Sind wir nicht alle ein bisschen „Star Trek“?

Illingen · Am 8. September 1966 hob das Raumschiff Enterprise zum ersten Mal in unendliche Weiten ab – mitten rein in galaktische Fan-Massen. Die Science-Fiction-Serie ist Kult – und noch mehr, sagen zwei bekennende „Trekkies“.

Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2016. Captain Jean-Luc Picard ist zu Besuch bei Captain James T. Kirk, um über die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise zu fachsimpeln. Eine perfekte Szene, dem großen Geburtstag angemessen. Okay, im wahren Leben tragen die beiden keine Kapitänsuniform der Sternenflotte - "zumindest nicht immer", scherzt Kirk, der eigentlich Benjamin Kiehn ist und Veranstalter des Fantasie-Konvents Fark in Landsweiler-Reden. "Wir sind keine Nerds, wir haben nur einen kleinen, liebenswerten Spleen", ergänzt Picard alias Kalibo alias Zauberkünstler Kai Borchers. Die beiden sind Kumpels, seit mehr als 25 Jahren Trekkies (Fans der Weltraum-Serie "Star Trek"), Prominente der saarländischen Fan-Szene und haben heute einen roten Punkt im Kalender: 50 Jahre "Star Trek". Ein Feiertag.

Zumindest für die galaktische Fangemeinde, die mehr eint als das Sammeln aller Folgen, das temporäre Tragen von Uniformen, ein Hang zur Vulkanier-Begrüßung oder ein "Hallo, wie geht's?" auf Klingonisch. Es ist die Botschaft der Reihe, die sie begeistert. Eine humanistische Philosophie, sagen "Kirk" Kiehn (34) und "Picard" Kalibo (40), die beide als Jungs "infiziert" wurden. "Keine andere Serie hat die Zukunft je so positiv beschrieben wie ‚Star Trek‘. Man sollte sie noch mindestens 50 weitere Jahre anschauen." Kalibo stimmt zu. "Entscheidend ist der Entwurf der Welt, der auf Logik und Vernunft, Frieden und Akzeptanz anderer Lebensformen beruht." Ein Vorbild, bis heute. Verpackt in Abenteuer-Geschichten. "Zeitlos gut." Humor spiele auch eine Rolle. Und dann natürlich das Thema Technik. Was damals Vision war, ist heute real - auch das begeistert Fans bis heute.

So sprach die Besatzung der Enterprise, die am 8. September 1966 erstmals durch US-amerikanische Fernsehbildschirme flog, schon früh in ihre Kommunikatoren. "Vorläufer unserer heutigen Handys", sagt Kiehn. Auch Tablet-Visionen gab es schon, außerdem Replikatoren, quasi heutige 3-D-Drucker. Und vom "Warp" seien Antriebstechnologien nicht mehr so sternenweit entfernt wie früher. "Diese Annäherung von Technik und Fiktion" sei mit ein Grund, warum die Serie um Kirk, Mr. Spock, Picard und Co. zum Kult wurde. Und zu einem Kulturgut: So sprengte sie etwa mit einem der ersten Filmküsse zwischen einem Weißen (Captain Kirk) und einer Schwarzen (Lieutenant Uhura) die Konventionen. 1968 ein Skandal, bis heute eine subversiv-fantastische Leistung, betonen Fans .

"Früher galten Science-Fiction-Fans als Spinner", sagt Kiehn. "Heute ist die Fantastik salonfähig, denn die Realität hat gezeigt, dass vieles so gekommen ist, wie es schon vor 50 Jahren gezeigt wurde." Ein wenig "Star Trek" stecke heute in jedem von uns. Was für eine Laudatio zum Geburtstag.

Zu Beginn hätte wohl nicht mal ein hyperintelligenter Außerirdischer vorausgesagt, dass es so kommen würde. Die erste Serie - die in Deutschland ab 1972 im ZDF unter dem Titel "Raumschiff Enterprise" lief - wurde 1969 wegen mangelndem Interesse der Zuschauer eingestellt. Doch die Mondlandung weckte ein neues Interesse an "unendlichen Weiten" - und das Raumschiff, das Produzent Gene Roddenberry erschaffen hatte, wurde zur Legende. Heute hat die Reihe 13 Kinofilme und mehr als 700 Folgen diverser Serien-Ableger vorzuweisen - noch zum 50. ist sie ein Milliardengeschäft im Unterhaltungsbereich. Und die Fan-Gemeinde wächst. Auch im Saarland.

Benjamin Kiehn hat Erfahrung. Seit 2013 organisiert er den Fantasie- und Rollenspielkonvent (Fark), der im vergangenen Jahr 40 000 Fans des Genres um "Star Trek" und Co. nach Landsweiler-Reden zog. Während heutzutage jeder dritte Deutsche Fantastik-Bücher- oder Filme kaufe, schätzt Kiehn die aktive Szene - die auch in Uniform zu Konvents kommt - auf drei Millionen Menschen in Deutschland, im Saarland auf "mehrere tausend". Hierzulande leben auch wahre Trekkie-Experten wie Klingonisch-Guru Lieven Leo Litaer oder "Star-Trek"-Dozent Hubert Zitt.

 Um das legendäre Raumschiff Enterprise und die Abenteuer seiner Besatzung drehen sich bis heute 13 Kinofilme und mehr als 700 Fernsehfolgen. Die Science-Fiction-Reihe hat Millionen Fans. Foto: dpa

Um das legendäre Raumschiff Enterprise und die Abenteuer seiner Besatzung drehen sich bis heute 13 Kinofilme und mehr als 700 Fernsehfolgen. Die Science-Fiction-Reihe hat Millionen Fans. Foto: dpa

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"Es ist mehr als ein Hobby", resümiert Kalibo, der Zitate aus seiner Lieblings-Serie auch gerne in sein Bühnenprogramm einbaut. Er wird seiner Picard-Uniform und der Reihe treu bleiben, genau wie "Kirk" Benjamin Kiehn. Für die nächsten 50 Jahre - mindestens.

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