den Gemüsegarten "unter sich". Sohn Adalbert und Enkel Hans-Peter (eines der fünf Kinder von Ruth und Adalbert "Adel" Meiser) sind zwar mit etlichen der ungezählten und variantenreichen Bauernregeln wohl vertraut, sie verlassen sich allerdings lieber auf die Wetterprognosen in den Medien. "In den letzten Jahren sind wir damit immer gut gefahren, haben Heu und Getreide trocken nach Hause bringen können", freuen sich die Unternehmer in Sachen Milch und Futtermittel über die recht präzisen Ansagen der modernen Metereologie. Wobei Meiser Senior beobachtet hat, dass sich sein Hof in einem "Regenschatten-Gebiet" befindet. Schon oft habe er nämlich erlebt, dass es in der Umgebung heftig geschüttet habe, zu Hause aber alles trocken geblieben sei. Zu seiner Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender bei Saarmilch habe er beispielsweise in Saarbrücker Sitzungen auf glühenden Kohlen gesessen, weil er das morgens gemähte Gras total verregnet wähnte. "Doch daheim war prima Sonnenschein", erinnert sich Meiser an diverse Wetter-Kapriolen. "Wettert der Juni mit ganzen Zorn, dann bringt er dafür auch reichlich Korn", das ist eine der alten Weisheiten, die sich auch so manche Verballhornung gefallen lassen mussten: "Steht im Januar noch das Korn, ist es wohl vergessen worrn", ist solch eine "spaßige" Variante. Wenig hilfreich sind auch Sprüche wie "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist". Nicht mehr ganz in die Zeit passt auch "An St. Johann (24. Juni) schlägt der erste Mäher an", denn üblicherweise beginnt die Gras-Ernte hierzulande doch deutlich vor der letzten Juni-Woche. Leuten, die sich auf einen sonnigen Herbst freuen, kann der folgende Zweizeiler Mut machen: "Bringt der Juli heiße Glut, so gerät September gut". Bei der Fahrt von Welschbach in die Neunkircher Redaktion durfte die Berichterstatterin übrigens einen persönlichen Eindruck vom Meiserschen "Regenschatten-Gebiet" erleben: Während Hans-Peter Meiser rund um den Hubertushof munter das Heu wendete, goß es gleich hinter Stennweiler wie aus Kübeln...

 Bauernregeln - Aberglaube oder Wissenschaft? Fotos: Andreas Engel

Bauernregeln - Aberglaube oder Wissenschaft? Fotos: Andreas Engel

Auf einen BlickDer Siebenschläfertag ist am 27. Juni und wird sowohl mit den Sieben Märtyrern von Ephesus als auch mit dem Nagetier Siebenschläfer in Verbindung gebracht. Es gibt verschiedene Variationen der Bauernregeln zum Siebenschläfertag: Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnets vier ganze Wochen. Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag. Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass. Siebenschläfer Regen - sieben Wochen Regen.Statistische Analysen haben laut Internet-Lexikon Wikipedia ergeben, dass die Regel in Süddeutschland in 60 bis 70 Prozent der Jahre zutrifft, für Norddeutschland aber nicht anwendbar ist, was mit dem so genannten Jetstream zusammenhängt, der sich üblicherweise Ende Juni/Anfang Juli für einige Zeit stabilisiert. Liegt er im Norden, so werden Tiefdruckgebiete meist in Richtung Nordeuropa abgelenkt und Hochs dominieren das Wetter im südlichen Mitteleuropa, liegt er weiter südlich, so können Tiefs über Mitteleuropa hinwegziehen. sl

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