Podiumsdiskussion am Ilgi „Von weniger Europa hat keiner mehr“

Illingen · Zehnerklassen des Illtal-Gymnasiums hatten zur Diskussionsrunde „Europa - Krisen und Visionen“ geladen.

 Sie stellten sich den Fragen der Schüler: Von links: Rudolf Müller (AfD), Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen), Oliver Luksic (FDP), Alwin Theobald  (CDU), Barbara Spaniol (Die Linke)  und Eugen Roth (SPD) am Illtal-Gymnasium.

Sie stellten sich den Fragen der Schüler: Von links: Rudolf Müller (AfD), Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen), Oliver Luksic (FDP), Alwin Theobald  (CDU), Barbara Spaniol (Die Linke)  und Eugen Roth (SPD) am Illtal-Gymnasium.

Foto: Andreas Engel

Es ist schon beachtenswert, was die vier Zehnerklassen des Illinger Illtal-Gymnasiums da auf die Beine gestellt hatten. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Europa - Krisen und Visionen“ zu organisieren,  ist eine Sache. Aber diese dann auch so gut vorzubereiten, dass die geladenen Politiker dank fundierter Fragen und Nachfragen zu sachlichen Aussagen gezwungen waren - davon können sich so manche TV-Polit-Talker eine Scheibe abschneiden. Dass das Podium am Dienstagmorgen in der Aula des Gymnasiums auch top besetzt war, überraschte. Wahlen stehen unmittelbar keine bevor, und selbst wenn: Zehntklässler dürften kein Kreuzchen machen. Die Bundestagsmitglieder Markus Tressel (Die Grünen) und Oliver Luksic (FDP) sowie die Landtagsmitglieder Barbara Spaniol (Die Linke), Alwin Theobald (CDU), Eugen Roth (SPD) und Rudolf Müller (AfD) waren gekommen, um Rede und Antwort zu stehen. Zwar lehne die Schülerschaft die Inhalte der AfD größtenteils ab, erklärte Moderator Justin Gesellchen im Vorfeld, aber man habe sich bewusst dazu entschlossen, Vertreter aller größerer Parteien einzuladen. Und sie durften allesamt erklären, was die EU beziehungsweise Europa für sie bedeutet.

Die EU habe sich bis zur Einführung des Euros gut entwickelt, meinte Müller, treibe nun aber Europa auseinander. Sieben Jahrzehnte in Frieden und Freiheit in Europa sprächen für die EU, so Luksic. Und Krisen wie derzeit habe es sei jeher innerhalb der EU gegeben, da es für jeden Staat schwierig sei, ein Teil seiner Souveränität mit dem Beitritt abzugeben. Die EU sei für sie ein Zeichen für Frieden, das man nicht gefährden dürfe, sagte Barbara Spaniol. Allerdings müssten soziale Rechte europaweit verankert werden. Die EU sei eine Erfolgsgeschichte, fand Alwin Theobald, aber es gebe immer wieder Probleme, die niemand vorhersehen könne. So etwa „die Flüchtlingskrise“, bei der es leider keine Solidarität innerhalb Europas gegeben hätte. Eugen Roth zitierte Jean-Claude Juncker, den Präsidenten der Europäischen Kommission: „Wer Europa nicht versteht, soll Soldatenfriedhöfe besuchen.“ Für ihn und seine Partei sei die EU ein großes Friedens- und Freiheitsprojekt, sagte Markus Tressel. Es sei ein Privileg, über Grenzen fahren oder in anderen Ländern studieren zu können, daher müsse man wieder mehr in Europa investieren. „Von weniger Europa hat keiner mehr“, so Tressel.

Womit auch schon der Bogen zum  Brexit gespannt war, der den Briten künftig jede Menge weniger Europa bringen wird. Eine „selbstzerstörerische Abschottung“ sei das, betonte Eugen Roth, denn für die Briten würde dieser Austritt auch bedeuten, dass sie viel Geld zurückzahlen müssten. Eine Entscheidung, die den Briten noch viele Schwierigkeiten bringen wird, so der Tenor im Publikum. Nur Müller bescheinigte ihnen Schlauheit, da sie auch den Euro nicht als Währung eingeführt hätten. Und überhaupt seien die Menschen mit der Völkerwanderung überfordert und hätten daher für den Austritt aus der EU gestimmt. Tressel dazu: „Es ist schon ein Wunder, wie man bei jedem Thema auf die Flüchtlingsproblematik kommen kann.“

Abschließend bekräftigten die Politiker die Wichtigkeit und Richtigkeit der EU, an der man unbedingt festhalten und für deren Erhalt man sich stark machen müsse. Nur einer fand, dass Deutschland aus der EU austreten solle.

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