Lateinschule Illingen Betrachter auf eine Farbreise geschickt

Illingen · Ulrike Hansen und Jürgen Reichert stellen in der Galerie alte Lateinschule Illingen aus.

 Die Künstler Jürgen Reichert und Ulrike Hansen (von rechts) im Gespräch mit Ingeborg Besch und Ursula Meiser.

Die Künstler Jürgen Reichert und Ulrike Hansen (von rechts) im Gespräch mit Ingeborg Besch und Ursula Meiser.

Foto: Maria Boewen-Dörr

Ingeborg Besch hat Farbe in ihre Galerie gebracht, und zwar die Farben eines strahlenden Sommers mit insgesamt 40 Werken von Ulrike Hansen und Jürgen Reichert. Es ist die dritte Ausstellung in der alten Lateinschule, getreu dem Leitthema für 2019 „Paarausstellung.“

Das Künstlerehepaar lebt in Berlin, „hat aber keine Mühe gescheut, die Bilder von Berlin nach Illingen zu transportieren“, freute sich die Galeristin, die bei ihrer Laudatio die Gegensätze der künstlerischen Darstellung der beiden Künstler beleuchtete. Abstrakt oder figurativ? „Ulrike Hansen wurde Meisterschülerin bei einem der bedeutendsten farb-konkreten Künstler des 20. Jahrhunderts. Ob sie Strandszenen schildert, eine Mondnacht am Meer oder einen Golfspieler im Visier hat oder tanzende Frauen – was uns trifft, ist die Sprache der Farbe“, sagte die Galeristin. „Sie ist gewiss subjektiv, aber nicht willkürlich.“

Mit groben Pinselstrichen malt die Künstlerin klar strukturierte Formen und Farbfelder, teilweise verknüpft mit Erinnerungen und persönlichen Erlebnissen, wie beispielsweise die Strandbilder. Die Natur inspiriere sie, farbintensive Bilder zu malen und sie assoziativ dem Betrachter zugänglich zu machen. Viele ihrer Bilder sind in Bewegung mit Leben gefüllt. Die Faszination, die ihre Werke beim Betrachter auslösen, hat sicherlich auch mit der gewählten Maltechnik, der Eitempera zu tun. Die Eitempera besteht aus wasserverdünntem Eigelb als Bindemittel und einem Pigment (Temperamalerei). Ihre Anfänge finden sich in der früheuropäischen Tafelmalerei.

So zaubert sie eine Landschaft in Grün oder Kühe auf die Leinwand oder eine Libelle oder märchenhaften Rittersporn. Bei den Werken von Jürgen Reichert ist das Ereignis Farbe. Aus Kringeln, Strichen, Rechtecken, Punkten wird die Farbe arrangiert. Es ist ein Experiment, sich auf das Farbspiel einzulassen, um letztendlich von den heiteren und wirklich farbenfrohen Harmonien begeistert zu sein. Denn der Künstler verzichtet auf jegliche Szenerie. „Die Gestik spielt in seinen Werken eine erzählerische Rolle: tanzend, wild, geordnet, orthogonal, kreiselnd“, so beschreibt Ingeborg Besch und stelle den Betrachter vor eine „starke Herausforderung, sich zu öffnen.“

Die Besucher der Ausstellung begeben sich aber auf jeden Fall auf eine Farbreise. Denn sowohl bei den Bildern von Ulrike Hansen als auch bei denen von Jürgen Reichert ist die Farbe die Hauptdarstellerin, bei Ulrike Hansen in figurativen Elementen, bei denen der Farbklang „harmonisch schwingen muss und keine Farbe zu viel auf das Bild kommt“, bei Jürgen Reichert entwickeln sich Farbakkorde aus langjähriger Erfahrung und freier Inspiration.

Es passiert auch hin und wieder, dass er sein eigenes Bild nicht fertig malt und seine Frau das Werk aus ihrem Blickwinkel betrachtet und mit ihren Farbformen verwandelt. Beide Künstler haben sich seit einem Jahr ein weiteres Hobby ausgesucht. Er lernt Posaune, sie Flügelhorn, denn „auch Klänge sind farbig“, sagte Reichert.

Die Ausstellung läuft bis 21. Dezember. Geöffnet ist sie freitags von 15 bis 19 Uhr; samstags von 11 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter der Telefonnummer (0 68 25) 9 69 30 22 und unter galerie@alte-lateinschule.com

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