Wenn Beamte Geister sehen

Illingen · Die trockenen Beamtenwitze und die Geschichte mit den lokalen Einflechtungen kamen beim Publikum gewohnt gut an. Regie führte Margret Detemple.

 Müller (Jens Lenhoff, 2.v.l.) stößt beim Rest der Borrmaschdräi auf taube Ohren - den Geist (Gerd Hoffmann) sieht nur er. Foto: Meyer

Müller (Jens Lenhoff, 2.v.l.) stößt beim Rest der Borrmaschdräi auf taube Ohren - den Geist (Gerd Hoffmann) sieht nur er. Foto: Meyer

Foto: Meyer

Wenn man sich nach 15 Jahren unsichtbaren Geisterdaseins erstmals einem Menschen zeigt, rechnet man wahrscheinlich mit vielen Reaktionen: dass das Gegenüber vor Schreck versteinert, schreit oder gar angreift. Aber "Hann Sie iwwahaupt e Märkche gezoh?", bringt Geist Nikolaus Nachtigall (Gerd Hoffmann) dann doch leicht aus dem Konzept. Ebenso, dass Theobald Müller (Jens Lenhoff) ihn partout nicht anhören will. "Geischda gebt's net! Sonschd würd do irgendwo was in unsere Verordnunge stehn!"

Damit hätte Nikolaus, der das Publikum schon beim ersten Erscheinen mit wirrem, weißem Haar und gesund blass-grünen Teint für sich einnahm, rechnen können, offenbarte er sich doch in der Illinger "Borrmaschdräi" - im Rathaus. Und dort arbeitet man - zumindest in "Der Geist im Rathaus" von Hans Schimmel, mit dem der Theaterverein am Samstag in der Illipse Premiere feierte - eben streng nach Verordnung. "Kinnschd dau dich mit deinem Frühstück do mo e bissje dummele?", macht Elfriede Schwarz (Brigitte Hoffmann) ihrem Kollegen Müller Druck. "Mir hann schließlich in dräi Minudde Middachspaus!" Und schon wird der Countdown gezählt, um auch ja pünktlich abzusperren. "Pünktlichkeit is eine Tugend!" Außerdem will man sich den Stress ersparen, "die Middachspaus nohschaffe se misse".

Klar, eine Rathaus-Komödie muss natürlich strotzen vor Beamtenwitzen. Und Lenhoff und Hoffmann brachten sie so trocken rüber, dass das Publikum sich kringelte vor Lachen. Auch äußerst beliebt: Die lokalen Einflechtungen. So war Müllers Briefwaage nicht nur geeicht, sondern sogar "e Eichert" (aus Hüttigweiler).

Doch Nikolaus lässt sich nicht abwimmeln, war er doch selbst Beamter, Vorgänger von Müller! Schließlich überzeugt er ihn von seiner Botschaft: "Das Rathaus un dei Stuhl sinn in Gefahr!" Die Bürgermeisterin (Brigitte De Pizzol) will nämlich Illingen Merchweiler eingemeinden, Oberbürgermeisterin werden und das Illinger Rathaus platt machen lassen. Doch niemand glaubt Müllers Geistergeschichten: "Datt is bestimmt die zusätzliche Belastung durch die Ausgabe von da gelbe Säck", klagt Schwarz.

In einem Wirrwarr von Auf- und Abtritten, in dem die Putzfrau (Manuela Bick), eine Wahrsagerin (Sabine Engel), der zwielichtige Berater der Bürgermeisterin (Martin Buedenbender) und zwei zerstrittene Nachbarinnen (Margret Detemple, Rita Bick) kräftig mitmischen, überzeugt Müller schließlich durch vorgegaukelte Hellsichtigkeit. Der Plan fliegt auf. Die Borrmaschdräi steht noch.

Regie führte erstmals Margret Detemple, das Ergebnis war gewohnt spitzenmäßig.

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