50 Meter hoch im Hosterwald geplant Wustweiler wehren sich gegen Mobilfunkmast

Wustweiler · Bürger befürchten Belastung durch Strahlen und kritisieren „Verschandelung“ des Hosterwalds. Gemeinde hat Widerspruch eingelegt.

 Die Wustweiler Bürgerinitiative am Standort für den geplanten Mobilfunkmast hinter dem Waldparkplatz am Hosterwald.

Die Wustweiler Bürgerinitiative am Standort für den geplanten Mobilfunkmast hinter dem Waldparkplatz am Hosterwald.

Foto: Heidi Hahn

Mobilfunkstationen sorgen dafür, dass wir störungsfrei mit dem Handy telefonieren können. Dafür strahlen sie aber rund um die Uhr. Die elektromagnetische Strahlung ist notwendig, damit Handys Anrufe entgegennehmen und absetzen können. Viele Bürger sind über diese Strahlungen und deren möglicherweise gesundheitsgefährdende Wirkung beunruhigt. Und immer mehr Bürger in Deutschland wehren sich dagegen, wenn in ihrer direkten Nähe ein neuer Mobilfunkmast geplant ist. So wie im Illinger Ortsteil Wustweiler.

Unmittelbar hinter dem Waldparkplatz am Hosterwald, einem beliebten Erholungsgebiet für Menschen aus dem gesamten Landkreis, plant die Deutsche Funkturm GmbH einen 50 Meter hohen Mobilfunkmast. Etliche Bürgerinnen und Bürger der Wohngebiete Stockberg, Haberfeld, Brühlstraße und Waldmühle wehren sich vehement – einige auch mit anwaltlicher Hilfe – gegen das Bauprojekt. Bereits seit dem Tag im Oktober 2016, als ein kleiner Hinweis auf den Bauantrag im Gemeindeblatt „Illinger Nachrichten“ erschien. Im November 2016 schrieben Heidi und Rainer Hahn an Bürgermeister Armin König mit der Bitte, die Errichtung der Mobilfunkantenne im Hosterwald zu verhindern und ein Mobilfunkvorsorgekonzept für die Gemeinde zu erstellen. Durch den Bau würden die Landschaft und die Natur negativ beeinflusst und vor allem die Gesundheit der Menschen durch die Strahlen gefährdet. Der Bauausschuss der Gemeinde Illingen hat sich zwischenzeitlich gegen das Projekt ausgesprochen, indem er das Einvernehmen nicht herstellte. Das Widerspruchsverfahren wird am Mittwoch, 31. Juli, vor dem Kreisrechtsausschuss verhandelt. In dieser Verhandlung wird auch die Gemeinde Illingen als Verfahrensbeteiligte gehört, teilt die Kreisverwaltung auf SZ-Anfrage mit. Weiter heißt es: „Generell kann der Landkreis Neunkirchen gemäß Paragraph 72 Absatz 1 Landesbauordnung LBO das erforderliche Einvernehmen der Gemeinde ersetzen, wenn die Gemeinde ihr Einvernehmen rechtswidrig versagt hat.“ Über weitere Einzelheiten im Genehmigungsverfahren kann die Kreisverwaltung nach eigenen Angaben aufgrund des Datenschutzes des Antragsstellers keine Auskünfte erteilen.

Da die Sitzung öffentlich ist, werden auch Mitglieder der Wustweiler Bürgerinitiative vor Ort sein. „Wir fühlen uns von den Strahlen bedroht“, sagt Heidi Hahn, die sich inzwischen intensiv mit dem Thema Mobilfunk beschäftigt hat, unter anderem bei der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation „diagnose:funk“. „Fakt ist“, sagt auch Anwohnerin Diana Riehm: „Ein Handy kann man ausschalten, den Funkturm nicht.“ Nachbar Gerhard Liebel sieht durchaus Alternativen für den Mobilfunkbetreiber, wie kleinere Anlagen mit geringerer Strahlung. 35 Widerspruchsschreiben gebe es inzwischen, informiert Heidi Hahn, die die Anwohner vor „vollendete Tatsachen gestellt“ sieht. Ihrer Ansicht nach trägt die Kommune die Verantwortung für den Schutz der Gesundheit ihrer Bürger. „Daher fordern wir, dass sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Baugenehmigung unbedingt abwenden muss, um die, nicht nur in unmittelbarer Nähe des Funkmastes lebenden Menschen, insbesondere die Kinder und Jugendlichen, vor den gesundheitsschädigenden Auswirkungen der Mikrowellenstrahlung zu schützen.“ Hier sei es dringend nötig, unabhängige Fachleute zu kontaktieren und über die Thematik sowie die möglichen Alternativtechniken zu informieren.

Fehlende Alternativen vermisst auch Anwohner Karsten Schmidt, der ebenfalls Widerspruch gegen die erteilte Baugenehmigung gestellt hat. Für ein Bauwerk außerhalb geschlossener Ortschaften müssten besondere Anforderungen erfüllt werden. So müsse der Betreiber eine „Suchkreisanalyse“ vorlegen und begründen, warum Alternativen an anderen Orten nicht funktionieren. Dies sei in diesem Fall nicht geschehen. „Der Mobilfunkbetreiber hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“, glaubt Karsten Schmidt. Im Übrigen werbe die Gemeinde Illingen mit dem Prädikat „Erholungsort“. Da sei ein 50 Meter hoher Mobilfunkmast in einem bei Läufern und Spaziergängern sehr beliebten Landschaftsschutzgebiet keine Werbung für die Gemeinde. Doch es helfe nichts, sich nur dagegen auszusprechen. Es wäre seiner Ansicht nach schön, wenn sich die Gemeinde aktiv in das Thema einbringen würde. „Wir hoffen natürlich, dass der Bau noch abgewendet werden kann.“

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