Zuwanderung ist auch eine Chance

Illingen · Das Netzwerk für Flüchtlingshilfe in Illingen ist gut ausgebaut. Vereine, Kirchen und Ehrenamtler arbeiten professionell, viele Aktionen wurden ins Leben gerufen. Die jetzige Herausforderung betrifft vor allem Familiennachzüge.

In den vergangenen Tagen sei bezüglich Flüchtlingspolitik viel Negatives durch die Medien gegangen, sagte Bürgermeister Armin König .

Deshalb hatte er ganz spontan Vertreter des Netzwerkes, das sich in der Gemeinde Illingen um Flüchtlinge kümmert, ins Rathaus eingeladen. Er wolle, dass man als Gemeinschaft zeige, dass Flüchtlingspolitik funktionieren könne.

"Wir haben eine sehr gute Willkommenskultur und machen das mit Begeisterung." Schwierigkeiten bewältige man vor allem deshalb so gut, weil die professionellen Kräfte der Aufnahme und Administration eng und unkompliziert mit den ebenfalls sehr professionell agierenden Ehrenamtlern zusammenarbeiteten. "Die Herausforderung, die jetzt ansteht, sind Familiennachzüge und die Bewältigung des ganz normalen Alltags." Am Tisch saßen Vertreter der Kirchen, des ASB und Privatpersonen, wobei, wie König betonte, auch das DRK, Vereine und andere zum Netzwerk gehören. Sabine Mohr, Andreas Schwarz und Peter Rauber klärten von Seiten der Gemeinde über die derzeitige Situation auf: 104 Flüchtlinge beherberge man, so Mohr, bis Jahresende rechne man mit nochmal so vielen Zuweisungen. "Wir konnten alle dezentral unterbringen. Wir haben Häuser angemietet, das läuft sehr gut." Auch gebe es ganz viel Nachbarschaftshilfe . Schwarz sagte, man sehe die Zuwanderung auch als Chance: "Leer stehende Häuser sind wieder bewohnt, wir haben wieder Kinder in den Schulen und die Vereine sind auch froh."

Die Vertreter des Netzwerkes berichteten ebenfalls von ihrer Arbeit, so Klaus Maas und Brigitte Donier von der Erstversorgung der Flüchtlinge durch den ASB mit Kleidung, Geschirr oder Decken. Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung sei groß, so Maas: "Man spürt, das kommt von Herzen." Der katholische Pfarrer Dietmar Bell berichtete von Kaffeetreffs und anderen Aktionen in Hüttigweiler, bei denen Bevölkerung und Flüchtlinge sich kennenlernten. Demnächst stehe ein großes Erntedankfest an. Toni Schröder von der katholischen Pfarrgemeinde Illingen informierte, ein Fahrradprojekt brauche wieder etwas Anschub. Maria Darsch, Renate Kleer und Katharina Messinger berichteten, dass in der Alten Schule in Uchtelfangen, die die Evangelische Kirche zur Verfügung stellt, immer reges Treiben herrsche. Allein vier Mal die Woche gebe es Sprachunterricht. "Manchmal lassen wir die Arbeit aber auch ruhen und unterhalten uns."

Weil für den Unterricht Bücher benötigt werden, versprach König spontan rund 600 Euro, die anstatt einer Kreiseleinweihung nun diesem Zweck zufließen sollen. Der Bürgermeister erklärte außerdem, die Zusammenarbeit mit dem Land laufe hervorragend, er stehe in ständigem Kontakt mit dem Innenministerium. Mehr Engagement fordert er vom Bund: "Wir brauchen mehr Geld und vor allem weniger bürokratische Hürden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort