Neue Kommissaranwärter vereidigt So viele neue Polizistinnen wie noch nie

Illingen · 130 neue Kommissaranwärter sind von Innenminister Klaus Bouillon vereidigt worden. Der Frauenanteil ist so hoch wie noch nie.

 130 Kommissaranwärterinnen und -anwärter wurden am Dienstag in Illingen vereidigt, so viele wie noch nie.

130 Kommissaranwärterinnen und -anwärter wurden am Dienstag in Illingen vereidigt, so viele wie noch nie.

Foto: Engel

Die Schritte wirken noch unsicher, die Haltung eher verschüchtert als respekteinflößend: So zogen gestern 130 neue Kommissaranwärterinnen und -anwärter der saarländischen Polizei in Illingens Kulturforum „Illipse“ ein. Zur Feier ihrer Vereidigung ist der Festsaal brechend voll. Mütter, Väter, Geschwister drängen sich in den Stuhlreihen – die meisten mit gezücktem Smartphone, um die Zeremonie zu filmen.

„Ich bin seit 40 Jahren bei der Polizei, aber eine solche Zahl an Neuanwärtern hat es noch nie gegeben,“ eröffnet Landespolizeipräsident Norbert Rupp die Feier. Diese hohe Zahl ist eine Reaktion auf den Personalmangel bei der saarländischen Polizei, der in der Vergangenheit für viel Diskussionsstoff sorgte. Die nächsten Jahre sollen weiter Abhilfe schaffen: 2020 werden 150 Kommissaranwärter eingestellt, 2021 sollen es 140 werden, 2022 schließlich 130 – insgesamt 100 mehr als ursprünglich geplant. „Das zeigt deutlich, dass wir die Trendwende bei der Polizei eingeleitet haben und die personelle Situation Stück für Stück verbessern werden“, sagt Innenminister Klaus Bouillon (CDU) dazu, der in Illingen die Laudatio hält und später auch die Ernennungsurkunden überreicht.

Davor beweist die Big Band der saarländischen Polizei aber noch Humor, indem sie die Melodie des „Tatort“ spielt. Einzige Frau auf der Bühne: Susanne Thewes, Flötistin und Sängerin und seit 30 Jahren bei der Polizei angestellt. Das Saarland hat erst 1986 Frauen zum Polizeidienst verpflichtet. Sie war eine der ersten gewesen. „Das war schon ein eingeschworener Männerhaufen,“ erinnert sie sich an ihre erste Dienststelle. Probleme mit den Kollegen habe es damals aber zum Glück nicht gegeben. „Wenn man in eine Männerdomäne einsteigt, rüstet man sich ja schon ein wenig.“ Es freut sie, dass unter den 130 Kommissaranwärtern insgesamt 50 Frauen sind. „Ich hoffe, dass davon später auch einige in Führungspositionen sitzen,“ schmunzelt Thewes.

Eine der Anwärterinnen ist Celine M. Für die erst achtzehnjährige Fachabiturientin aus Völklingen-Lauterbach stand der Berufswunsch schon in der 8. Klasse fest. Ein bisschen Sorgen haben sich ihre Eltern zu Anfang schon gemacht, berichtet sie – „aber das wäre bei einem Jungen genauso.“ Auf die harte Sportprüfung angesprochen, an der viele Bewerberinnen scheitern, reagiert sie mit einem Achselzucken. Aufgeregt sei sie natürlich gewesen, aber besonders vorbereitet habe sie sich nicht – schließlich sei sie in der Schule sehr gut in Sport gewesen und Mitglied in einem Karateverein. Ob Frauen andere Qualifikationen für den Polizeidienst mitbringen? Sie zögert. „Man sagt ja, dass Frauen besser sind, wenn es um Deeskalation geht, aber ich will das nicht pauschalisieren.“ Trotzdem: Sie sei froh, dass so viele andere Frauen mit ihr anfangen.

Die strahlen jetzt, wo die Vereidigung hinter ihnen liegt und der offizielle Teil geschafft ist, mit ihren männlichen Kollegen um die Wette. Ein Nordrhein-Westfale ist darunter, 24, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte. Nach seinem Studium (Sport- und Gesundheitswesen) habe es ihn ins Saarland verschlagen, weil die Anforderungen an Bewerber hier niedriger sind. Ein Schwimmabzeichen in Bronze statt Gold - „das habe ich in NRW nicht geschafft.“ Ansonsten hätte ihn das psychologische Gespräch ein wenig ins Schwitzen gebracht. So hätten seine Gesprächspartner bei einer Antwort von ihm immer wieder nachgehakt, da sei er dann schon sehr nervös geworden. Ob vielleicht genau das der eigentliche Test war? „Möglich,“ antwortet er lachend.

Die Ausbildung der Kommissaranwärter beginnt zwar erst am 1. Oktober – doch mit ihrer Vereidigung sind sie nun schon Beamte auf Probe. „Was Sie dann zu sehen bekommen werden, ist sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig“, drückte es Landespolizeipräsident Rupp bei seiner Rede aus. An diesem Tag allerdings ist von den Herausforderungen, die auf die jungen Polizisten zukommen werden, noch nicht viel zu spüren. Bemüht um Dienstwürde ist man dennoch. „Müssen wir unsere Mütze eigentlich sofort aufsetzen, sobald wir nach Draußen gehen?“, fragt ein Anwärter eine ältere Beamtin – und setzt sie eilig auf, als sie schmunzelnd bejaht.

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