Wollnys Wunderkammer

Illingen · Begleitet von der israelischen Musikerin Tamar Halperin aus Tel Aviv, spielte Michael Wollny beim Konzert in der Illipse diesmal seine Eigenkomposition „Wunderkammer“, eine Symbiose verschiedenster Instrumente. Das Publikum war beeindruckt von der ungewöhnlichen Klangwelt.

. Wenn technische Perfektion auf fast jugendliche Leichtigkeit und Ungebundenheit trifft, dann ist es Michael Wollny. Bereits zum dritten Mal - und in diesem Jahr auch zum letzten Mal - gastierte der mehrfache Echopreisträger als Artist in Residence am Samstag in der Illipse. Auch an diesem Abend brachte er ein besonderes Programm mit und lud sich als Unterstützung am Cembalo seine langjährige musikalische Weggefährtin Tamar Halperin aus Tel Aviv ein.

Außergewöhnliche Komposition



Als Hauptprogramm des Abends wurde der Dialog "Wunderkammer" aus dem Jahr 2009 angekündigt, womit sich für alle Jazzbegeisterten die seltene Gelegenheit ergab, diese außergewöhnlichen Kompositionen aus der Feder von Michael Wollny "live on stage" zu erfahren. Vor dem Hauptprogramm ließen es sich die beiden Top-Musiker jedoch nicht nehmen, für die Illinger Jazzgemeinschaft etwas ganz Besonderes zu präsentieren. In der ersten Hälfte des Konzertabends ließ Wollny seiner israelischen Begleitung mit den jugendlichen Zöpfen und dem pinken Schal den Vortritt und genoss zusammen mit dem Publikum die ganze Vielfalt des barocken Zupfklavieres.

Mit ihren komplexen Interpretationen der Stücke von Bach und Ritter zeigte Tamar Halperin ihr Gespür, klassische Harmoniegerüste mit modernen Minimal-Einflüssen zu kombinieren. Sicherlich eines der Highlights des Abends war die atemberaubende Improvisation von Wollny auf das zuvor Gehörte. Bereits bei den ersten Tönen wurde klar, dass Michael Wollny sich zurecht zu einer Instanz der zeitgenössischen Jazzszene entwickelt hat und mit seinen mutigen und kreativen Kompositionen den Jazz zwar nicht neu erfindet, ihm aber seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt, indem er verschiedenste Genre in sein Spiel einfließen lässt.

Nach einer kurzen Pause folgte das Hauptprogramm "Wunderkammer". Inspiriert durch die mittelalterlichen Vorgänger der modernen Museen - den Wunderkammern von wohlhabenden Adeligen - in denen Kuriositäten aus aller Welt frei und auf den ersten Blick zusammenhangslos gesammelt wurden, erschuf der sympathische Pianist mit den zerzausten Haaren und den Turnschuhen eine Symbiose verschiedenster Instrumente, die zum Staunen verleitet. Die obertonreichen Klänge des Cembalos zusammen mit den weichen Anschlägen auf dem Flügel erzeugten zusammen ein ungewöhnliches und zugleich stimmiges Gefüge von Harmonien. Neben typischen Jazz-Elementen entlieh sich Wollny ebenfalls einiger Rhythmus- und Melodiemuster der modernen Elektromusik und nutzte den Korpus seines Flügels als Percussion-Instrument.

Autogramme zum Schluss

Das begeisterte Publikum verabschiedete die Musiker mit tosendem Applaus, wofür sich Michael Wollny mit einer anschließenden Signierstunde bedankte. Mit seiner Residenzreihe hat Wollny die Messlatte für die Jazzkünstler in der Illinger Jazz Lounge erneut ein Stück höher gelegt und man darf gespannt sein, mit welchen Gästen die Illipse im nächsten Jahr begeistert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort